„Heute Abend bist du bei meinen Eltern zum Abendessen eingeladen. Deshalb machen wir etwas früher Schluss mit dem Training, damit du dich herrichten kannst."
„Aber ich habe nichts Anzuziehen!", sage ich schockiert. „Ich bin ein Mädchen vom Lande. Wo soll ich die passende Kleidung hernehmen?"
„Ich habe bereits ein passendes Kleid mit Schuhen in eure Unterkunft bringen lassen", grinst er.
„Du denkst echt an alles", muss nun auch ich grinsen.
„Ich gebe mein Bestes", lacht er selbstzufrieden.
Das Training war damit Nebensache. Ich, eine angehende Kriegerin des Südlandes, sollte das Königspaar von Javal kennenlernen. Doch, wenn der Prinz dies wünscht, dann habe ich wenig Möglichkeiten, mich zu drücken.
So verging der Tag. Damian musste mich mehrmals aus meinen Überlegungen reißen, damit ich überhaupt etwas vom Training mitbekam. Dann endlich ist es so weit. Ich kann mit Vila in unsere Unterkunft.
„Ich weiß nicht, was ich machen soll", jammere ich.
„Hingehen natürlich!", meint sie.
„Du hast leicht reden, ich bin eine Kriegerin des Südlandes und treffe den König und die Königin von Javal."
„Du bist vermutlich die erste Kriegerin des Südlandes, die das nicht als Gefangene erlebt", grinst sie. „Lass uns dein Kleid anschauen."
Sie geht zu meinem Bett, auf dem ein Kleid liegt, das in einen Stoff gehüllt ist, der es wohl schützen soll. Daneben stehen Schuhe und Unterwäsche.
„Damian denkt an alles", grinst Vila.
„Selbst an die Unterwäsche", stimme ich zu.
„Das hat den Vorteil, er weiß schon, was du drunter anhast", neckt mich meine Freundin.
„Sei nicht albert und zieh mich nicht ständig auf. Ich bin so schon nervös genug."
Vila lacht nur. Dann hebt sie das Kleid hoch und zieht den Stoff, der es schützt, weg. Ich stehe zunächst wie angewurzelt da. Das Kleid ist marineblau, meiner Lieblingsfarbe. Es ist aber auch wunderschön. Es könnte einer Prinzessin würdig sein.
„Nicht schlecht. Darin siehst du garantiert umwerfend aus", meint meine Freundin anerkennend.
„Kann ich so etwas überhaupt tragen?"
„Natürlich kannst du."
Vila hilft mir schließlich beim Baden und Anziehen. Sie ist geschickter als ich gedacht hätte. Vor allem beim Frisieren und Schminken ist sie mir eine große Hilfe.
„Ich bin trotz allem auch ein Mädchen", grinst sie, als ich sie darauf anspreche.
Die Zeit vergeht, wie im Flug und schließlich ist es so weit. Ich muss los. Ich habe mit Damian vereinbart, dass wir uns im Eingangsbereich des Schlosses treffen. Als ich dorthin komme, wartet er bereits auf mich. Als er mich erblickt, schleicht sich ein Funkeln in seine Augen, das ich nicht richtig zu deuten imstande bin.
„Du siehst umwerfend aus", meint er anerkennend.
„Du siehst aber auch nicht schlecht aus", antworte ich.
Er trägt die Paradeuniform und macht darin eine unglaubliche Figur. Ich kann mir vorstellen, dass alle Mädchen im Land schmachtend niedersinken, wenn sie ihn so sehen. Ich muss zugeben, selbst mich beeindruckt er.
„Darf ich bitten?", meint er lächelnd.
Dabei hält er mir galant seinen Arm hin und ich hake mich bei ihm unter. So machen wir uns auf den Weg. Ich habe dabei keine Ahnung, wohin wir gehen.
DU LIEST GERADE
Die junge Kriegerin
FantasyEin junges Mädchen, Auszubildende im zweiten Jahr in der königlichen Garde, bewirbt sich für eine gefährliche Mission. Sie wird ausgewählt und für sie beginnt eine aufregende Zeit.