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„Hey Lara. Schön dich zu sehen. Ist ja schon etwas her" lacht Melissa mich an, als ich gerade das mir nur all zu bekannte Café in Köln betrete.
„Hey Melissa, erstmal danke, dass du mir geschrieben hast" lächle ich zurück und umarme sie zur Begrüßung.
„Ach, kein Problem. Ich wusste ja wie wichtig dir der Anhänger ist" lächelt sie und reicht mir einen Anhänger rüber, den ich in den letzten Monaten total vergessen habe.
„Danke. Um ehrlich zu sein, hab ich den garnicht vermisst. Schließlich war er ja eher mein Glücksbringer bei spielen und sowas" lächle ich verlegen.
„Klar, weiß ich doch. Aber spielst du denn jetzt garnicht mehr?" hakt sie nach. Sofort schüttle ich mit dem Kopf.
„Nein, ich bin vor wenigen Wochen nach Dortmund gezogen und habe da auch ehrlicherweise nicht nach einem neuen Verein gesucht" antworte ich.
„Willst du denn noch spielen? Du weißt, für dich haben wir immer einen Platz" lächelt sie aufmunternd.
„Ich weiß, aber ich muss mir gerade erstmal über viele andere Dinge klar werden. Außerdem ist Köln schon ein Stückchen von Dortmund weg" antworte ich.
„Ja klar, die Strecke ist ein bisschen weiter. Aber willst du denn in Dortmund bleiben? Du kannst ja auch zurück nach Köln kommen" grinste sie.
„Nein nein, mit Köln habe ich abgeschlossen. Und Dortmund weiß ich auch noch nicht so ganz" schüttle ich mit dem Kopf.
„Okey, eigentlich wollte ich dir das nicht geben. Einfach, weil wir dich zurück in der Mannschaft haben wollten. Aber das ist egoistisch, also hier, vielleicht hilft dir das ja etwas" sagt sie, und reicht mir einen Briefumschlag rüber, wo mein Name drauf steht.
„Was ist das?" schaue ich sie fragend an.
„Lies es dir in Ruhe durch und entscheide dann, ja?" sagt sie. Ich nicke nur und stecke den Umschlag in meine Reisetasche. Ich hatte mich von Lübeck aus direkt auf den Weg nach Köln gemacht, um nicht die Tage nochmal mit der Bahn unterwegs sein zu müssen.

„Du Lara, ich muss mich jetzt langsam verabschieden. Du weißt ja, heute ist Training" lächelt sie.
„Stimmt. Ja kein Problem. War schön dich mal wieder gesehen zu haben" lächle ich zurück und wir umarmen uns nocheinmal, ehe Melissa auch schon geht. Ich trank meinen Kaffee noch in Ruhe aus, ehe auch ich bezahlen ging und das Café verließ. Auf dem Weg zum Hauptbahnhof, ging ich noch an einer Eisdiele vorbei, die mich nur zu gut an den Tag mit Julian erinnert, als wir uns zufällig im Park getroffen hatten. Ein Lächeln huschte sich auf meine Lippen, doch genau so schnell verging es auch wieder.

Erschöpft ließ ich mich auf einen der Sitze in der Bahn fallen. Aus meiner Reisetasche suchte ich mir meine Kopfhörer, als mir der Umschlag von Melissa in die Hand fiel. Neugierig nahm ich den Brief und öffnete diesen. Immer wieder las ich die Zeilen, die dort geschrieben waren. Das große Logo war kaum zu übersehen. Überrascht legte ich den Brief wieder an die Seite und nahm mir meine Kopfhörer. Ich versuchte mich etwas zu entspannen, doch es ging einfach nicht.

Vier Wochen war ich nun in Lübeck, um einfach mal meinem Leben zu entkommen. In dieser Zeit konnte ich sehr viel nachdenken. Dennoch weiß ich nicht, was ich überhaupt mit meinem Leben anfangen soll. Bis vor einer Stunde, war ich mir mit einer Sache aber definitiv Sicher. Ich wollte Julian nie wieder sehen.
Und jetzt gerade bin ich mir nichtmal mit dieser Sache sicher.

Eine gefühlte Ewigkeit stehe ich bereits vor dem Haus, aus dem ich vor vier Wochen rausgestürmt bin. Bereits zum zweiten Mal, betätige ich die Klingel. Doch niemand öffnet mir. Seufzend zog ich mein Handy aus der Hosentasche. Für meine Dummheit könnte ich mich selbst manchmal echt Ohrfeigen. Der BVB hat heute das Freitagsspiel um 20:30 Uhr bekommen. Klar das mir niemand aufmacht, es ist ja schon 19 Uhr. Hektisch suche ich den Kontakt von Nicole und rufe sie an.
„Hey Lara, lange nichts gehört. Wie geht's dir?" entgegnet sie mir glücklich.
„Hey Nicole. Bist du gerade unterwegs?" frage ich sie nervös. Ich konnte klare Autogeräusche hören.
„Ja, bin auf dem Weg ins Stadion. Aber sag mal, warum rufst du an?" hakt sie nach.
„Kannst du mich mitnehmen? Ich muss mit Jule sprechen, dringend" antworte ich.
„Äh ja klar, wo bist du denn gerade?" fragt sie.
„Vor Jules Haus" antworte ich.
„Gut, bin gleich um die Ecke. Schätze so in fünf Minuten bin ich da" sagt sie.
„Danke Nicole. Dafür hast du echt was gut bei mir. Dann bis gleich" lache ich. Nicole verabschiedete sich auch noch bis gleich, ehe sie 4 Minuten später auch schon mit dem Auto vor mir hält.
„Na du" grinst sie mich an, nachdem ich ins Auto eingestiegen bin.
„Also, was ist so wichtig, dass du plötzlich mit Jule sprechen musst? Ich dachte du wolltest dich von ihm fern halten" entgegnet sie mir vorsichtig.
„Ich weiß es selber nicht" antworte ich unsicher. Nicole nickte nur, da sie wohl selbst nicht wusste, was sie sagen soll. Und meine Nervosität stieg immer mehr, so näher wir am Stadion waren.

„Komm, lass uns da an den Tisch setzten" meint Nicole, nachdem wir die Lounge betreten haben. Es blieb leider nicht genug Zeit, Julian vorher zu sehen, weshalb ich bis nach dem Spiel warten müsste. Die Mannschaften kamen gerade nacheinander aufs Feld, um sich warm zu machen. Meine Augen suchten sofort den Blonden auf dem Spielfeld. Schnell fand ich ihn auch. Und ihn so zu sehen, zerbrach mir mein Herz. Er sah schrecklich aus. Die Tiefen Augenringe konnte ich bis hier erkennen.

„Ihm geht's richtig Scheiße. Edin wollte ihn erst garnicht aufstellen" hörte ich plötzlich eine männliche Stimme neben mir.
„Kai" sage ich erschrocken, als ich mich umdrehe.
„Er vermisst dich" konnte ich nun auch Sophia sagen hören, die hinter Kai auftaucht.
„Was macht ihr hier?" frage ich verwirrt.
„Ich habe mich beim Training vor drei Wochen verletzt. Und da es Jule richtig Scheiße geht, haben wir beschlossen meine Verletzungspause hier zu verbringen" erklärt er.
„Es tut mir leid Soph" Schluchze ich ihr entgegen und falle ihr in die Arme.
„Nicht doch Maus. Ich konnte dich ja verstehen. Wir hätten es dir garnicht erst verheimlichen dürfen." streicht sie mir langsam über den Rücken.

„Fuck Jule! Nicht schon wieder. Hol dir den Ball wieder" hörte ich nun Kai neben mir Fluchen, was mich abrupt umdrehen lässt. Julian stand da und starrte dem Ball quasi nur so hinterher. Er tat rein garnichts. So habe ich ihn vorher noch nie gesehen.
„Wenn der so weiter macht, wechselt Edin ihn noch aus" meint Kai seufzend. Es tat mir so leid.
„Das ist alles meine Schuld" Murmel ich vor mir hin.
„Er liebt dich. Und er vermisst dich wirklich sehr" meint Sophia ruhig.
„Warum bist du hier?" fragt sie vorsichtig.
„Ich- ich wollte mit Jule sprechen. Er war nicht zuhause, also bin ich hier her" antworte ich brüchig.
„Scheiße Jule man! Reiß dich zusammen!" schrie Kai erneut. Kurz darauf pfiff der Schiri auch schon zur Halbzeit. Der FC Bayern ging somit also mit zwei Toren in Führung.

„Lara du musst mit ihm reden." meint Kai ernst.
„Das hatte ich ja auch vor, nach dem Spiel" antworte ich ihm.
„Nein. Du musst jetzt mit ihm reden. Ich bin mir sicher, dass er dann auf dem Platz mehr geschissen kriegt. Edin hat ihm heute die letzte Chance gegeben, sonst verliert er seinen Platz in der Startelf" erklärt er mir.
„Okey" antworte ich ruhig.
„Okey?" fragt Sophia nach.
„Ja, Okey halt" antworte ich.
„Na dann komm! Worauf warten wir noch" meint Kai und zieht mich aus der Lounge raus.

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