Kapitel 26

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Zusammen mit dem Prinzen und zwei seiner Berater betrete ich den kleinen Saal, den Leya für das Abendessen hat vorbereiten lassen. Ich frage mich, was sie im Schilde führt. Es ist alles so vorbereitet, als würde sie zähe Verhandlungen erwarten. Allerdings kenne ich meine Freundin. Sie liebt es, alles in Szene zu setzen.

Wir sitzen an einem runden Tisch, an dem genau sechs Leute locker Platz haben. Ich bin allerdings ein wenig überrascht, dass Leya Vila und mich als Beraterinnen ausgewählt hat. Meine Freundin kennt sich mit Sicherheit aus, das verstehe ich noch. Welche Rolle aber ich spielen soll, ist mir ein Rätsel.

Damian stellt seine zwei Leute als Experten für die Sicherheit und den Handel vor. Er scheint seine Wahl besser getroffen zu haben.

„Damian, was sind deine Vorstellungen?", beginnt die Prinzessin.

„Ich würde gerne die Streitigkeiten hinter uns lassen und den Handel ankurbeln."

„Der Handel könnte funktionieren. Immerhin gibt es einige Waren, die wir von euch brauchen und umgekehrt. Da sehe ich keine Probleme. Wenn der Austausch erlaubt wird, dann pendelt sich das ein. Es geht mir aber in erster Linie um die Sicherheit. Wie soll die gewährleistet werden?", bohrt Leya nach.

„Wir geben uns gegenseitig Sicherheitsgarantien", meint Damian unsicher.

„Wer garantiert uns die? Garantien können zu leicht gebrochen werden", hält die Prinzessin dagegen.

Ich bin überrascht, wie hartnäckig Leya das Thema angeht und wie wichtig es ihr zu sein scheint.

„Du kannst sicher sein, dass ich es ehrlich meine", beteuert der Prinz.

Ich sehe ihm an, dass er ein wenig ratlos ist. Aber auch ich frage mich, worauf meine Freundin hinauswill. Ich schaue sie eindringlich an. Sie hat einen ersten Gesichtsausdruck, allerdings glaube ich auch ein ganz leichtes Schmunzeln zu erkennen, das um ihre Mundwinkel spielt. Sie scheint zufrieden damit zu sein, dass sie ihn in die Enge treibt.

„Was erwarten sie von uns?", mischt sich einer seiner Berater ein.

„Ich will ein konkretes Zeichen, ich brauche Sicherheit!", hält Leya entschlossen dagegen. Sie schaut dabei offenbar bewusst den Berater direkt an. „Nur so vertraue ich Javal nicht mehr. Ich war immerhin längere Zeit Gefangene in ihrem Land."

„Was schwebt dir vor? Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du genau weißt, worauf du hinauswillst", meint Damian.

Ich sehe ihm an, dass ihn die Prinzessin beinahe zur Verzweiflung bringt. Sie muss doch auch sehen, dass er es ehrlich meint. Er hat es doch auch schon bewiesen, indem er uns bei der Flucht unterstützt hat. Ich kann mich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass sie nur mit ihm spielt.

„Ich denke, eine Verbindung zwischen den beiden Ländern, ist unausweichlich", sagt sie gelassen.

„Ich soll dich heiraten?", will Damian wissen. Er wirkt geschockt.

Auch ich bin überrascht. Bei dem Gedanken habe ich das Gefühl, als würde mir jemand ein Messer ins Herz stoßen. Es ist pure Eifersucht, die in mir aufflammt. Wie kann sie so etwas verlangen? Sie ist doch meine Freundin.

„Wenn das mein Ziel gewesen wäre, dann hätte ich dies leichter haben können", grinst sie. „Ich will dich ganz bestimmt nicht zum Mann."

„Was dann?", stellt Damian verzweifelt die Frage, die uns allen auf der Zunge brennt.

Mein Blick wandert zu Vila. Auch sie zuckt nur mit den Schultern und schaut Leya entgeistert an. Sie weiß auch nicht, worauf die Prinzessin hinauswill.

„Ich bin sehr wohl dafür, die Freundschaft zwischen unseren Ländern mit dem Bund der Ehe zu besiegeln. Allerdings sollst du nicht mich zur Frau nehmen, sondern meine beste Freundin."

Der Prinz, Vila und ich schauen die Prinzessin fragend an. Keiner von uns hat verstanden, was genau sie meint.

„Deine beste Freundin?", erkundigt sich Damian.

Doch bevor Leya antworten kann, wandert sein Blick zu mir und ein Lächeln schleicht sich auf seine Lippen.

„Einverstanden!", sagt er, noch bevor jemand anderes etwas sagen kann.

„Und wer ist diese Freundin?", will sein Sicherheitsberater wissen.

„Ich bin einverstanden", wimmelt ihn Damian ab.

„Ihr meint aber nicht mich?", will nun auch ich wissen.

Die Erkenntnis, dass Leya tatsächlich mich meint, hat mir im ersten Moment die Sprache verschlagen. Auch, als ich sie einigermaßen wieder unter Kontrolle habe, ist es eher ein Stottern als eine vernünftige Frage.

„Wen denn sonst?", grinst Leya. „Du bist loyal. Sowohl ich als auch Damian können uns sicher sein, uns auf dich verlassen zu können. Du wirst immer den Ausgleich suchen. Da bin ich mir sicher."

„Ich bin ganz deiner Meinung", bestätigt der Prinz.

„Der zukünftige König von Javal kann doch nicht eine einfache Kriegerin zur Frau nehmen", empört sich der Sicherheitsberater.

„Eine einfache Kriegerin? Was unterstehen sie sich. Elea und Vila sind meine besten Freundinnen. Mehr kann der Prinz nicht erwarten", faucht Leya den Berater an. „Aber wenn sie nicht damit einverstanden sind, dann können wir die Gespräche auch hier beenden."

Leyas Blick zeigt mehr als offen ihren Ärger. Sie steht auf. Vila und ich tun es ihr gleich. Sie dreht sich um und verlässt den Raum. An der Tür dreht sie sich noch einmal um.

„Prinz Damian, mit solchen Beratern sind sie schlecht beraten, eure Hoheit", sagt sie. „Ich würde ihn zum Teufel jagen."

Bevor ich hinter Leya den Raum verlasse, erhasche ich einen Blick auf die Männer aus Javal. Damian grinst. Warum grinst er? Leya hat doch gerade die Verhandlungen abgebrochen und damit seine Pläne durchkreuzt. Der Berater hingegen schaut geschockt. Ich gehe davon aus, dass er eine so vehemente Reaktion der jungen Prinzessin nie im Leben erwartet hätte.

Die junge KriegerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt