Verbunden mit einem Vampir - Band 2

Kapitel 24: Werwolf Politik

„Können wir denn heute Abend beim Abendessen mit euch rechnen?", fragt ausgerechnet Kilian unverblümt nach.

Fabrice war natürlich auch empört darüber, dass wir unserem Ritual nicht nachgekommen sind.

Es war aber Kilian, der extrem sauer gewesen ist.

„Das ist fast einen Monat her, wie oft willst du uns das noch vorhalten?", kontert Viktor nun und nippt an seinem Kaffee.

Es ist früh am Morgen, der 30.10.2029 und ein ganz normaler Dienstag. In einer Viertelstunde macht sich jeder von uns auf den Weg zur Arbeit, die Vorfreude auf das verlängerte Wochenende, was wir uns alle frei genommen haben, ist aber groß. Die Anspannung leider auch, dazu aber später mehr.

Kilian arbeitet wie immer in seinem Autohaus, es gibt momentan auch viel zu tun und er führt sein jährliches Check-up an unseren Autos durch. Heute fährt Kilian mit meinem Jaguar, der noch immer Platzhüter meines Stellplatzes ist. Jedes Murren, ob ich wenigstens einen unauffälligeren Audi fahren darf, stößt bei Kilian auf taube Ohren. Und ich bin noch immer der rosa Kreis mit „Leni on tour" in seiner Tracking App für seine ganzen Autos. Fabrice macht wieder seine normale Schicht von 07:30 Uhr bis 12:30 Uhr. Im Anschluss holt er mich in der Regel zuhause ab und wir gehen meist zusammen einkaufen oder was noch so ansteht. Heute geht's zum Beispiel zusammen ins Rudelhaus für die letzten Vorbereitungen und er macht eine Stunde früher Feierabend, um mich direkt hier abzuholen, aber erstmal steht noch die Arbeit an. Und die ist für mich fast normal, ich arbeite jetzt 4 von 5 Stunden Montag bis Donnerstag und darf ab Mitte November wieder normal durchstarten.

Mit einem Lächeln räume ich meine Tasse in den Geschirrspüler und helfe beim Abräumen des Frühstückstischs. Ich esse nach wie vor immer erst auf der Arbeit gegen 09:00 Uhr mein Frühstück, vorher habe ich nie Hunger.

Und schon machen wir uns alle fertig und fahren gemeinsam in die Tiefgarage. Kilian lächelt mich, wie jeden beschissenen Morgen, kurz an, als er mich in seinen edlen Bentley steigen sieht. Leider berührt er damit total mein Herz und ich freue mich für ihn, weil er selten solche emotionalen Regungen zeigt.

„Sieht so aus, als hättest du noch eine ganze Weile das Vergnügen mit Kilians Wagen", witzelt Viktor in meinen Gedanken drauf los.

Ich ziehe meine Barriere hoch und spüre ein zartes Streicheln, ehe Viktor schon von mir ablässt. Kilian fährt voraus, dann folgen Viktor und ich. Und Fabrice kann sich scheinbar wieder nicht für eine Playlist für die Fahrt entscheiden, weshalb er sicher ein bis zwei Minuten später losfahren wird. Es ist immer dasselbe mit ihm.

Draußen tobt heute ein ziemlich heftiger Sturm und die Fahrt zur Klinik dauert einige Minuten länger, weil wir so vorsichtiger fahren, als sonst. Und natürlich stehen wir ewig an ein paar üblichen Kreuzungen, an denen Leute zu unseren Karren rüber schauen.

Kilian hat die Scheiben seines Bentleys neulich tönen lassen, nachdem ich ihn darum gebeten habe. Beziehungsweise hat er das selbst vorgenommen, dafür habe ich ihn mit seinem Auto auf seiner Arbeit besucht. Ich saß eine Weile am Rand, mit einem von Kilian zubereiteten grünen Tee und habe ihm dabei zugesehen.

Der Mann kann das ziemlich gut und sehr präzise. Aber sonst wäre er auch nicht der private Kfz-Mechatroniker Meister der norddeutschen Führungselite. Naja und Kilians Blick wurde ziemlich finster, als ich ihm erzählt habe, wie junge Männer mir in seinem Bentley hinterher gepfiffen haben.

Wenn Kilian das Tönen nicht vorgenommen hätte, wäre ich fortan mit einem von Viktors Wagen gefahren, denn bei ihm sind ausnahmslos alle Scheiben getönt. Bei Fabrice lustigerweise nicht, er mag es lieber taghell im Auto. Wenn ich aber mal Fabrices Lamborghini fahren darf, dann sitzt er daneben und es traut sich keiner, mich anzumachen.