Kapitel 8: Eingesperrt

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Ab diesem Tag änderte sich alles. Klara wurde praktisch eingesperrt. Ihr Vater ließ sie nur noch aus dem Haus, wenn es notwendig war, und selbst dann spürte sie seine ständigen Blicke auf sich. Er kontrollierte jeden ihrer Schritte, jede ihrer Handlungen. Wenn sie in der Küche arbeitete, stand er in der Nähe, und wenn sie in ihrem Zimmer war, schien er immer wieder überraschend aufzutauchen, als ob er sie auf frischer Tat ertappen wollte.

Es fühlte sich an, als würde er auf den Moment warten, in dem sie einen Fehler machte. Jedes Geräusch, das sie verursachte, ließ sie zusammenzucken, aus Angst, dass er plötzlich aus dem Nichts auftauchen und sie zur Rede stellen würde. Ihre Kehle war ständig trocken, und die Tage vergingen in einer endlosen Abfolge von Angst und Schweigen.

Eines Abends, als Klara sich endlich in ihr Bett gelegt hatte, hörte sie, wie sich der Schlüssel in der Tür drehte. Es war ein leises, fast unmerkliches Geräusch, doch in der Stille des Hauses klang es laut wie ein Donnern. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als sie aufsprang und zur Tür eilte. Sie rüttelte daran, aber sie war verschlossen.

Ihr Vater hatte sie eingesperrt.

Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Die Wände ihres Zimmers schienen enger und bedrohlicher zu werden, und sie fühlte sich, als würde die Luft aus dem Raum gesaugt werden. Sie sank auf das Bett und umklammerte die Decke, ihr Atem flach und unregelmäßig. Die Panik stieg in ihr auf, aber sie wusste, dass sie nichts tun konnte.

Die Tage vergingen, und Klaras Welt wurde kleiner und kleiner. Ihr Vater hatte sie völlig unter Kontrolle. Wenn sie sprechen wollte, war ihre Stimme zittrig, als ob sie ständig unter Beobachtung stünde. Ihre Mutter schien derweil immer mehr zu verschwinden, als hätte sie sich endgültig in sich selbst zurückgezogen.

In diesen stillen, dunklen Momenten war das Einzige, woran Klara sich festhalten konnte, Jonas. Doch selbst diese Verbindung drohte zu verschwinden. Sie hatte keine Möglichkeit, ihm zu schreiben oder mit ihm zu sprechen, und sie wusste, dass er sich Sorgen machen musste. Doch jeder Versuch, Kontakt aufzunehmen, schien unmöglich.

Manchmal hörte sie Schritte vor der Tür, leises Flüstern. Sie wusste nicht, ob es ihre Eltern waren oder ob sie sich das nur einbildete, aber es verstärkte das Gefühl, dass sie ständig beobachtet wurde. Der einzige Trost war das kleine Fenster, durch das sie hinaus in die Welt schauen konnte – die Welt, die sie nun nicht mehr betreten durfte.

Wenn die Schatten schweigen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt