Teil 12: Jamal

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Ohne zu zögern lief ich zurück ins Haus. Mittlerweile war ich einfach nur noch wütend, dass ich so dumm gewesen bin und es nicht früher realisiert habe. Mit großen und schnellen Schritten ging ich auf Leonie zu. Ich knallte die Tür hinter mir zu und bemerkte, dass sie leicht zusammenzuckte.
„Leonie wo zur Hölle warst du vor dem Spiel?!" doch anstatt zu antworten sah sie mich nur mit groß Augen an. „Ich frage dich jetzt noch einmal, wo warst du vor dem Spiel?" diesmal entging auch mir die Wut in meiner Stimme nicht mehr.
„Was hat dir diese Bitch denn jetzt bitte gesagt, dass du hier so ausrastet, gerade hatten wir doch noch Spaß?" um schlimmeres zu verhindert drehte ich mich von ihr weg und legte zwei fingen an meinen Nasenrücken und fing an diesen Leicht zu drücken. Ich kann es einfach nicht glauben.
„Leonie es reicht! Nenn Amelie nie wieder so. Und was verstehst du unter „wir" hatten Spaß? Du hattest Spaß. Noch nie hatte ich irgendeine Positive Emotion in mir während wir miteinander geschlafen haben,  genau genommen wollte ich überhaupt nicht mal bei den meisten malen mit dir schlafen, doch du bist ja zu egoistisch um mir zuzuhören!" Ich ging einen Schritt auf sie zu, um nun genau vor ihr zu stehen. Es tat mir leid, dass ich dir diese Worte so an den Kopf knallte, aber ich hatte keine Geduld mehr in mir.
„Bei wem warst du vor dem Spiel?". Langsam liefen ihr die Tränen übers Gesicht, und ich empfand ein wenig Mitleid, doch wenn ich mit meiner Vermutung richtig liegen würde, würde sich das Mitleid in pure Enttäuschung verwandeln.
„Aleks". Ihr stimme war nicht mehr als ein Flüstern mit welchem sie versucht weitere Tränen zu unterdrücken. Doch ich war mittlerweile schon weit von meinem empfundenen Mitleid entfernt.
„Seit wann?" Ich erkannte meine Stimme selbst nicht wieder, sie war frei von jeder Emotion und einfach nur kalt.
„Seit Griechenland, Jamal es tut mir leid."
Ich wusste nicht mehr wo oben und unten war oder wie ich mich fühlen sollte. Ein komisches Gefühl übernahm mein ganzen Körper und schien mir jeden Moment den Boden unter den Füßen wegzureißen.
„Jamal es tut mir leid okay?! Wir hatten ja nicht mal Sex miteinander! Es ging nur um ihn. Ich sollte ihm ein Blasen oder meine Hand benutzen. Er wollte mich einfach als Ablassventil benutzen, aber wir hatten kein Sex!"
Es wundert mich wirklich, dass ich mich noch so gut beherrschen konnte und nicht kotzend über einer Toilette hing. Und noch mehr wundert es mich, dass meine Gedanken trotzdem noch den Weg zur Antwort auf ihr Verhalten fanden?
„Deswegen der Sex mit mir? Er macht dich geil aber will dich nicht vögeln, deswegen soll ich das machen? Ist doch so oder nicht?" doch anstatt zu antworten zuckte sie jetzt nur mit den Schultern.
„Geh jetzt Leonie, und komm nie wieder."
Wenn ich noch länger hier stehen müsste, würde ich mich vor ihr auf den Flur übergeben, und diese Genugtuung gönne ich ihr nicht. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, zog sie sich ihr Klamotten über und verließ mein Haus. Ich bildete mir ein mich ein „es tut mir wirklich leid Jam" zu hören doch dies ging unter als ich schließ die Treppen hoch rannte, und mich über der Toilette übergab.

Amelie

Ich wusste nicht wie schnell ich nach Hause gegangen oder sogar gerannt bin aber meine Beine schmerzten als ich meine Wohnungstür aufschloss. Die Tränen floßen mir unaufhaltsam über die Wangen und ich warf mich einfach in mein Bett.
Wieso hat er gelogen? Es gibt nichts schlimmeres für mich als mich anzulügen. Es löst einfach etwas in mir aus, was sich furchtbar anfüllt. Mein ganzes Leben lang wurde ich von meinen Freunden und meinem Freund belogen. Alle machten Dinge hinter meinem Rücken und belogen mich ohne sich schlecht zu fühlen. Ich habe noch nie verstanden wie man so sein kann, ohne sich zu schämen.
Ich dachte Jamal wäre anders. Denn auch wenn ich Probleme habe zu vertrauen, kann ich  ihn nicht für das Verhalten von anderen Menschen bestrafen. Also entschied ich mich ihm zu vertrauen, was sich als großer Fehler herausstellte.
Vielleicht übertreibe ich auch, und es ist total lächerlich wie ich hier zusammengekauert liege, aber ich bin es satt mich für meine Gefühle zu entschuldigen!
Nach einigen Stunden des Weinens und Nachdenkens schrieb ich Max eine kurze Nachricht, ob er vielleicht nach Hause kommen könnte, denn ich brauchte dringend jemanden zum reden.
Meine Gedanken waren ein reinstes Chaos, das sich auch nicht so leicht Ordnen lies. Aber ein Gedanke kam mir immer wieder: Wie Jamal auf Leonies Berührungen reagiert. Er war jedes Mal in ihrer Nähe total verspannt und versuchte jeder Berührung von ihr auszuweichen.
Sie haben nicht mal wirklich Händchen gehalten, was Pärchen die sich lieben nunmal tun. Sein verhalten gegenüber Leonie, erinnerte mich an mein Verhalten gegenüber Paul. Sobald er mich berührte fing ich an mich zu verkrampfen und der Sex mit ihm war einseitig. Ich habe es einfach nur mit gemacht damit er bei mir blieb und nicht wieder mit einer anderen schlafen würde.
Am Ende hat er es trotzdem immer wieder gemacht und ich bin froh, dass ich endlich nicht mit Abhängig von ihm bin! Es hat eine Weile gebraucht, aber Max hat mir nach und nach klar gemacht, dass ich emotional Abhängig von ihm war. Und dieses Gefühl möchte ich nie in meinem Leben mehr spüren.
Da ich selbst wusste sie es aussah wenn man sich so wie ich fühlte, verwirrte mich Jamals verhalten nur noch mehr. Wenn er sich so sichtbar unwohl fühlt, dann doch weil es ihm vielleicht ähnlich ergeht wie es mir damals erging? Wieso würde er dann nochmal mit ihr schlafen? Oder sich nicht trennen? Ich habe mich damals auch nicht getrennt und irgendwo hinter meiner Wut über sein Verhalten konnte ich ihn verstehen. Allerdings kann ich so einen Menschen in meinem Leben nicht gebrauchen, Ich möchte nicht angelogen werden. Nie wieder.
Ich hörte nur wie die Tür aufging und wusste, dass ich mich bei Max jetzt erstmal ausheulen konnte und wohl oder übel mir selbst eingestehen muss, dass ich Jamal ein wenig zu sehr Mag um nur mit ihm befreundet sein zu wollen.

Jamal

Ich öffnete meine Augen langsam als ich merkte wie jemand immer wieder meinen Namen leise sagte und dabei sanft meine Schulter berührte.
„Jamal du musst aufstehen, sonst kommst du zu spät zum Training..". Lat stand vor mir und sah mich mit gerunzelter Stirn an. Wie spät war es? Wann bin ich überhaupt eingeschlafen? Meine Augen brannten und mein Hals fühlte sich trocken hat.
„Jamal was ist los bei dir?" Ich richtete mich leicht auf und legte meinen Kopf auf meine offenen Hände, den dieser fing an schmerzhaft zu Pochen.
„Mir gehts gut, keine sorge". Das war wohl wiedermal eine Lüge. Ich hasste es Menschen die mir Nahestehen anzulügen, schon bei Amelie habe ich es kaum ausgehalten, dabei steht sie mir doch eigentlich nicht nahe, oder? Nachdem ich gestern meinen gesamten Körper entleert habe, fiel ich ins Bett und fing einfach an zu weinen. Ich fühlte mich ekelhaft. Benutzt. Ausgenutzt. Es war ein furchtbares Gefühl, dass dafür sorgte das ich gestern Abend bestimmt 2 Stunden unter der Dusche verbrachte, um mich irgendwie besser zu fühlen. Der Fakt, dass es Aleks war, den Leonie meinem Anschein nach „befriedigte" machte es nochmal schlimmer. Seit dem ich Leonie kenne nutze Aleks sie gleichzeitig zu seinen Gunsten, wie kann man so widerlich sein? Und währenddessen spielte er mir vor es wäre mein Freund.
„Jamal? Ist es wegen Amelie?" und mit einem Mal hat Lat meine ganze Aufmerksamkeit zurück. Woher kannte sie sie? Hab ich im Schlaf etwas gesagt?
„Ihr Bester Freund arbeitet an meiner Schule. Er heißt Max und sie wohnen zusammen. Du weißt ja ich hab nicht viele Freunde, naja ist ja auch egal, aber seit dem Max da ist, verbring ich meine Pausen bei ihm. Wie unterhielten uns viel und er erwähnte dass seine Freundin Amelie von „dem Aleks Pavlović" zu einem Spiel eingeladen wurde. Er erzählte nicht was er gemacht hat aber er meinte nur dass er hofft diesem Bastard nie wieder über den weg zu laufen und das kein geringerer als Jamal Musiala sie nach Hause gebracht hat und die Nacht sogar geblieben ist. Er meinte, dass man Amelie richtig anmerkt, dass sie dich mag und es aber aufgrund ihrer Vergangenheit ein bisschen schwer für sie ist neue Menschen in ihr Leben zu lassen. Ich habe natürlich nicht erwähnt, dass ich dich kenne, geschweige denn, das ich deine Schwester bin, aber es war dann doch ganz lustig wie zufällig das alles ist. Naja ich musste dann gestern Nachmittag nochmal in die Schule und Max war auch noch da. Er sah ein bisschen aufgewühlt aus und ich habe ihn dann gefragt was los sei, daraufhin meinte er dass Amelie ihm geschrieben hat, dass es ihr nicht gut geht und gefragt hat ob er sich bald auf den Weg nach Hause machen könnte, denn sie braucht jemanden zum ausheulen. Da dachte ich, dass es ja zu deinem „Symptomen" passt".
Ich musste ihre Worte erstmal verdauen denn sie bewirkten nur, dass ich mich noch schlechter fühlte als ohne hin schon? Was musste sie in ihrer Vergangenheit erleben? Eventuell war dies der Grund für ihre Reaktion auf den Fakt, dass ich sie angelogen habe. Und da ich nicht noch weiter lügen wollte erzählte ich es meiner Schwester. Alles. Ich lies ein paar Details aus, und zu Aleks und Amelie sagte ich nur, dass er sie ungefragt angefasst hat. Sie holte tief Luft und nahm mich dann in den Arm.
„Jamal das tut mir so leid, ich mochte diese kleine Bitch noch nie!" da es eher ungewohnt war, das Lat mal fluchte, brachte es ein kleines lächeln auf meine Lippen. Dies verschwand, als ein Blick auf die Uhr mir verriet, dass ich ganz schön spät dran war. „Fuck, Ich Muss los. Danke Lat, wir reden später weiter ja?" mit einem Sprung hüpfte ich aus dem Bett raus und lief ins Badezimmer.
„Hör auf zu fluchen Jamal, das bringt Unglück!" rief sie mir mich gerade so hinterher, was mich dazu brachte noch kurz anzuhalten.
„Du hast geredet meine Exfreundin als kleine Bitch bezeichnet? Ist das nicht auch eine Form vom fluchen?" mit einem lächeln verschwand ich ins Bad.

Ich bin gespannt wie es jetzt wohl mit Amelie und Jamal weiter geht, denn das Treffen mit Paul steht ja auch bevor:))💌

Daylight// Jamal Musiala FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt