Kapitel 5

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Wir wandern weiter und gelangen gegen Abend in eine kleinere Stadt. Die Sonne ist bereits hinter dem Horizont verschwunden und ich bin müde und hungrig.

„Was nun?", frage ich.

„Wir quartieren uns im Gasthof ein."

„Wir haben Geld?"

„Sogar Geld aus Javal", grinst Vila. „Wir sind gut organisiert."

Wir gehen auf den Gasthof zu, öffnen die Tür und treten ein. Um diese Zeit herrscht noch wenig Betrieb. Die meisten Menschen sind noch auf den Feldern oder im Stall bei den Tieren. Später, so nehme ich an, wird die Gaststube deutlich voller sein. Im Moment sitzen nur vier Männer an einem Tisch.

Hinter der Theke stehen ein Mann und eine junge Frau. Es könnten Vater und Tochter sein. Zumindest gleichen sie sich stark. Wir gehen auf die beiden zu und wenden uns an den Mann.

„Guten Abend. Wir sind zwei Reisende und wollten fragen, ob ihr ein Zimmer frei habt. Wenn möglich, sollte es günstig sein", ergreift Vila das Wort.

„Wir haben ein ganz kleines Zimmer, das ist das günstigste", meint der Wirt brummig. Er scheint nicht besonders guter Laune zu sein.

„Aber Vater, im Augenblick ist doch nicht viel los. Du könntest den beiden ein besseres Zimmer zum selben Preis geben. Das ändert auch nichts. Das Zimmer über der Küche ist doch nichts für junge Frauen."

„Wir sollen ein gutes Zimmer zum billigen Preis vermieten?"

„Wir sind doch nur zwei arme Mädchen."

„Warum seid ihr überhaupt unterwegs?"

„Wir möchten zum Schloss, um Arbeit zu suchen. Unsere Familien kommen sonst nicht über die Runden."

„Vater, sei doch nicht so hartherzig. Sei froh, dass es uns gut geht."

„Ach, macht doch, was ihr wollt", sagt er. „Gib ihnen ein Zimmer. Zumindest werden die beiden Frauen nicht im Suff das Mobiliar zertrümmern."

„Dann kommt mit", grinst die Tochter zufrieden.

Wir folgen ihr die Treppe hinauf und einen kurzen Gang entlang. An einer Tür bleibt sie stehen und öffnet sie.

„Ich kann euch natürlich nicht das beste Zimmer geben, aber das müsste es auch tun", sagt sie.


„Danke, danke von Herzen", sage ich.

„Schon gut. Mein Vater ist nicht so hartherzig, wie es auf den ersten Blick scheint. In diesem Metier muss man schauen, dass man nicht übers Ohr gehauen wird. Aber aufpassen muss man vor allem bei den Männern. Wenn die im Suff alles kurz und klein schlagen, hat man oft mehr Schaden, als am Ende übrigbleibt."

„Wir werden uns ganz ruhig verhalten", versichert Vila.

„Wenn ihr etwas essen wollt, dann kommt später in die Gaststube. Es gibt heute einen leckeren Eintopf. Der ist günstig und schmeckt richtig gut. Meine Mutter ist eine ausgezeichnete Köchin."

„Danke, du bist so lieb. Wie heißt du?", erkundige ich mich.

„Ich heiße Sia und ihr?"

Wir stellen uns vor und sie verabschiedet sich dann auch schon wieder. Vila und ich machen es uns im Zimmer gemütlich und gehen dann später hinab in die Gaststube. Sia lächelt, als sie uns kommen sieht und führt uns auch gleich zu einem Tisch, der etwas abgeschieden ist.

„Eintopf?", erkundigt sie sich.

„Gerne!", bestätigt Vila.

„Auch für mich", sage ich.

Die junge KriegerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt