„Schön zu sehen, dass nicht nur unsere Schöpferin dunkel, wie die Nacht ohne Mond ist", erwiderte Noraja, schenkte Antry ein ernst gemeintes Lächeln und trat einen Schritt zurück. Die Fragen der Rothaarigen ignorierte sie, ebenso wie die brennenden Blicke, die auf ihr lagen.
Freya hingegen suchte ebendiese. Die Anspannung zwischen den Gruppen war aufgeladen. Nahezu explosiv und doch vertraute sie Noraja. Nicht, weil diese sich dieses Vertrauen erarbeitet hatte, sondern weil Freya keine andere Wahl hatte. Sie war bei der ersten Begegnung zwischen Antry und Noraja dabei gewesen. Hatte gespürt, wie ihre Auren sich verbanden und zu etwas Tödlichem wurden. Kugeln und Klingen würden diese beiden Wesen nicht aufhalten.
Und – Freya kannte ihre Grenzen und die lagen eindeutig bei ihrer Sterblichkeit.
"Vielen Dank dafür, Schildmaid", murmelte sie und verfluchte ihre Schöpferin erneut. Sie konzentrierte sich auf Antrys Begleiter. Zwei von ihnen, gehörten eindeutig nicht in dieses Universum. Das zeigten die Schwerter und die mehr als altertümlichen Klamotten. Dennoch versprühten sie nicht dieselbe Art von Gefahr. Blieb nur zu hoffen, dass sie sich nicht irrte.
Die Rothaarige hingegen schien zumindest dieselbe Sprache zu sprechen, auch wenn ihre Feindseligkeit und Skepsis aus allen Poren quellten. Ungeduldig zielte sie mit der Waffe auf sie und wiederholte ihre Fragen.
Noraja reagierte mit einem Knurren und wirbelte zu ihr herum.
„Ich wüsste nicht, was dich das alles angeht." Ihre schwarzen Augen pulsierten stärker und das Zucken von Norajas Kiefer kündigte ein kommendes Unheil an. Freya verschränkte die Arme vor der Brust und schob sich neben sie. Vielleicht waren sie keine Freunde, aber sie stand lieber an Norajas Seite, anstatt ihr gegenüber.
„Ich denke, wir stellen hier die Fragen. Wer seid ihr? Was wollt ihr und warum seid ihr mit diesem ... Schattenkasper unterwegs?"
Die Rothaarige zuckte nicht einmal mit der Wimper. Liam und Jason spannten sich an. Richteten ihre Waffen neu aus und warfen sich einen unauffälligen, aber mehr als deutlichen Blick zu.
„Das endet übel."
Ein tiefes Knurren entwich Antrys Kehle, so tief, dass es die Luft zum vibrieren brachte. Seine Augen, die sonst von einem warmen Braun beseelt waren, verdunkelten sich langsam, bis die Iriden in einem unheilvollen Schwarz erstrahlten. Es war, als ob ein Schatten seine Seele umhüllte und jeder, der in seine Augen sah, spürte die Kälte der Dunkelheit, die aus ihm heraus strömte. Seine Hand wanderte wie von selbst zu dem Griff seines Schwertes und seine Finger umschlossen das kühle Leder, bereit, es zu ziehen.
Iskaii machte einen blitzschnellen Satz nach vorn, seine Bewegungen waren so schnell und flüssig, dass sie kaum nachzuvollziehen waren. Seine Klinge schimmerte wie der Silbermond und ihre Spitze zeigte bedrohlich auf die Gruppe. Die grünen Augen glühten vor Zorn, ein Sturm tobte in seinem Inneren und es brauchte all seine Selbstbeherrschung, um nicht sofort zuzuschlagen.
"Ich verstehe nur die Hälfte Eurer seltsamen Worte", zischte er mit kalter, schneidender Stimme, "aber ich an Eurer Stelle würde meine Zunge hüten."
Samanthas Griff um die Pistole war fest, ihre Finger lagen angespannt am Abzug.
„Ich bin selten einer Meinung mit diesen Höhlenmenschen. Aber diesmal schließe ich mich ihnen an. Ich habe zuerst gefragt", wiederholte sie eindringlich, als wollte sie die Ernsthaftigkeit ihrer Worte in das Bewusstsein ihrer Gegenüber brennen. „Und ihr solltet antworten, wenn ihr keine Kugel im Kopf riskieren wollt."
Freya stand reglos da, ihre Augen fixierten Samantha. Diese ließ ihren Blick für einen Moment zu Iskaii und Antry gleiten. Ihre Hände krampften sich leicht um den Schaft ihrer Waffen.
„Oder kalten Stahl in euren Eingeweiden", fügte die Rothaarige mit einem gefährlich leisen Tonfall hinzu.
Dandelias Stimme, obwohl zögerlich, durchbrach die Anspannung wie ein leiser Windhauch in einem Sturm.
„Besteht die Möglichkeit, nicht gleich Blut zu vergießen?" Ihre Worte klangen fast flehentlich, als ob sie verzweifelt einen Weg suchte, den bevorstehenden Konflikt zu vermeiden.
Samanthas Augen wandten sich langsam zu ihr. Die schroffe Entschlossenheit in ihrem Blick wich einer kurzen, kaum merklichen Irritation, die jedoch schnell wieder hinter einem undurchdringlichen Schleier verschwand.
„Ein Freund also?", wiederholt Freya zynisch und warf einen kurzen Blick zu Noraja, deren Iriden mittlerweile sämtliche Farbe verloren hatten. Sie hatte sich von Antry abgewandt und starrte die Frau hinter ihm an. Ihre Nasenflügel bebten. Ihr Blick huschte zu Jason, doch dieser schüttelte mit dem Kopf. Resignation. So viel zum Thema, dass er Noraja unter Kontrolle hatte und dass diese Situation ohne den Tod enden würde.
Mit einem schweren Atemzug trat sie zurück, zog dabei ihre Klingen aus der Halterung von ihrem Rücken und drehte sich zu Iskaii.
„Ich nehm dann wohl ihn."
Liam nickte und richtete seine Waffe auf die Rothaarige.
„Sorry Süße, aber niemand zielt auf meine Schwester."
Jason sah zu den Zwillingen und trat augenrollend aus deren Schatten.
„Und ich bekomm den Bekloppten?" Als diese nicht reagierten, stupste er Noraja mit dem Ellenbogen an. „Können wir tauschen? Antry und du ... ihr scheint es miteinander aufnehmen zu können. Meine Chancen stehen da eher beschissen."
Noraja schnaubt.
„Nein. Ihn mag ich."
Jason verzog das Gesicht.
„Und mich liebst du! Zumindest dachte ich das!"
„Alter, in welcher Welt lebst du eigentlich?", fragte Liam und spannte seinen Finger um den Hahn.
„In einer, wo ich von der Couch geholt werde von einer Autorin, die ihre letzten Hirnzellen offensichtlich versoffen hat und mich mit euch Irren auf ein Selbstmordkommando schickt. Sollte ich das irgendwie überleben, verpasse ich ihr erst eine Kugel und frage dann, warum sie uns hierher beordert hat." Seine Worte hallten durch die aufgeladene Stille des Friedhofes. Doch plötzlich schlich sich Irritation durch das Gesicht der Frau, die Liam gegenüberstand.
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Cemetery Story
Short StoryEs sollte nur ein entspanntes Treffen ihrer Schöpfer werden, doch nur eine Gruppennachricht später, finden sie sich in der Nacht auf einem Friedhof wieder. Die Protagonisten von CCK Schildmaid und Jen Thorn fluchen nicht schlecht, als sie aufeinande...