Kapitel 24: Der Versuch

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Die Minuten bis Mitternacht schlichen quälend langsam dahin. Klara lag wach in ihrem Bett und spürte, wie ihr Herz in ihrer Brust raste. Sie hatte einen kleinen Rucksack mit den wichtigsten Dingen gepackt: ein paar Kleidungsstücke, das Tagebuch ihrer Mutter, ihr Notizbuch und etwas Bargeld, das sie heimlich gespart hatte.

Von unten hörte sie, wie ihr Vater durch das Wohnzimmer schritt. Das Geräusch seiner schweren Stiefel auf den Holzdielen klang in dieser stillen Nacht lauter als sonst. Sie lauschte jedem seiner Schritte, wartete darauf, dass er endlich ins Bett ging. Aber die Zeit verstrich, und er blieb wach.

Schließlich hörte sie, wie sich eine Tür unten schloss. Er musste ins Schlafzimmer gegangen sein. Klara wartete noch ein paar Minuten, bis sie sicher war, dass alles ruhig war. Dann schlich sie sich leise ans Fenster. Sie öffnete es vorsichtig, damit die alten Scharniere nicht quietschten, und kletterte auf das flache Dach des Anbaus.
Jonas wartete bereits unten, das Mondlicht schien auf sein angespanntes Gesicht.
„Bist du bereit?" flüsterte er, als er sie entdeckte.

Klara nickte, obwohl die Angst sie beinahe überwältigte. „Ja", flüsterte sie zurück und ließ sich langsam an der Regenrinne hinuntergleiten, bis ihre Füße den Boden berührten.

Doch in dem Moment, als sie neben Jonas stand, hörte sie es. Eine Tür öffnete sich, und das dumpfe Geräusch von schweren Schritten drang durch die Nacht. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. „Nein", hauchte sie, ihre Augen weiteten sich vor Panik.

„Klara!" Die Stimme ihres Vaters durchbrach die Stille der Nacht, laut und voller
Zorn. „Was machst du da?!"

Bevor sie reagieren konnte, rannte er auf sie zu, seine Augen voller Wut, die er nicht länger unterdrücken konnte. Klara konnte nicht atmen, nicht denken. Sie spürte nur die kalte Hand der Angst, die sie fest umklammerte.

Wenn die Schatten schweigen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt