Die nächsten Wochen vergingen ziemlich schnell. Schule, Herr Bach und natürlich ziemlich viel und auch hartes Training. Herr Bach wollte wohl unbedingt, dass ich ein gutes Ergebnis erzielte. Nicht, dass ich das nicht auch wollte, aber er und mein Trainer waren schon fast besessen... Natürlich beklagte ich mich nicht. Sport war nunmal etwas, was ich super gerne machte. Und warum nicht noch mehr Zeit mit Herr Bach verbringen?! Das einzige, was mich echt nervte, war das Verhalten von Jonas. Er wollte ständig mit mir Zeit verbringen und mich immer begleiten, wenn ich noch mal eben in die Turnhalle musste. Das machte es echt schwer außerhalb des Trainings mit Herr Bach zu reden.
Schließlich war es nur noch eine Woche, bis ich zu den Olympischen Spielen konnte. Zwar waren das ja nur die für die Jugend, aber das war der erste Schritt zum großen Erfolg. Laut Herr Bach zumindest. Die letzte Woche trainierte ich extra hart. In der Schule passte ich dadurch zwar nicht sooo gut auf, aber zum Glück wussten die Lehrer alle bescheid. Dafür hatte wohl Herr Bach gesorgt. Sehr zum Ärger von meinen Klassenkameraden wünschten mir die Lehrer sogar noch viel Erfolg. Ich machte in der Woche auch ziemlich viel mit Chilli, soweit ich noch Zeit hatte. Einmal um Jonas abzuwimmeln, aber auch, weil sie einfach die tollste Freundin der Welt war. Wenn ich schon vor zwei Monaten aufgeregt war, dann konnte ich es jetzt kaum noch aushalten. Dafür brachte sie mich dann so zum Lachen, dass ich die Situation, in der ich aktuell steckte, einfach mal vergessen konnte.
Am letzten Wochenende, das ich hatte, waren meine Eltern mal wieder nicht da. Sie waren auf ,,Geschäftsreise" und kamen daher wohl erst Mitte der Woche wieder. Sie hatten mein Ticket schon gebucht und mir viel Glück gewünscht. Ich war traurig, dass sie nicht mitkamen, aber gleichzeitig wusste ich das ja auch schon länger. Richtig sauer konnte ich auch nicht mehr sein. Wie gesagt, ich hatte also das ganze Wochenende für mich. Meine Sachen hatte ich sogar mal vorher gepackt. Sonst war ich immer erst kurz vorher mit packen fertig. Etwas, wofür mich Chilli regelmäßig auslachte. Jetzt hatte ich eben schon alles erledigt. Am Montag ging es dann nach China. In dem Olympia Stadion, in dem auch schon die ,richtigen' Olympischen Spiele waren. Dort haben wir dann erstmal Zeit zum ankommen. Wir würden dann in der Nähe in einem Top-Hotel untergebracht werden. Herr Bach würde natürlich mit mir kommen. Mein Trainer wäre auch mitgekommen, allerdings hatte er genug hier in Deutschland zu tun. Er hatte mir allerdings gestern bei meinem Abschlusstraining versprochen jede Sekunde den Fernseher anzulassen, um natürlich nichts zu verpassen.
Ich versuchte mich abzulenken, indem ich den Fernseher einschaltete. Allerdings lief nichts Gutes und ich machte nach fünf Minuten wieder aus. Ich hatte nicht die Nerven ein Buch zu lesen, deshalb machte ich das Radio an und drehte es auf volle Lautstärke. Die Stille machte mich verrückt. Ich hüpfte wie eine Irre in der Gegend rum, um mich einfach abzulenken. Wie wollte ich das denn bitte noch Samstag und Sonntag aushalten?! Ich war jetzt schon total verrückt. Ich konnte mich auch nicht die letzten Tage mit Training ablenken, wie die letzten Wochen, da ich mich erstmal regenerieren sollte, bevor ich dann das Abschlusstraining nochmal in China absolvierte. Diesesmal dann unter Herr Bachs Aufsicht. Mein Handy zeigte nur an, dass Jonas mir viel Glück wünschte. Schon zum tausendsten Mal. Ich bedankte mich schnell, auch zum tausendsten Mal, und hüpfte dann weiter. Nach einer gefühlten Stunde war ich ziemlich erschöpft und legte mich aufs Sofa. Das Radio machte ich jetzt mal lieber aus. Die Nachbarn waren wahrscheinlich schon ziemlich genervt von mir. Obwohl, wahrscheinlich nahmen sie dann doch Rücksicht auf mich. Schließlich wussten sie ja auch bescheid. Diesesmal allerdings nicht von Herr Bach, sondern von den Zeitungen. Mittlerweile war es 18:00 Uhr. Ich duschte schnell, um irgendetwas zu machen und machte dann nochmal den Fernseher an. Irgendeine Castingshow lief und ich ließ es laufen. Was besseres hatte ich so oder so nicht zu tun. Mit mehreren Chipstüten legte ich mich auf das Sofa und guckte mir die Kandidaten an. Nach einer knappen Stunde klingelte es an der Haustüre. Ich zuckte zusammen. Wer war das denn jetzt? Ich lief schnell zur Türe und öffnete. Davor stand Jonas...
,,Hi", meinte er. Ich lächelte wenig überzeugend. ,,Hi." Nach kurzem Zögern fragte ich: ,,Woher weist du, wo ich wohne?" Jonas grinste verlegen. ,,Aus dem Telefonbuch. Ich wollte dir nochmal persönlich Glück wünschen." Ich nickte einfach nur. ,,Danke." Dann war es wieder still. Offensichtlich hoffte Jonas, dass ich ihn reinließ. Ich seufzte innerlich. ,,Willst du kurz reinkommen?" ,,Ja klar." Ich ließ ihn rein und schloss die Türe. Ich konnte ihn ja nicht einfach wegschicken. Jonas war schon im Wohnzimmer. ,,Oh, du hast ja offenbar Langeweile." Er hatte die ganzen Chips gesehen, die ich im Wohnzimmer verteilt hatte. Ich zuckte mit den Schultern. ,,Tja, ich habe sonst nichts zu tun." ,,Wer kommt eigentlich mit dir am Montag? Deine Eltern?" Ich schüttelte den Kopf. ,,Nein, die sind weg. Herr Bach kommt mit und mein Trainer wollte eigentlich, aber er konnte doch nicht." Jonas runzelte die Stirn als ich Herr Bach erwähnte. ,,Also nur Herr Bach?" Ich nickte. ,,War ja klar. Der muss sich ja auch immer überall einmischen. Ich glaube der hat eh keinen Bock auf Unterricht." Ich guckte ihn an. ,,Denkst du das echt?! Es ist mein Trainer, deswegen finde ich es gut, dass er mich unterstützt." ,,Aber wie der dich immer anguckt. Ich glaube, das der was von dir will." Ich lachte gespielt. ,,Keine Sorge, das hat mir Chilli auch schonmal gesagt. Wahrscheinlich bin ich für ihn sowas wie eine Tochter." Jonas guckte mich nicht ganz überzeugt an. Ich musste nachsetzen. ,,Hallo, er ist mein Lehrer. Ich werde absolut niemals etwas mit meinem Lehrer anfangen!"
Wie um meinen Worten zu widersprechen klingelte es erneut. Ich lief zur Tür. Anscheinend war heute bei mir Besuchertag. Na ja, zumindest war mir dann nicht langweilig. Ich öffnete die Türe und Herr Bach lächelte mich an. Um uns nicht in eine peinliche Situation zu bringen rief ich schnell: ,,Jonas, wenn man vom Teufel spricht." Herr Bach begriff schnell und setzte eine neutrale Mine auf. Jonas trat in den Flur und Herr Bach sagte: ,,Ich hoffe nicht, dass ich für euch ein Teufel bin." Er lachte. Ich grinste leicht. Jonas zog nur die Augenbrauen hoch. Erst jetzt sah ich, das Herr Bach noch ein Paket bei sich hatte. Auch Jonas hatte es gesehen und guckte fragend auf das Paket in Herr Bachs Händen. Herr Bach merkte es und reichte es mir. ,,Das ist heute mit der Post gekommen. Sie schicken es an alle Trainer." Ich nickte leicht und nahm es in die Hand. Es war relativ leicht. Ich öffnete es und darin waren Sportsachen. Aber nicht irgendwelche. Es war das Trikot der deutschen Mannschaft mit passendem Trainingsanzug. Es sah mega cool aus. Ich faltete die Sachen wieder ordentlich und legte sie zurück auf den Tisch. ,,Danke", sagte ich. Herr Bach nickte distanziert. ,,Kein Problem. Nicht, dass du bei deinem wichtigsten Wettkampf nichts zum Anziehen hast." Ich lachte nervös. Konnte Jonas nicht einfach gehen? Aber dann würde er so oder so Verdacht schöpfen. Mehr als jetzt schon. Herr Bach wusste was ich dachte und verabschiedete sich. Kurz bevor er fuhr sagte er noch: ,,Ich war eh gerade in der Nähe. Wahrscheinlich wartet meine Freundin schon auf mich. Bis Montag dann." Er zwinkerte mir zu und fuhr los. Ich drehte mich um und sah direkt in Jonas Gesicht. Zum Glück hatte Herr Bach sofort geschaltet. ,,Er hat eine Freundin?" Ich nickte überzeugend. ,,Wusste ich auch nicht, aber er wird es ja wissen." Ich lachte. Jonas blickte gedankenverloren auf den Boden. ,,Dann muss ich mir ja keine Sorgen machen." Ich zuckte mit den Schultern. ,,Nein, ich denke nicht." Jonas blickte mich an. ,,Du verstehst es echt nicht, oder?" Ich wurde unruhig. Ich wusste was er sagen wollte. Aber das ging nicht. Ich stand einfach nicht auf ihn. Ich überlegte fieberhaft was ich machen sollte. Ich musste irgendwie die Notbremse ziehen. In dem Moment klingelte das Telefon. Ich ließ Jonas stehen und ging ran. Es war meine Oma. Ich ließ sie gar nicht erst anfangen und fing sofort an zu reden.
,,Hallo, wie geht es euch?"
,,Hallo... Lisa, ich..."
,,Ach, das ist ja schön."
,,Lisa? Alles in Ordnung? Ich wollte eben..."
,,Oh, das wusste ich nicht. Ich habe mich schon gewundert. Ihr holt es also noch ab?"
,,Lisa, kann es sein, das du gerade willst, dass ich mitspiele? Soll ich mal laut schreien?!"
,,Nein! Ich meine okay. Könnt ihr machen. Ich warte dann auf euch. Bis gleich."Ich legte schnell auf bevor meine Oma echt meinen super Plan zerstören konnte. Ich liebt meine Oma zwar, aber ich wusste nicht, ob sie meine Lage gerade verstehen würde. ,,Jonas, du musst leider gehen. Meine Eltern kommen gleich, weil sie etwas sehr wichtiges Vergessen haben. Wir telefonieren, okay?" Ohne auf eine Antwort zu warten schob ich ihn zur Türe raus. ,,Okay, dann tschüss." Ohne auf eine Antwort zu warten knallte ich die Türe zu. Gerade nochmal Glück gehabt.
DU LIEST GERADE
Go to win!
Teen FictionSchule, Lehrer, Mitschüler... Alles ist neu, als ich an die weiterführende Schule komme. Aber es verändert sich mehr als ich gedacht habe und das vom ersten Moment an, als ich meinem neuen Sportlehrer begegnete...