Kapitel 32: Das unerwartete Klopfen

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Es war ein ruhiger Freitagabend, als das erste Anzeichen dafür kam, dass ihre Vergangenheit sie nicht loslassen würde. Klara und Jonas hatten gerade zu Abend gegessen, das leise Knistern des Kaminfeuers erfüllte den Raum. Sie lachten über etwas Banales, als es plötzlich an der Tür klingelte. Das Geräusch hallte durch das Haus, und für einen Moment erstarrte Klara. Das Klingeln war unerwartet, fast störend in der Stille ihres friedlichen Zuhauses.

„Wer könnte das um diese Zeit sein?" fragte Jonas, stand auf und ging zur Tür. Klara blieb sitzen, doch ein seltsames Gefühl kroch ihr den Rücken hinauf. Eine leise Vorahnung – eine innere Stimme, die sie warnte.

Als Jonas die Tür öffnete, hörte sie ihn plötzlich scharf einatmen. „Was... was machst du hier?" Seine Stimme war angespannt, voller Unglauben.

Klara stand langsam auf, ihr Herz begann schneller zu schlagen. Sie ging zur Tür, ihre Schritte fühlten sich schwer an, als ob jede Bewegung einen enormen Aufwand bedeutete. Als sie schließlich neben Jonas stand und in die Augen des Mannes blickte, der auf der Schwelle stand, erstarrte sie.

„Hallo, Klara", sagte ihr Vater, und seine Stimme war genauso kalt und bedrohlich wie damals. „Lange nicht gesehen."

Klara konnte nicht sprechen. Es war, als hätte ihr Körper plötzlich vergessen, wie man atmet. Ihr Vater sah anders aus – älter, grauer, aber der gleiche harte Ausdruck lag auf seinem Gesicht, den sie so gut kannte. Es war, als wäre all die Zeit, die vergangen war, in einem Augenblick ausgelöscht.

„Was... wie ist das möglich?" flüsterte Klara, ihre Stimme zitterte.

Ihr Vater hob eine Augenbraue. „Frühe Entlassung. Gutes Verhalten", sagte er, als wäre es das Normalste der Welt. „Aber das spielt keine Rolle. Ich dachte, ich schaue mal vorbei. Um zu sehen, wie es meiner Familie geht."

„Du bist nicht mehr Teil dieser Familie", sagte Jonas, seine Stimme ruhig, aber voller Wut. Er stellte sich vor Klara, als wollte er sie abschirmen. „Du hast kein Recht, hier zu sein."

Klaras Vater schnaubte leise und verzog die Lippen zu einem schiefen Lächeln. „Ist das so? Meinst du wirklich, dass du mich fernhalten kannst? Ich habe alles verloren – aber ich komme zurück. Du kannst mich nicht einfach ignorieren."

Klara spürte, wie ihre Knie weich wurden. Ihre Hände zitterten, und alte Ängste stiegen in ihr hoch, so stark, dass sie beinahe den Raum verließen. „Was willst du?", fragte sie schließlich, ihre Stimme war schwach, aber sie zwang sich, ihm in die Augen zu sehen.

Ihr Vater trat einen Schritt näher, seine Augen verengten sich. „Was ich will? Ich will mein Leben zurück, Klara. Du hast es mir genommen. Du hast mich in dieses verdammte Loch geworfen, und jetzt stehe ich hier – frei. Also, ich denke, wir sollten mal darüber reden, was als Nächstes passiert."

Wenn die Schatten schweigen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt