Wir traben gemächlich dahin. Damian ist noch etwas angeschlagen und deshalb lassen wir uns Zeit.
„Ich möchte dich meinen Eltern vorstellen", meint er nach einiger Zeit aus heiterem Himmel.
„Sind wir schon so weit?", scherze ich.
„Ich möchte, dass du sie kennenlernst. Dann kannst du die Lage besser beurteilen. Wegen der Prinzessin meine ich."
„Und warum sollten sie mich empfangen?"
„Hey, du hast ihrem Sohn das Leben gerettet. Wenn das nicht Grund genug ist."
„Ich bin noch nie dem König gegenübergestanden. Ich kann das sicher nicht."
„Du braucht nur eine tiefe Verbeugung machen und nicht so vorlaut sein, wie sonst immer", grinst er.
„Ich bin doch nie vorlaut", spiele ich die Beleidigte.
„So wie du, hat noch nie jemand mit dem Prinzen gesprochen."
„Der Prinz hat mich zum Schwertkampf herausgefordert."
„Das ist eine Ehre und kein Grund aufmüpfig zu werden", kichert er.
„Du bezeichnest mich als aufmüpfig. So etwas!",
„Süß aufmüpfig."
„Süß? Ist das dein Ernst? Willst du flirten?"
„Warum nicht?"
„Weil du der Prinz bist und ich ein einfaches Mädchen vom Lande."
„Du spielst gern die Karte des unbeholfenen Mädchens vom Lande. Dabei hast du es faustdick hinter den Ohren."
„Ich habe eben gelernt, mich durchs Leben zu schlagen."
„Das kannst du. Du bist dabei so gut, dass du so nebenbei einem Prinzen das Leben rettest."
„Das war nur Spaß."
„Was ist dann bei dir Ernst."
„Nun ja, wenn ich nicht mehr weiterweiß."
„Dann hatte ich also nur Glück."
Ich lache laut und vergnügt auf und wir werden etwas schneller. Diamond und ich bilden eine Einheit. Als würde er wissen, was ich fühle und denke. Ich muss ihm gar keine Befehle mehr geben, er versteht mich einfach so. Es muss Gedankenübertragung sein.
Ich fühle mich aber auch Damian verbunden. Ich mag den jungen Mann und er scheint mich zu mögen. Immerhin flirtet er mit mir. Allerdings bringt mich das auch in eine Zwickmühle. Ich komme aus einem anderen Land, um eine Prinzessin, die hier gefangen gehalten wird, zu befreien.
Es ist zwar so, dass er sagt, er wolle sie nicht heiraten und ich glaube ihm auch, dass er nichts mit der Entführung zu tun hat, und sich Sorgen um die junge Frau macht. Trotzdem ist er der Feind. Zumindest ist das so, wenn man in bisherigen Mustern denkt. Kann ich ihm vertrauen? Habe ich in ihm einen Verbündeten? Mir schwirrt der Kopf.
Wir kommen zurück zum Pferdestall. Wir steigen auf dem Platz davor ab. Der Stallmeister und die Stallburschen schauen mich an, als wäre ich das achte Weltwunder.
„Diamond gehört ab sofort Elea. Für Futter und Pflege komme ich auf. Bringt die Pferde in den Stall", ruft Damian den Wartenden zu.
„Darf ich ihn selbst in den Stall bringen?", frage ich.
„Du willst die Arbeit der Stallburschen machen?", erkundigt sich Damian überrascht.
„Ich will mich um mein Pferd kümmern. Das sind zwei verschiedene Dinge. Wie soll Diamond eine Bindung zu mir aufbauen, wenn sich ein Stallbursche um ihn kümmert."
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Die junge Kriegerin
FantasyEin junges Mädchen, Auszubildende im zweiten Jahr in der königlichen Garde, bewirbt sich für eine gefährliche Mission. Sie wird ausgewählt und für sie beginnt eine aufregende Zeit.