Kapitel 31: Das Zeug im Drink

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Den halben Tag verordnet Viktor mir Ruhe. Zwischendurch versorgt er meine leichten Schürfwunden an den Knien mit neuer Wundsalbe und neuen Pflastern. Es kommt sonst niemand herein und ich habe auch nicht das Bedürfnis mit jemandem zu reden.

Schließlich lässt es sich aber nicht vermeiden.

„Ich mag unten am Tisch zu Abend essen", betone ich dann, nachdem er das Mittagessen für uns zwei vorhin schon hochgeholt hatte.

Serien schauen und entspannen hat was, aber die ganze Zeit herumliegen macht mich irre. Und an einem Tisch sitzen werde ich gerade so noch hinbekommen.

Viktor verschwindet kurz ins Bad und trägt die Salbe auf seinen Nasenbereich auf. Es sieht wirklich heftig und schlimm aus, aber gegen seinen Befehl kämpfe ich nicht an.

So gehen wir dann aus dem Zimmer und langsam hinunter in die offene Wohnküche.

Scheinbar haben noch andere Leute die Idee, denn Enna kuschelt sich auf Émiles Schoß an ihm und verdrückt ein Brötchen mit Salami.

Klara hingegen sitzt mit leerem Blick vor ihrem Teller und starrt das belegte Brot mit Kochschinken an, was sicher Rouven ihr gemacht hat. Der sitzt direkt daneben und hat Theo auf dem Schoß, der einen Toast isst. Rouven mustert Klara stumm, die ihn nicht wirklich beachtet.

Mit am Tisch sitzen noch Kilian, Fabrice, Daniele und Dorian, die ein kleines Vierergespann bilden und sich leise unterhalten.

Alle Augen richten sich dann auf uns, vor allem aber auf Viktor und seine offensichtliche Blessur.

„Dein Schwinger war krass, Respekt", haut Kilian nun raus.

Im nächsten Moment brät Fabrice ihm echt doll mit flacher Hand eine über, etwas dazu sagen tut er aber nicht.

Ich setze mich dann ohne ein weiteres Wort an den Tisch und Viktor nimmt neben mir Platz.

Gerade will ich mich an der Auswahl bedienen, da sieht Klara von ihrem Teller hoch.

„Es tut mir so leid, Leni. Ich habe echt nicht damit gerechnet, dass das Pulver so heftig ist", kommt es aus ihr heraus.

Theo sieht seine Mutter mit einem Fragezeichen im Blick an, Rouven legt ihm aber seinen Zeigefinger auf die Lippen und schüttelt mit dem Kopf, als Theo zu seinem Vater aufsieht.

„Lass uns einfach nicht darüber reden", erwidere ich und nehme mir eine Scheibe von Fabrices selbst gebackenem Vollkornbrot.

Eine Weile esse ich schweigend mein Käsebrot, was ich mit Schnittlauch verfeinere. Dazu gibt es frisches und kühles Wasser.

Dann endet der Frieden.

„Leni?", fragt Enna und sieht aus der bequemen Umarmung von Émile zu mir herüber.

Ich sehe sie fragend an.

„Kannst du mir sagen, was genau passiert ist? Ich habe einen kompletten Filmriss. Das ist echt schlimm. Klara kann sich auch nicht erinnern", kommt es dann aus Enna heraus.

Viktor will für mich am liebsten direkt nein sagen, aber er überlässt diese Entscheidung mir. Émile und Rouven sehen mich nun aber ganz aufmerksam an, weil die beiden das wohl auch gerne wissen wollen.

Kurz sammle ich meine Erinnerungen und will dann auch schon mit der Erzählung loslegen, da klingelt das Handy von Viktor.

Er schaut kurz drauf, steht auf und geht in den Flur. Ich höre noch ein kurzes „Ja?" und ein paar Sekunden schweigen. Viktor kommt dann aber direkt wieder.

„Eckhardt ist am Telefon und ich soll laut stellen", verkündet er und legt das Smartphone dann vor sich.

Der Mann fackelt nicht lange.

Verbunden mit einem Vampir - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt