Kapitel 8

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„Was war das?", raunt mir Vila zu.

„Was meinst du?"

„Der Prinz! Er scheint von dir sehr angetan zu sein."

„Angetan? Von mir? Das bildest du dir nur ein", wehre ich ab.

„Und warum darfst du einen Kampfanzug tragen, der nur ihm vorbehalten ist."

„Er wird ihn schon übrighaben. Oder er ist so pingelig, dass er ihn nicht mehr haben will, wenn schon jemand anderes ihn anhatte."

„Ja sicher!"

„Ruhe!", brüllt der Hauptmann.

Er führt uns durch ein Portal zu den Unterkünften der königlichen Garde. Wir bekommen ein Zimmer, in dem zwar acht Betten stehen, sie wirken aber alle unberührt.

„Das ist eine der Unterkünfte für weibliche Gardisten", erklärt uns der Hauptmann.

„Gibt es viele weibliche Gardisten?", frage ich nach.

„Außer euch noch vier."

„Das ist aber wenig."

„Die Frauen trauen sich nicht, in den Dienst der Garde einzutreten."

„Warum denn das?"

„Mädchen beschäftigen sich wohl lieber mit Hausarbeit und Sticken. So kämpferisch wie ihr sind sie nicht."

„Wir sind auf dem Land aufgewachsen. Da muss man sich auch mal verteidigen können. Meist gegen wilde Tiere, manchmal aber auch gegen betrunkene Männer", grinst Vila.

„Bei uns herrscht Alkoholverbot. Aber manchmal schaffen es einige doch, sich etwas zu besorgen."

„Keine Angst, wir wissen, wie wir uns verteidigen können", antworte ich vergnügt.

„Das hoffe ich."

„Ist das auch ein Grund, warum es so wenige Frauen bei der Garde gibt?", frage ich, einer inneren Eingebung folgend.

„Die Garde hat diesbezüglich keinen guten Ruf. Aber sollte etwas sein, meldet euch bei mir."

Der Hauptmann zeigt uns noch, wo wir das Bad und den Speisesaal finden, gibt uns die wichtigsten Informationen, um uns hier zurechtzufinden und lässt uns schließlich allein.

Wir richten uns in unserem Zimmer ein. Wir haben dieses tatsächlich für uns allein. Die anderen weiblichen Gardistinnen belegen einen anderen Raum. Platz gibt es ja offenbar genug.

Etwa eine Stunde später sind wir fertig und gehen zum Mittagessen in den Speisesaal. Als wir eintreten, richten sich alle Augen auf uns. Es wird augenblicklich still im Saal.

„Sieh mal einer an, die Püppchen sind auch schon da", ruft plötzlich einer aus der Menge. Die anderen lachen laut.

„So viel zum schlechten Ruf der Garde in Bezug auf Frauen", raune ich Vila zu. Sie nickt nur zustimmend.

Ich versuche die Anspielung genauso zu ignorieren, wie meine Freundin. Wir gehen durch die Reihen und tun so, als hätten wir nichts gehört. Wir holen uns einen Teller und lassen uns an der Ausgabe das Essen drauflegen. Dann setzen wir uns an einen Tisch. Wir haben Glück und finden einen, an dem noch keiner sitzt, aber noch zwei Stühle frei sind.

Es dauert dann allerdings nicht lange und zwei Typen kommen und setzen sich ungefragt zu uns. Ihr hinterhältiges Grinsen im Gesicht, lässt bereits nichts Gutes ahnen.

„Seid ihr unsere neuen scharfen Waffen?", kichert einer von ihnen. „Damit legen wir den Feind reihenweise flach."

Er sagt das so laut, dass es natürlich alle im Raum hören und sorgt damit für allgemeines Gelächter. Ich muss schon sagen, bei uns sind die Kerle auch überheblich und schauen uns Frauen von oben herab an, aber so etwas würde es nicht geben.

Die junge KriegerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt