𝐬ê𝐳𝐝𝐞𝐡|𝐝𝐫𝐞𝐢𝐳𝐞𝐡𝐧

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Der Krieg, der sich vor meinen Augen abspielt, scheint die Strafe dafür zu sein, dass ich Hunger habe. Jeder Knall, jeder Schrei erinnert mich daran, dass ich nichts als Leere in mir spüre. Seit Tagen habe ich nichts gegessen, und obwohl der Brei meiner kleinen Schwester mich normalerweise würgen lässt - dieser schwere, nach Kartoffeln stinkende Brei, den ich nie mochte - würde ich jetzt sogar ihn verschlingen. Die bitteren Gerüche haben ihren Ekel verloren, und alles, was bleibt, ist das brennende Verlangen nach Nahrung.

Hayat und ich haben es versucht. Wir haben uns an den Baum herangeschlichen, in der Hoffnung, die Beeren zu pflücken, die hoch oben in den Ästen hängen. Doch die Männer mit den seltsamen, bedrohlichen Waffen entdeckten uns. Sie traten uns brutal in den Bauch, als wäre unser bloßes Dasein eine Unverschämtheit. Dann schleppten sie uns in das Loch, als wären wir Tiere, die man in den Dreck gehört.

Ez tiştekî bixwim!" höre ich plötzlich jemanden rufen, und mein Kopf schießt in die Höhe. Mein Blick fällt auf das Brot, das in der Hand des Jungen glänzt. Mein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen, und mein Mund läuft über, als könnte allein der Anblick des Brotes mich satt machen. (Ich habe was zum Essen!) Sofort stehe ich auf, meine Beine zittern, doch der Drang zu essen gibt mir Kraft.

Er teilt das Brot in drei Stücke. Das größte Stück, das er herauslöst, ist für Anne bestimmt. Langsam gehe ich auf sie zu und reiche ihr das Brot, doch sie schüttelt nur den Kopf. Ihre Augen sind müde, leer, als hätte sie längst aufgegeben, für sich selbst zu sorgen. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, aber ich sage nichts. Der Hunger in mir ist zu groß, um Widerspruch zu dulden.

Hayat hat sich schon über ihr Stück Brot gebeugt, ihre Zähne reißen gierig in das trockene Stück. Ich schaue zu Anne, die das Brot immer noch nicht angerührt hat. Ich gebe ihr einen flüchtigen Blick und schiebe das Brot näher zu ihr. Ich weiß, sie wird nicht essen. Also gehe ich zu dem alten, rostigen Wasserhahn, der mitten im Hof steht, um wenigstens einen Schluck Wasser zu trinken. Das Wasser ist kalt, es beißt auf meinen Lippen, aber es ist das Einzige, was den schrecklichen Hunger für einen Moment vertreiben kann.

Während ich das Wasser mit meinen hohlen Händen schöpfe, höre ich plötzlich ein Schluchzen. Es ist Anne. Sie sitzt da, den Kopf gesenkt, ihre Schultern zucken, als hätte sie die letzte Hoffnung verloren. „Ev diz in!" höre ich sie flüstern, ihre Stimme zittert. (Das sind die Diebe.)

Dann - ein Knall. Ein Schuss. Der Schrei, der so laut und schmerzvoll war, wird abrupt erstickt. Die Welt hält den Atem an, und das Weinen verstummt.

„Hör auf!" schreie ich, gequält aus dem Albtraum gerissen, mein Herz rast, und ich stehe verschwitzt und zitternd auf. Für einen Moment verliere ich die Orientierung, bevor ich mit zitternden Fingern über meine Schläfe fahre. Die feuchte Haut unter meinen Nägeln erinnert mich daran, wie real es sich anfühlt. Ich blicke auf die Uhr. 05:24.

Widerwillig lasse ich mich zurück ins Bett sinken, die Decke kaum spürbar auf meiner Haut, doch die Kälte in mir wird dadurch nicht gemildert. Alles in mir schreit danach, in ein eisiges Bad zu springen, etwas zu fühlen, das mich aus diesem immer wiederkehrenden Albtraum reißt. Denn ich weiß es genau: Sobald ich die Augen schließe, wird es wieder von vorn beginnen. Dasselbe Bild, dieselben Schreie. Unvermeidbar.

Mit einem rauen Atemzug wische ich mir die Schweißperlen aus dem Nacken, die sich während des Traums gesammelt haben. Sie sind wie stumme Zeugen meiner Rastlosigkeit. Ich schüttle den Kopf, wie um die Bilder zu vertreiben, doch sie sitzen tief.

Eine Dusche. Das ist das Einzige, was mir einfällt, um mich von diesem Gefühl zu befreien. Um den Kopf klar zu bekommen, um nicht noch tiefer in der Vergangenheit zu versinken. Jeder Atemzug, den ich jetzt nehme, fühlt sich schwer an, als müsste ich mich gegen eine unsichtbare Wand lehnen, die mich zurückdrängt.

Worte im WindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt