𝐲𝐚𝐧𝐳𝐝𝐞𝐡|𝐞𝐥𝐟

14 4 0
                                    

Es sind fünf Tage vergangen, seitdem ich das letzte Mal mit Arda zur Uni gefahren bin. Fünf Tage, seit die Erkältung mich völlig niedergestreckt hat. Meine Nase ist vom ständigen Schnäuzen wund und rissig, die Haut spannt und brennt. Ich liege nur noch flach im Bett, kaum fähig, mich zu bewegen, denn zu allem Übel habe ich auch noch meine Periode bekommen.

Vom Arzt habe ich Schmerzmittel und Salben verschrieben bekommen, aber nichts davon scheint wirklich zu helfen. Meine Augen fallen immer wieder zu, doch an Schlaf ist kaum zu denken. Sie brennen, aber die ersehnte Müdigkeit will sich nicht einstellen. Stattdessen liege ich wach, kraftlos, und fühle mich einfach nur elend. Seit Tagen habe ich nicht geduscht, und ich kann mich selbst kaum ertragen. Die Kraftlosigkeit scheint mich völlig gefangen zu halten.

Neben mir steht ein Glas mit Orangensaft, ich greife danach und nehme einen großen, erschöpften Schluck. Doch selbst das bringt keine wirkliche Erleichterung. Plötzlich klingelt es an der Tür, völlig unerwartet. Ein Moment des Schreckens durchzuckt mich. Vielleicht ist es Ayla, denke ich, die wieder vorbeikommt, um mir Suppe zu bringen. Sie ist so gut zu mir. Nach ihrer Schicht im Café schaut sie oft vorbei, um nach mir zu sehen, und dafür bin ich ihr unendlich dankbar.

Langsam schiebe ich meine Kuschelpantoffeln an, die fast bis zu den Knien reichen, und schlendere mit schleppenden Schritten zur Tür. Als ich sie öffne, stockt mir der Atem - und fast schlage ich sie sofort wieder zu. Arda.

Nein, nicht er. Nicht jetzt.

Ich schließe die Augen fest und kneife mir in den Finger. Das muss ein Traum sein. Aber wenn, wäre es ein Traum, in dem ich mich glücklich schätzen könnte.

Ich blicke an mir herunter und versuche verzweifelt, den zerknitterten Stoff meiner Kleidung zu glätten. Meine pinke Schlafhose und der viel zu große Pullover - normalerweise würde ich sie lieben, aber nicht jetzt, nicht vor ihm. Warum schäme ich mich so? Wir sind doch Freunde. Warum bringt mich seine Anwesenheit aus der Fassung?

Ich habe schon oft mit Kenan und Ayla Filmabende gemacht, an denen mich Kenan heulend und völlig fertig gesehen hat. Und trotzdem... bei Arda fühlt es sich anders an.

Nach ein paar zögerlichen Gedanken öffne ich die Tür wieder ein Stück weiter. Da steht er, immer noch mit diesem verräterischen Lächeln. „Hey", sage ich leise und winke zaghaft mit der freien Hand, während ich meinen Kopf leicht an den Türrahmen lehne. In seiner Hand halte ich plötzlich etwas Neues fest: Er trägt Salzbrezeln und eine Packung Tee.

„Ich hab gerade eine freie Vorlesung", erklärt er, aber das beantwortet nicht wirklich die Frage, die in meinem Kopf schwirrt. Ich nehme ihm die Sachen nicht ab - was ich eigentlich tun würde - und folge ihm wortlos, als er in die Küche geht und die Sachen einfach auf den Tisch legt.

Ein Moment der Stille breitet sich aus, und ich fühle mich ein wenig idiotisch, weil ich immer noch nichts gesagt habe. Diese Stille macht alles nur unangenehmer. „Ich würde dich ja umarmen, aber ich bin ziemlich krank und..." Ich verstumme, als er plötzlich einen Schritt auf mich zugeht und mich sanft umarmt. Ich spüre seine Wärme und wie er mich ganz leicht an sich drückt.

„Ich will dich nicht anstecken", bringe ich den Satz noch zu Ende, obwohl er jetzt fast belustigt aus mir herauskommt. Er lächelt nur, legt seine Hand auf meinen Kopf und wuschelt mir leicht durch die Haare. Ich lache und ziehe mich sanft aus der Umarmung.

War das nur eine Umarmung? Mein Herz schlägt ein wenig schneller. Ich schiebe diese Umarmung in die Schublade der ungelösten Fragen und schließe sie tief in meinem Kopf weg. Für später.

Nur eine Umarmung. Nur eine. Der Gedanke kreist in meinem Kopf, als ich ihn anschaue. „Was machen wir jetzt?" frage ich und merke, wie sich eine kleine Vorfreude in mir regt.

Worte im WindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt