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„Nein, wir gehen nicht in die Shisha-Bar“, verkündet Trelland mit entschlossener Stimme.

Es ist mir egal, was sie denkt, aber ich möchte wirklich nicht in eine Shisha-Bar. Ich hasse sie mehr als das Rauchen selbst. Der Gedanke, Geld dafür zu bezahlen, um schneller zu sterben, erscheint mir einfach absurd.

Wortlos wende ich mich wieder meinem Essen zu, betrachte es, als wäre es das Interessanteste der Welt. Doch Trelland gibt nicht auf. „Du warst schon ewig nicht mehr aus“, sagt sie, ihr Blick fordernd. Widerwillig erwidere ich ihren Blick.

„Frag dich mal, warum“, murmle ich und lege den Kopf schief, um sie genauer zu betrachten.

„Mert ist ein Arschloch, und er kann dir nichts mehr antun“, sagt sie mit einem Hauch Dringlichkeit in der Stimme. Ihre Worte treffen mich wie ein Schlag, und plötzlich scheinen meine Lippen mit unsichtbarem Klebstoff versiegelt. Alles, was ich sagen möchte, bleibt unausgesprochen, gefangen in den Tiefen meines Inneren.

Der Schmerz und die Scham darüber, jemals jemandem wie Mert gemocht zu haben, steigen in mir auf. Wie konnte ich nur so blind sein? Und doch – egal wie weit ich vor ihm weglaufe, er wird immer ein Teil meiner Vergangenheit bleiben. Verdammt.

Aber Ayla hat recht. Sie hat so recht. Mert ist nicht nur ein Arschloch; er ist die Hürde, die mich daran hindert, weiterzugehen. Und jetzt ist es an der Zeit, diesen Teil meines Lebens hinter mir zu lassen.

„Weißt du was“, sage ich plötzlich und hebe meinen Kopf. „Lass uns ausgehen. Heute.“ Ein Hauch von Aufregung durchzuckt mich, und ich hoffe, dass dieser Freitagabend ein neuer Anfang sein könnte.

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Ich trage sorgfältig den roten Lippenstift auf, korrigiere die kleinen Patzer, die ich übermalt habe. Der Spiegel reflektiert mein entschlossenes Gesicht, und für einen Moment fühle ich mich wie eine Königin. „Wir sehen viel zu gut aus“, sagt Ayla mit einem breiten Grinsen. Ich nicke, atme tief durch und fühle, wie die Vorfreude in mir wächst.

Als wir die Shisha-Bar betreten, umfängt uns eine Welt aus dichtem Rauch, bunten Lichtern und gedämpften Gesprächen. Die Atmosphäre ist elektrisierend, und ich kann nicht anders, als mich ein wenig verloren zu fühlen. Natürlich sind wir nicht allein hier; Kenan und Can sitzen bereits an einem Tisch und winken uns zu, als wir eintreten.

Ich setze mich neben Can, während Ayla sich neben Kenan niederlässt. „Hey“, sage ich zu Can, der gerade auf sein Handy starrt. Er hebt den Kopf, schaut mich kurz an, legt dann das Handy beiseite und hebt sein Getränk an die Lippen.

„Hey“, sagt er leicht verzögert, als würde er erst in diesem Moment realisieren, dass ich hier bin. Seine Stimme hat einen sanften Klang, der mir sofort ein warmes Gefühl gibt.

Bald dreht sich das Gespräch am Tisch um unser Studium und die Pläne für die Zukunft. „Ich will Therapeutin werden“, sage ich mit Überzeugung, und Can lächelt ironisch.

„Eigentlich wollte ich Medizin studieren“, gesteht er, während er tief Luft holt. „Aber das hätte zu viel Zeit verschlungen. Jetzt möchte ich Gesundheitslehrer werden.“ Ich hätte nicht gedacht, dass jemand vom Medizinstudium auf Gesundheitslehrer umschwenkt, aber es passt irgendwie zu ihm. Er strahlt eine unbeschwerte Art aus, die mich fasziniert.

Es macht tatsächlich mehr Spaß, hier zu sein, als zu Hause vor dem Laptop zu sitzen und auf die nächste Folge meiner Serie zu warten. Ich fühle mich freier, fast so, als könnte ich wieder atmen.

Doch plötzlich zieht sich mein Körper zusammen. Hinter mir höre ich vertraute Stimmen, die selbst die laute Musik übertönen. Ich drehe mich um und sehe sie: Ayaz, Emir und Kerim – die drei Typen, die ich am wenigsten hier erwartet habe. Mein Magen verkrampft sich, und ich schaue schnell wieder zu Can, der mich mit einer gerunzelten Stirn ansieht.

„Soll ich jemanden verprügeln?“, fragt er halbernst. Ich muss lachen, weil wir uns erst seit einer Stunde kennen und er schon so schützend ist.

„Nein“, sage ich und schüttele den Kopf, während ich einen Schluck Sprite nehme.

„Darf ich fragen, welche Religion du hast?“ Diese Frage schwirrt mir seit unserem ersten Treffen im Kopf.

„Ich bin Christ“, antwortet er beiläufig. Ich nicke, innerlich jedoch verwirrt. Ich habe noch nie einen Türken getroffen, der Christ ist.

„Meine Mutter ist Christin, und mein Vater ist Muslim“, erklärt er weiter. „Als ich klein war, haben sie mich mit beiden Religionen aufwachsen lassen. Irgendwann habe ich für mich entschieden, dass ich Christ sein möchte.“ Seine Antwort bringt etwas Klarheit, aber mein Herz schlägt plötzlich schneller. Der Raum um mich herum fühlt sich enger an, und die Luft wird schwer.

„Alles okay?“, fragt Ayla besorgt und kommt näher. Ich nicke nur schwach.

„Können wir nach Hause?“, frage ich leise, und sie wirft den Jungs einen verständnisvollen Blick zu, den ich nicht ganz deuten kann. Can steht auf und hilft mir, ebenfalls aufzustehen. Ich fühle mich nicht krank, aber erschöpft, als würde mein Körper nach Ruhe verlangen.

Im Auto merke ich, wie die Anspannung langsam nachlässt. „Ich werde mir gleich meine Kuschelsocken anziehen“, sage ich lächelnd, und Can und Kenan brechen in Gelächter aus. Ayla streicht mir liebevoll über die Haare, und für einen Moment fühle ich mich geborgen.

Als wir vor meiner Wohnung ankommen, will Ayla noch mit reinkommen, aber ich winke ab und schicke sie mit den Jungs nach Hause. Die Treppe zu meiner Wohnung fühlt sich wie ein endloser Aufstieg an, doch schließlich erreiche ich die Tür und stecke den Schlüssel ins Schloss.

Drinnen ziehe ich meine Stiefel aus und gehe direkt zur Küche, wo ich ein Glas mit Wasser fülle und es in einem Zug leere. Beim letzten Schluck verschlucke ich mich, weil ich plötzlich Schritte im Wohnzimmer höre.

Wer könnte das sein? Außer Ayla hat niemand einen Ersatzschlüssel. Ich gehe zur Eingangstür, bereit zu fliehen, falls es ein Einbrecher ist.

„Ayla?“, frage ich zögernd. Doch dann höre ich die Stimme, die mir nur zu vertraut ist. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken, und mein Herz setzt einen Schlag aus. Was wird jetzt passieren?

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-E

Worte im WindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt