Teil 14: Jamal

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Ich konnte keine passende Beschreibung für den Ton seiner Stimme finden. Er klang zwar überrascht aber gleichzeitig so als würde er sich jetzt schon entschuldigen, nur indem er meinen Namen sagt.
„Wie gehts dir?" Ich wollte das Gespräch nicht unnötig in die Länge ziehen, denn Ich möchte nur kurz nachfragen ob es ihm gut geht, auch wenn ich in meinem Bauch ein verdächtiges kribbeln spürte als ich nach Tagen endlich wieder seine Stimme hörte.
„Du hast das Spiel gesehen?" nun war er einfach nur noch verwirrt. „Ja habe ich, also wie gehts dir? Es sah nicht so gut aus oder?" er räusperte sich und atmet langsam aus.
„Mir gehts eigentlich gut, noch zumindest, sie wissen noch nicht was es genau ist aber es kann was mit der Bandscheibe sein oder auch nur ein eingeklemmter Nerv. Ich bin bereits wieder auf den Weg nach München." als zukünftige Physiotherapeutin war mir durchaus bewusst, was es für Jamal bedeuten würde, sollte sich herausstellen das er einen eine Verletzung des Bandscheibengewebes hat, und da man die Sorge und Nervosität aus seiner mittlerweile zitternden Stimme hörte, hoffte ich dass meine folgenden Worte ihn beruhigen würden.
„Amelie was ist, wenn meine Karriere jetzt vorbei ist?" er presste die letzten Worte regelrecht aus ihm raus  und ich hörte nur noch ein schluchzen.
„Es gibt minimalinvase Eingriffe zur Entfernung des schmerzverusachenden Bandscheibengewebes oder die Denervierung, da wird mit Kälte und Wärme gearbeitet um die Schmerzweiterleitung der Nerven zu unterbrechen. Du könntest in weniger als 2 Monaten zurück auf dem Platz sein, also nein das ist nicht das Ende deiner Karriere, versprochen Jamal." mittlerweile hörte ich wie sich sein Atem bei jedem meiner Worte beruhigt.
„Woher weißt du sowas?" und dann wurde mir schlagartig bewusst, das Jamal gar nichts von mir weiß. Den einzigen Eindruck den er von mir hat, ist dass ich mit Aleks auf Toilette verschwunden bin und gerne Fußball gucke. Doch trotz dieser Tatsache fühlte ich mich ihm so Nahe, wie kann das sein?
„Ich studiere hier Physiotherapie, deswegen weiß ich das, also hab ich ein bisschen Ahnung von dem was ich dir da gerade aufgetischt habe." mir entkam ein kleines lachen welches von Jamal aber nicht erwidert wurde, er murmelte lediglich etwas vor sich hin, allerdings konnte ich nicht wirklich hören was er da sagt.
„Ist ja auch eigentlich egal, ich wollte dir nur sagen, dass alles gut wird. Deine Mom kann dir zuhause ja vielleicht ein Wärmekissen machen, das hilft auf jeden Fall".
„Meine Familie ist für ein paar Tage zu meinem Dad nach England geflogen, ich bin alleine."
Ich dachte nicht wirklich nach und so konnte man vermutlich die Eifersucht in meinen nächsten Worten ohne Probleme rausfiltern.
„Leonie kann sich ja um dich kümmern, in welcher Form auch immer" anhand dem schweigen was darauffolgte, realisierte ich, dass ich vielleicht übertrieben habe und das anders hätte verpacken können.„Tut mir leid, ich-„.
„Amelie nein, dir muss nichts leidtun, mir muss es leid tun. Ich habe dich angelogen. Und um das erstmal klarzustellen: ich habe mich noch an dem Tag von ihr getrennt als du mir meinen Pulli zurückgegeben hast. Wir hatten im Stadion kein Sex, und wo sie herkam ist eine andere Story die ich dir lieber persönlich erklären will, denn das habe ich selbst noch nicht verarbeitet. Aber auch im Club hatten wir kein Sex. Sie kam am Dienstag kurz vor dir zu mir und wollte direkt mit mir schlafen, ich wollte das aber nicht und außer einem Kuss, den ich nicht erwidert habe, ist nichts passieren, sie hat sich ihre Klamotten ausgezogen um die Situation ganz anders darzustellen da wahrscheinlich auch sie mittlerweile gecheckt hat dass ich dich mag. Spätestens auf der Party, denn meine Gedanken waren die ganze Zeit nur bei dir. Und dabei ist mir so eben klar geworden, dass ich dich nicht mal kenne oder weiß was du studierst. Ich will dich kennenlernen und wissen was du studierst Amelie, aber ich verstehe dass, vielleicht einfach zu viel zwischen uns vorgefallen ist und glaube mir ich fühle mich deswegen mehr als nur schlecht." und damit endete sein Monolog der mich auf meinem Weg nach Hause inne halten lies und dafür sorgte, dass meine Richtung sich änderte. Bis ich schließlich vor der Tür zu stehen kam und mich auf den Treppen der Einfahrt niederlies.

Jamal

Amelie? Bist du noch da?" Ich habe ihr gerade mein Herz ausgeschüttet und alles was ich hörte war der Wind der in das Mikrofon ihres Handys drang.
„Wie lange brauchst du denn noch nach München?" Ich richtete ein kurzen Blick auf das Navi meines Fahrers.
„Nur noch 40 Minuten, wieso?" Ich schwöre ich konnte sogar langsam ihre Zähne klappern hören.  Es war Mitte Oktober und deswegen auch schon ziemlich kalt.
„Okay, dann komm gut nach Hause, mein Handy ist fast leer, ich muss auflegen." also gar keine Antwort auf meine Aussagen? Vielleicht verdiene ich es nicht anders.
„Wo bist du überhaupt? Bist du draußen?!" sie zögerte kurz. „Ja ich gehe noch zu einem Kumpel, bis dann Jamal." Ich wollte ihr noch sagen, dass sie auf sich aufpassen soll, doch bevor ich dazu kam legte sie auf. Zu einem Kumpel mitten in der Nacht? Also zu einem Kumpel geht man bestimmt nicht mitten in der Nacht. Vielleicht habe ich mir ja nur eingebildet, dass Amelie mich auch mag und sie ist über das Ganze schneller hinweg als ich dachte.

Die Fahrt verging schleppend und ich freute mich bereits auf mein Warmes Bett. Vorerst durfte ich nach Hause, da der Arzt mit etwas Massage und Schmerzmittel, sowie etwas Tape die Schmerzen lindern und die betroffene Stelle stabilisieren konnte. Mir wurde erklärt dass man da jetzt nicht viel machen kann, dennoch habe ich morgen Termine für etliche Untersuchungen.
„Wir sind gleich da, soll ich ihnen noch die Sachen reintragen?" Ich schnaubte.
„Nein meinen Koffer kann ich wohl noch alleine vor mich hin schieben, danke fürs Fahren."
Ohne einen weitern Blick nach draußen zu werfen drückte ich ihn 100€ in die Hand und stieg aus. Ich ging ums Auto und mein Herz blieb stehen.

„Amelie?" doch anstatt etwas zu sagen, kam sie auf mich zu gerannt und sprang in meine Arme. Ohne zu zögern erwiderte ich die Umarmung und wie klammerten uns aneinander. Ich bin mir nicht sicher wie lange wir so stehen blieben, aber Amelie fing irgendwann an leicht zu zittern, weswegen ich sie leicht von mir drückte und ich meine Hände an ihr Gesicht legte.
„Was machst du hier?" meine Stimme war nicht mehr als ein flüstern.
„Ich wollte dir persönlich sagen, dass ich dir vergebe und ich dich auch kennenlernen möchte. Und ich wollte nicht, dass du heute Abend mit deinen Gedanken alleine sein musst, aber ich will mich dir nicht aufdrängen, deswegen kann ich auch wieder gehen wenn du magst?" fragend sah sie mich an. Meinte sie es ernst? Dachte sie wirklich ich wollte sie nicht bei mir haben? Ich bemerkte in diesem Moment auch, dass ich es gar nicht gewohnt war, dass man mich fragt, ob ich etwas auch möchte.
„Danke Amelie, und wir sollten rein gehen dir ist schon ganz kalt."
Ich nahm ihre Hand und zog sie ins Wohnzimmer.

Daylight// Jamal Musiala FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt