Eine warme Nacht

110 8 1
                                    

Es sind ein paar Wochen vergangen, seitdem ich diese Stunde bei Herr Bach so heftig erlebt habe. Immer wenn ich ihn sehe, in Sportstunden oder im Extratraining, dann kribbelt mein Bauch wie verrückt. Ich fühle mich total hibbelig, habe aber ehrlich gesagt keine Ahnung was ich machen soll. Ich habe gemerkt, dass Herr Bach mir gegenüber etwas Abstand genommen hat. Er redet nicht mehr viel mit mir, ist aber auch nicht abweisend. Eben wie ein Lehrer und Schüler Verhältnis sein sollte. Es enttäuscht mich etwas, aber ich fühle mich nicht so nervös und unruhig. Ich habe Chilli alles erzählt, und sie meinte, dass Herr Bach mich oft noch ansehen würde, wenn ich nicht hinschaue. Das macht mich glücklich, aber gleichzeitig weiß ich noch weniger, was ich tun soll. ,,Warte mal ab, ich glaube, das wird noch was", meint Chilli zu mir, aber wie lange soll ich noch warten? ,,Was läuft denn bei dir und Nadine?", frage ich sie. ,,Tja, das wüsstest du gerne, oder?" Chilli lächelt leicht. ,,Sag schon", bettel ich sie an. ,,Ich erzähle dir doch auch alles mit Herr Bach." ,,Tja, ich habe dich nicht gebeten", sagt Chilli und wendet sich zum Gehen. Ich will ihr gerade hinterherschreien, wie unfair das ist, als sie über die Schulter ruft: ,,Ich treffe mich bald mit ihr im Kino." Ich kann es nicht glauben. Ich laufe hinter ihr her. ,,Wie cool ist das denn?!" ,,Ich weiß nicht was ich sagen soll", meint meine beste Freundin dann. ,,Lass und doch am Wochenende treffen, dann planen wir alles." ,,Okay." ,,Dann kommst du am Freitag?", Frage ich. ,,Alles klar, ich komme Freitag." Ich verabschiede mich von meiner Freundin und nehme den Bus nach Hause. Als ich endlich zu Hause bin, esse ich erstmal ein Eis. Es ist total warm geworden in letzter Zeit, auch wenn es gerade erst Frühling ist. Ich bin ziemlich müde, weil ich nie schlafen kann, wenn es warm ist. Aber zum Glück ist ja morgen schon Freitag und Chilli kommt zu mir. Mehr Schlaf bekomme ich dadurch sicher nicht, aber immerhin ist Wochenende.

Freitag Nachmittag kommt Chilli zu mir. Wir setzen uns direkt in mein Zimmer, und machen alles fertig. Ein riesiger Kissenberg liegt auf dem Boden, und wir beide sitzen in der Mitte. ,,Also, legen wir los", sage ich zu Chilli. ,,Wann trefft ihr euch?" ,,Nächstes Wochenende", sagt Chilli. ,,Brauchst du Styling Tipps, oder eher so Hilfe zum Komminizieren?" ,,Reden. Styling habe ich mir schon überlegt. Ich habe mir bei YouTube millionen Videos angeguckt." Ich muss grinsen. Typisch Chilli. ,,Du scheinst ja ziemlich nervös zu sein." ,,Was denkst du denn?" Chilli guckt mich ein bisschen verzweifelt an. ,,Worüber hast du denn mit Herr Bach geredet?" ,,Wir haben uns ganz locker über Filme, Schule und andere Lehrer unterhalten. Das ging super leicht. Ich weiß gar nicht wieso ich so nervös war." ,,Schön für dich, aber denkst du das klappt bei mir auch?" ,,Klar, wenn das bei mir klappt, dann erst recht bei dir. Du hast das Zeug zur Entertainerin. Ich wette mit dir." ,,Okay, wenn du das sagst..." ,,Ich bin mir sicher", erwiedere ich ziemlich überzeugt. Aber es stimmt. Chilli hat das Talent, Leute zum Lachen zu bringen und mit anderen gut reden zu können. Manchmal beneide ich sie darum. Sie macht sich nicht so viel daraus, was andere über sie denken. Aber wenn ich ehrlich bin, ist mir das in letzter Zeit auch relativ egal. Es sei denn, es sind bestimmte Personen...

Nach einem längeren Filmeabend mit 'die Tribute von Panem' ist Chilli müde und ich lege mich auch hin. Es ist aber wieder ziemlich warm, und ich kann nicht schlafen. Ich sehe nach draußen. Es sind fast keine Wolken am Himmel, kein Wunder, dass man so viele Sterne sehen kann. Da ich weiß, dass ich in nächster Zeit sicher nicht schlafe, mache och das, was ich immer mache. Ich nehme mir eine Kuscheljacke und gehe leise raus. Einen Schlüssel habe ich schon in der Jackentasche. Ich muss nicht weit gehen, weil direkt neben unserem Haus eine Bank steht, auf die man sich setzen kann, und ins Tal gucken kann. Ich liebe es auf dem Berg zu wohnen. Man hat das Gefühl, als ob man alles sehen könnte, und alle überwachen kann. Keiner kann einen angreifen. So haben früher Könige ihre Burgen gebaut. Weit oben, außer Reichweite von irgendwelchen Feinden. Ich lache auf einmal. Nicht, dass ich erwarte mit Bomben und Pferden angegriffen zu werden, aber es fühlt sich einfach sicher an. Ich höre ein Auto, dass um die Kurve hinter mir kommt. Ich drehe mich um und dann blendet mich ein helles Licht. Wer ist das denn bitte? Das Auto hält und das Licht geht aus. Obwohl es dunkel ist erkenne ich das Auto. Es ist ein schwarzer Hyundai...

Go to win!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt