Sie hatte das Gefühl seit Tagen nichts getrunken zu haben, ihre Muskeln schmerzten und ihr Körper fühlte sich irgendwie taub an.
Dabei waren vermutlich nur ein paar Stunden vergangen, seit sie die sichere Wohnung verlassen und sich allein in die ungewisse Dunkelheit gewagt hatte.
Ihr war heiß und kalt zugleich, Schweißtropfen rannen ihr die Stirn hinunter, obwohl sie vor Kälte zitterte.
Nadija hatte Schwierigkeiten sich zu konzentrieren, immer wieder driftete sie weg, in eine Art von Traum, der ihr viel zu real vorkam.
Ein dunkler Raum, das Licht war von einem blutrot, viele junge Frauen standen in mehreren Reihen gerade nebeneinander. Nadija mittendrin, in einer der hinteren Reihen. Sie war wach, doch wie benommen. Niemand rührte sich.
Ein Geräusch ließ sie aufhorchen, sie drehte den schweren Kopf ein Stück zur Seite. Sie hätte sich gerne die verschwitzen Haarsträhnen aus der Stirn gewischt, doch ihre Hände waren schmerzhaft aneinander gebunden, das dünne raue Seil schnitt ihr mit jeder Bewegung in die Handgelenke.
Gleichzeitig fingen die Frauen an sich zu bewegen, einen Fuß nach vorn, eine Drehung, auf ein Knie runter. Es war wie ein Balletttanz. Wie in Trance bewegte sich Nadija mit ihnen, sie kannte jede Drehung, jeden Schritt.
Jemand stand mit dem Rücken zu ihr, den Oberkörper über einen kleinen abgenutzten Tisch gebeugt, die behandschuhten Hände auf die Tischplatte gestützt. Sie konnte nicht viel von der Person erkennen, nur den langen schwarzen Mantel, der bis über die Knie reichte und ein paar fest zugeschnürte dunkle Stiefel.
Langsam wurde sie müde, dieser "Tanz" war ihre tägliche Trainingseinheit. Auch wenn alle Muskeln begannen zu schmerzen und die Zehen langsam an Gefühl verloren. Sie durfte nicht aufhören, nicht bis sie perfekt war, bis sie alle perfekt waren. Eine effiziente Waffe, für den Kampf geformt.
Sie biss die Zähne aufeinander um einen Ton zu vermeiden. Kräftig zog sie an den Fesseln, doch sie legten sich dabei nur fester um ihre Gelenke. Der Schweiß benetzte ihre Haut wie ein seidenes Tuch, ein kühler Luftzug von draußen ließ ihren ganzen Körper erschauern. Allmählich wurde ihre Sicht wieder klarer und ihr rasender Herzschlag langsamer.
Nadija drehte unauffällig den Kopf, die Umgebung wahr ihr völlig unbekannt, es erinnerte sie an eine lang verlassene Lagerhalle. Panik versuchte immer wieder ihren Geist zu ergreifen, doch sie bemühte sich in Kontrolle zu bleiben. Sie driftete kaum noch weg, langsam kamen alle ihre Sinne wieder zurück.
Ein kleiner Stupser an ihren Arm, sie hob den Blick und sah einer Freundin in die Augen. Sie lächelte, irgendwie, trotz der Anstrengung und Müdigkeit, lächelte sie ihr aufmunternd zu. Das dunkelrote Haar hing ihr offen über die Schultern, sie strich sich ein paar lose Strähnen mit einer Hand hinters Ohr.
Die Person im schwarzen Mantel richtete sich plötzlich auf, lange dunkelrote Haare fielen ihr über die Schultern. Sie drehte sich um und sah Nadija emotionslos entgegen. Die dunkelrote Brille, passend zu ihren Haaren, trug sie heute nicht. Sie hatte die Brille sowieso nie gebraucht. Das war alles nicht echt gewesen.
Sie lächelte kurz, falsch und giftig. Sie war giftig für Nadija gewesen, auch damals schon, als sie noch Freundinnen gewesen waren. Wenn sie das denn je wirklich waren.
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STRANGE MEMORIES, pietro maximoff
Fanfiction✧・゚: PIETRO MAXIMOFF war kein Held, da Helden für gewöhnlich nicht vergessen wurden. (Denn für einige scheint er nie existiert zu haben.) Der Wolf und das Lamm. Nach dem Fall von Sokovia versucht Pietro Maximoff den Weg in ein normales neues Leben...