Kapitel 36: Politik auf dem Winterball

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Geduldig sitze ich mit meinen engsten Vertrauten an unseren Plätzen im großen Speisesaal. Er ist ebenso winterlich und wohlig hergerichtet: Dekorationen aus Tannenzweigen, weiße Tücher, weiße Rosen und überall glitzernde Ornamente. Die Beleuchtung ist auch hier am Rand an ausgewählten Stellen in blauen, lilafarbenen und türkisenen Hinguckern gehalten. Die Tische sind mit rein weißen Tischdecken, die sich seidig glatt anfühlen, behangen und es steht edles Porzellangeschirr auf den Tischen. Zusammen mit Weingläsern und Besteck aus Gold.

Selbst die Servietten sind aus festem, weißem Stoff und haben goldene Stickereien als Verzierung.

Die Namenskärtchen sind schlicht Weiß gehalten, die Namen der Gäste funkeln in einem dunklen goldenen Schriftzug im Stil der Kalligrafie. Ich muss mit einem Lächeln an Viktors und meine Hochzeit denken, dessen Bild der Flitterwochen im Anschluss ich noch immer als Sperrbildschirm auf meinem Smartphone habe.

So kann ich ihn immer sehen und fühle mich klischeehaft kitschig dabei. Aber egal, er ist mein Mann, da darf ich das!

Viktor streichelt verliebt mit seinem Daumen über meinen Handrücken und drückt mir einen Kuss auf die Lippen.

Dann erhebt Trygve das Wort.

„Meine verehrten Gäste, ich begrüße euch heute recht herzlich zum diesjährigen Winterball des norwegischen Rudels. In diesem Jahr möchte ich das Fest erweitern und mit meinen Verbündeten teilen und feiern, weshalb wir heute in eine große Runde blicken. Ich danke euch für das zahlreiche Erscheinen und freue mich, so viele Nationen in einem Raum versammeln zu können. Bitte genießt die Einladung und den Abend. Auf einen friedlichen Winterball!", verkündet er und hebt sein Sektglas, um diesen Toast auszusprechen.

Allesamt heben wir nun unsere alkoholischen Getränke, wobei Viktor und Rouven verzichten. Und ich will auch nur bei einem, maximal zwei Gläsern Sekt bleiben. Ich bin in diesem Setting lieber soweit nüchtern.

Ein zustimmendes Murmeln ertönt, dann stoßen enge Vertraue unter sich an und genießen den ersten Schluck des Abends. Viktor hat den Sekt vorher heimlich mit einem geschmacklosen Tropfen versehen, der sich gefärbt hätte, wäre dem Sekt eine weitere Substanz zugeführt worden. Aber es passiert nichts und so trinke ich genussvoll in kleinen Schlücken mein Glas.

Trygve geht nun zum länglichen Tisch mit Blick in den Raum, an dem seine engsten Vertrauten sitzen. Alles männliche Wölfe, die scheinbar einen Rang in seiner Führungsspitze haben. Ich sehe auch sonst keine weiblichen Wölfe dort sitzen. Entweder gibt es keine, oder die sitzen entsprechend einer Tradition woanders.

Vom norwegischen Rudel sehe ich immerhin viele Leute an den Tischen sitzen, aber die scheinen nicht direkt in Kontakt mit Trygve zu stehen.

Es stürmen nun Kellner in moderatem Tempo in den Raum und nehmen die weiteren Getränkebestellungen der einzelnen Tische auf. Wir halten uns ganz ruhig und achten auf unsere Wortwahl, auch wenn wir annehmen, dass uns kaum einer verstehen wird. Aber man weiß ja nie und man muss vorsichtig sein.

Nachdem die Kellner dann die Getränke auf silbernen Tabletts hereintragen und verteilen, folgt auch schon bald darauf die Vorspeise. Eine leichte Suppe mit zartem Hühnerfleisch und Eistich, dazu ein kleines Stück Baguette zum Dippen. Wir essen gemütlich und plaudern nebenbei über unseren Alltag. Beinahe vergessen wir so, dass wir als Mischgruppe direkt im Territorium des norwegischen Alphas sitzen.

Die Hauptspeise folgt dann auch, nachdem die zarte Suppe Appetit auf mehr gemacht hat.

Es gibt wahlweise entweder Schweinerippchen oder gepökelte Lammrippe mit Beilagen nach Wahl. Manche nehmen Kartoffeln, andere haben eher Lust auf Reis, hier und da sehe ich Rotkohl oder Kartoffelpüree und Erbsen. Das Fleisch ist genau richtig zubereitet und schmeckt wirklich sehr köstlich, als hätte Trygve die besten Köche des Landes für heute herbestellt.

Verbunden mit einem Vampir - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt