ş𝐚𝐳𝐝𝐞𝐡|𝐬𝐞𝐜𝐡𝐳𝐞𝐡𝐧

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„Du ziehst bei ihm ein?“ Sie schaut mich fassungslos an, eine Mischung aus Entsetzen und Ärger im Gesicht. Geschockt, weil es Arda ist, und gleichzeitig wütend, weil ich es ihr gestern Abend nicht gesagt habe, bevor ich anfing, meine Sachen zu packen.

Aber jetzt ist es zu spät. Weihnachten rückt näher, und der Schnee in Berlin liegt nicht nur in den Schatten, sondern breitet sich langsam über die ganze Stadt aus.

„Ja …“ Ich lasse das Wort in die Länge gezogen ausklingen, als wäre ich mir nicht ganz sicher. Aber nein, ich habe keinen Zweifel. Ich stehe dazu, dass ich mit ihm zusammenziehen will. Ein Mann. Ein Freund.

„Wir sind ja nichts weiter als Freunde“, füge ich schnell hinzu, und das sind wir tatsächlich. Doch sie zieht eine Augenbraue hoch und blickt mir streng ins Gesicht.

„Ja, red dir das ruhig weiter ein. Du und deine Kiste mit Fragezeichen“, meint sie spöttisch. Ich muss lachen und setze mich auf die Tischkante.

„Ich werde vorsichtig sein.“ Nicht, dass überhaupt etwas zwischen uns laufen würde. Niemals. Wirklich nicht. Doch sie verzieht das Gesicht und schüttelt den Kopf.

„Natürlich, und das weiß ich auch“, sagt sie schließlich, „aber er ist nicht der Typ, der zu den Männern in deinen Büchern passt.“

Ich weiß das. Natürlich weiß ich das. Schließlich ist das hier die Realität, und ich lese New Adult-Romane, die eine Welt voller Fantasien und unerreichbarer Liebesgeschichten zeigen. Wir sind keine 18 mehr – wir sind erwachsen. 23, fast 25. Alt genug, um unsere Entscheidungen zu treffen.

Und trotzdem … Manchmal ist da etwas. Ich weiß von seinen Fantasien. Manches, was ich gehört habe, jagt mir regelrecht eine Gänsehaut über den Rücken. Doch das alles geht mich eigentlich nichts an – solange seine Gedanken nicht mich betreffen. Manche Dinge möchte ich gar nicht wissen.

„Ich habe schon einige Geschichten über ihn gehört. Inklusive dieses Toilettenvorfalls.“ Oh Gott.

Ich merke, wie mir das Blut ins Gesicht schießt, als die Erinnerung hochkommt.

Ich bin keine Schlampe. Ich war nie jemand, der für einen One-Night-Stand seinen Körper verkauft und dann stolz darauf ist. Solche Geschichten finde ich nur peinlich und kindisch. Beim Gedanken daran, dass andere mich so sehen könnten, würde ich am liebsten im Erdboden versinken. Die Vorstellung, dass so etwas keinen echten Wert hätte … es wird mir übel bei diesen Gedanken, die ich zu verbergen versuche.

„Ich verspreche dir, dass ich vorsichtig sein werde“, wiederhole ich, mehr für mich selbst als für sie. Nein. Das wird niemals passieren. Nicht mit ihm.

Ich weiß, dass es ihr nicht nur darum geht. Irgendetwas bedrückt sie, und ich sehe es in ihren Augen, spüre es an ihren angespannten Atemzügen und ihrem nervösen Kratzen an der Haut.

„Was ist los?“ frage ich sanft und streiche ihr beruhigend über den Rücken. Ich weiß, dass etwas nicht stimmt. Es ist, als würde eine Last auf ihr liegen, die sie nicht zu benennen wagt.

Sie öffnet mehrmals den Mund, versucht etwas zu sagen, aber der Gedanke scheint sie zu überwältigen.

„Rojin, ich …“ Sie bricht ab, als ihr Blick über meine Schulter wandert und ihr Gesicht plötzlich kreidebleich wird. Sie sieht aus wie ein Kind, das vergessen hat, seine Hausaufgaben zu machen und nun darauf wartet, ermahnt zu werden.

Über meine Schulter legt sich ein Schatten und zieht eine Gänsehaut über meinen Rücken. Für einen Moment setzt mein Herzschlag aus, und ich ringe kurz nach Luft. Es ist ein seltsames, kribbelndes Gefühl, eins, das ich nicht kenne – und trotzdem drehe ich mich um.

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⏰ Letzte Aktualisierung: 6 days ago ⏰

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