Kapitel 2

54 4 0
                                    

Gespannt schaue ich Vila an. Alles, was sie bisher gesagt hat, verwirrt mich. Allein schon dieser Frau so nahe zu sein, ist eine unglaubliche Ehre für eine Kriegerin. Dass sie mich als Partnerin sieht und mir das Du anbietet, kann ich kaum glauben. Meine Freundinnen werden ausflippen.

„Prinzessin Leya wurde entführt", sagt Vila. In ihrer Stimme ist keine Emotion.

„Oh mein Gott! Und wir müssen sie befreien."

„Das war die richtige Antwort. Wir werden sie befreien."

„Was muss ich wissen?"

„Du gefällst mir. Du bist entschlossen und fokussiert."

„Du ja auch."

„Vergangenen Sonntag hat die Prinzessin einen Ausflug unternommen. Sie ist, wie du weißt, in einem etwas schwierigen Alter. Sie ist 16 und will nicht mehr alles hinnehmen, wie man es von ihr erwartet. Sie hat die Wachen abgeschüttelt, ist davongeritten und dummerweise dann verschwunden. Wir haben nur ihr Pferd gefunden, das allein an einem Baum angebunden war. Wir haben Blut am Sattel entdeckt. Ich hoffe, die Prinzessin ist nicht schwer verletzt."

„Das ist ja fürchterlich", sage ich. „Gibt es eine Spur, wer die Prinzessin entführt haben könnte?"

„Wir vermuten, dass es Krieger aus Javal waren."

„Sie wollen die Prinzessin mit ihrem Prinzen vermählen und sich damit unser Königreich unter den Nagel reißen", mutmaße ich.

„Genau diese Überlegungen haben wir auch angestellt."

„Gab es Hinweise darauf, dass es Krieger aus Javal waren?"

„In der Nähe des Pferdes haben wir Spuren mehrerer Reiter gefunden. Es muss ein Trupp von fünf bis sieben Kämpfern gewesen sein."

„Das deutet tatsächlich auf Krieger hin und da es unsere Leute nicht gewesen sein können, bleibt nur eine Möglichkeit übrig", überlege ich.

„Du gefällst mir. Du kannst sehr gut kombinieren."

„Das war jetzt nicht sonderlich schwierig. Fünf bis sieben Pferde können nur von einem Trupp Krieger stammen."

„Da bin ich ganz deiner Meinung."

„Wo suchen wir die Prinzessin."

„Im Schloss von Javal."

„Wie sollen wir da hineinkommen?"

„Wir bewerben uns als Küchenhilfen oder für andere Arbeiten im Schloss."

Ich muss auf diese Aussage hin laut loslachen. Vila schaut mich überrascht an. Ihre Augen verengen sich zu Schlitzen.

„Bist du dir dafür etwa zu schade?", will sie wissen.

Mir ist sofort klar, dass sie mein Lachen falsch verstanden hat. Deshalb versuche ich schnell wieder ernst zu sein.

„Das doch nicht. Ich habe mir nur Ruso als Küchenhilfe vorgestellt, den Sohn des Kanzlers beim Kartoffelschälen."

Zu meiner Überraschung lacht nun auch Vila. Ich hätte ihr nie zugetraut, dass sie so offen zeigt, dass sie es auch lustig findet. Sie ist sonst immer so ernst und verschlossen.

„In der Tat, Ruso wäre da nicht ganz der Richtige", meint sie. „Aber nun zu dir. Bist du dabei?"

„Ich bin dabei. Es wird mir eine große Ehre sein, mit dir auf Mission zu gehen und die Prinzessin zu befreien."

„Dir ist klar, was sie mit uns machen, wenn wir auffliegen?"

„Dass sie uns töten könnten, ist dann wohl unser kleinstes Problem."

Die junge KriegerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt