PART 22, anti-held

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„Ich will jetzt nicht undankbar sein, aber ihr seid definitiv nicht das was ich mir unter einem Rettungsteam vorgestellt hatte

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„Ich will jetzt nicht undankbar sein, aber ihr seid definitiv nicht das was ich mir unter einem Rettungsteam vorgestellt hatte."

Nadija, Pietro und Andrej saßen nebeneinander in einer Reihe auf der obersten Treppenstufe des Treppenhauses vor Pietros verschlossener Wohnungstür.

Pietro hatte die Ellenbogen in den Schoß gestemmt und das Kinn auf den Handflächen abgestützt. Nadija neben ihm starrte an die leere Wand ihnen gegenüber und Andrej neben ihr kramte nach irgendetwas in seinen Manteltaschen.

Erst kurz zuvor musste Pietro ihnen mitgeteilt, dass er anscheinend seinen Haustürschlüssel verloren hatte. Dafür hatte er die abfälligsten aller abfälligsten Blicke geerntet und nun saßen sie dort in der Kälte, vor der verschlossenen Wohnungstür. Es war Mitte Dezember, kurz vor Weihnachten und doch fühlte es sich nicht mal im entferntesten danach an.

„Ihr seid trotzdem meine Helden", sagte Nadija und legte den beiden ihre Arme um die Schultern.

Das war gelogen. Nadija würde die beiden nicht gerade als Helden bezeichnen. Eher das Gegenteil, Anti-Helden vielleicht. Weder gut noch böse, etwas planlos und ungeschickt, zurückhaltend und doch leichtsinnig.

Dazu war sie immer noch sauer auf die beiden. Mehr auf Pietro als auf Andrej. Pietro hatte sie viele Wochen lang belogen, was schwerwiegender war als Andrejs tagelange Abwesenheit und die Versuche sie zu meiden. Andrej hatte sie ignoriert und Pietro hatte gelogen, doch gegen Ende hin war Nadija bereit ihnen zu verzeihen. Sie hatte auch viele Fehler in ihrem Leben gemacht, sehr viele. Welche die weitaus schlimmer waren als die der Beiden, die neben ihr saßen.

Ein zufriedenes glucksen kam aus Andrejs Richtung und Nadija und Pietro wandten im gleichzeitig die Köpfe zu. Er zog eine kleine Flasche Alkohol aus seiner Mantelinnentasche, genauer gesagt war es Vodka. Er schraubte die kleine Flasche auf und trank ungehemmt mehrere Schlucke in nur einem Zug.

Dann reichte er die Flasche an Nadija weiter, die es ihm gleichtat und Pietro danach.

So saßen sie dort, die Ruhe vor dem Sturm ertragend. Sie wussten, dass sie nicht bleiben konnten. Die letzten Anhänger des Roten Raums waren hinter ihnen her und sie würden nicht aufhören, bis sie ihr Ziel erreicht hatten.

„Wir werden Petersburg wohl verlassen müssen, die werden nach uns suchen", flüsterte Nadija in die Stille hinein. Ihr Atem hing als kleine weiße Schäfchenwolke in der kalten Luft des Raumes.

„Jetzt hat wohl keiner von uns mehr ein Zuhause." Andrej steckte die fast leere kleine Flasche zurück in seinen Mantel.

Ein Zuhause. Nadija hatte nie ein Zuhause gehabt. Sie war vom Waisenhaus in den Roten Raum übergegangen und schließlich zu aller letzt ohne Erinnerungen in einer Psychiatrischen Einrichtung gelandet. Allein, ohne Familie, ohne Freunde und ohne Besitz. Alles was ihr blieb, waren Pietro und Andrej.

Das nächste was nah genug an eine Art Zuhause herangekommen war, war kein Ort sonder ein Mensch geworden. Pietro. Er war dagewesene als sie nichts und niemanden hatte.

Auch wenn er sie in Bezug auf ihre Vergangenheit und Beziehung belogen hatte, steckte doch eine gute Absicht dahinter. Er wollte sie beschützen. Und Nadija gefiehl es beschützt zu werden.

Ihr ganzes Leben lang musste sie auf sich selbst aufpassen und sich irgendwie durchschlagen, doch die Zeit, die sie mit Pietro verbracht hatte, war sorglos gewesen. Jemand war da der auf sie acht gab und das bedeutete ihr mehr als alles andere.

Sie hatte schon längst ein Zuhause gefunden. Bei Pietro. Und jetzt war sie angekommen.

Als Nadija ihn vor vielen Wochen zum ersten Mal in der Klinik erblickte, hatte sie ihn sich als personifizierten Winter vorgestellt. Ihre Lieblingsjahreszeit.

Er konnte so kalt und ablehnend sein, viele mochten ihn deshalb nicht, doch ganz tief in ihm drinnen war er wie das warme Kaminfeuer in dunklen Nächten, das Geborgenheit und Sicherheit gab, wenn man glaubte allein zu sein. Mit diesem Feuer an ihrer Seite hatte sie keine Angst sich den kalten Winterwinden entgegenzustellen.

„Was tun wir jetzt?", fragte Andrej leise, die Hände in den Manteltaschen vergraben, den Stoff etwas enger an sich drückend. Ein kalter Luftzug streifte rastlos durch das dunkle Treppenhaus.

Nadija griff sacht nach Pietros Hand, die immer noch unter seinem Kinn weilte und verschränkte sie mit ihrer eigenen.

„Ich denke wir werden jetzt von hier verschwinden müssen, für eine längere Zeit. Da kommt ein großer Sturm auf uns zu. Dem können wir allein nicht entgegentreten." Pietro sah sie nicht an, er betrachtete nur ihre Hände, die verschränkt in Nadijas Schoß lagen. Er lächelte und sie lächelte zurück.

Ängstlich vor der Zukunft und doch aufgeregt und voller Vorfreude auf ein neues gemeinsames Leben.

„Du wirst wohl mit uns kommen müssen, tut mir echt leid. Es sei denn du möchtest Vic nochmal wiedersehen", sagte Pietro mit einem Hauch von Sarkasmus in der Stimme.

„Nein danke, mir gehts gut." Andrej winkte ablehnend mit den Armen. Daraufhin mussten sie alle kurz auflachen, ein lachen das schnell wieder erstarb. Der Tag war ihnen allen in die Knochen gefahren.

Nadja war entführt, Andrej beinahe erschossen und Pietro nur ein wenig aber verprügelt worden. Jeder von ihnen sehnte sich jetzt nur das eigene kuschelige Bett herbei, um dort drin in einen Jahrhundertschlaf zu verfallen.

Nadija war nun so müde, sie lehnte ihren Kopf auf Pietros Schulter und schloss die Augen. Sie wäre kurz davor gewesen auf den unbequemen kalten Stufen im Treppenhaus einzuschlafen, da löste sich Pietros Hand aus ihrer und Nadija hob verwirrt den Kopf wieder von seiner Schulter.

Mit besagter Hand zog Pietro seinen Wohnungsschlüssel aus der hinteren Hosentasche und präsentierte ihn den Anwesenden.

Die abfälligsten aller abfälligsten Blicke versuchten ihn zu erdolchen.

Nadija streckte die Hand aus und gab ihm einen strafenden Klapps auf den Hinterkopf, während Andrej aussah als würde er gleich handgreiflich werden.

„Du hast die ganze Zeit draufgesessen, wie kann man das nicht merken?!"

„Du hast die ganze Zeit draufgesessen, wie kann man das nicht merken?!"

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STRANGE MEMORIES, pietro maximoffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt