Kapitel 21: Winterland

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Die Sonne ging gerade auf, doch alle waren schon wach und bereiteten ihre Reise ins Winterland vor.

„Wir haben nur ein Jahr Zeit bis das Blutmondritual stattfindet. Die Reise dorthin dauert zwar nur eine Woche, allerdings kennen wir uns in diesem Land nicht aus. Wir wissen nicht, wie lange wir brauchen werden, um dieses Schloss zu finden", sprach Lan Xichen zu der Menge.

„Wie schwer wird es sein ein riesen Schloss zu finden", sprach Jiang Cheng skeptisch.

„Vergiss nicht, A-Cheng. Das Schloss ist weiß, wie die Umgebung, so kann man auch ein riesen Schloss leicht übersehen", sprach seine Schwester, Jiang Yanli betrübt.

„Du hast recht, Jiejie", flüsterte Jiang Cheng traurig.

„Zusammen schaffen wir das", schrie Lan Wei Yin, um alle zu motivieren.

„Jawohl", schrien alle ihr zustimmend.

Nach drei Tagen wollten sie aufbrechen, doch ihr Plan wurde vereitelt. Hunderte, vielleicht sogar tausende Nuyi Krieger griffen an. Sofort zogen alle ihre Schwerter und kämpften.

„Wieso sind die plötzlich so stark", schrie ein Jiang Junior.

Was sie nicht wussten war, dass die Nuyi Krieger einen Stärkungstalisman unter ihrer Kleidung trugen, die ihre Kultivierung bis zu 100% stärker machten. Plötzlich waren sie so stark, dass nicht mal die Stärksten der anderen Clans sie besiegen konnten. Doch trotz der jetzigen Situation dachte keiner daran aufzugeben.

„Was machen wir jetzt. So kommen wir nicht hier weg. Wir kämpfen schon den ganzen Tag gegen sie und es werden nicht weniger", sagte Jin Zixuan.

„Ich habe eine Idee", sprach Lan Xichen. „Wen Ning", schrie er plötzlich. Wenige Sekunden später stand Wen Ning dann neben Lan Xichen.

„Was ist", fragte Wen Ning kleinlaut.

„Wen Ning, ich muss dich um einen Gefallen bitten", flüsterte Lan Xichen in sein Ohr, dabei gab er ihm Etwas.

„Verstanden", sagte Wen Ning und verschwand wieder.

„Ich muss zu Wei Ying", dachte sich Lan Wangji. „Wenn ich nur auf Bichen fliegen könnte. Doch irgendwas stört das fliegen auf den Schwertern", fügte er noch seinen Gedanken hinzu. Plötzlich tauchte der Geistergeneral hinter ihnen auf und schlug mit seiner Kette die Gegner weg. Für einen kurzen Moment lagen ihre Feinde am Boden. Sofort rannte er zu der Familie Lan Wei und überreichte Hanguang-Jun einen Talisman. „Was soll ich damit", fragte er, Wen Ning.

„Von Lan Xichen. Damit kannst du Bichen für einen kurzen Moment zum Fliegen bringen. Er sagt, ihr drei sollt alleine ins Winterland gehen und Meister Wei retten. Wir kümmern uns um die Gegner", sprach Wen Ning leise.

„Hm", hummte Lan Wangji.

Dann nahm er Bichen und aktivierte den Talisman. Bichen flog. Deshalb traten Lan Wangji und seine Kinder auf Bichen drauf und flogen über das Schlachtfeld hinweg. Jeder sah das und wusste sofort, was sie nun zu tun hatten.

„Bringt Wei Wuxian heil wieder", dachten sich alle.

Als sie schon weit vom Schlachtfeld entfernt waren, verlor Bichen die Kraft und stürzte ab. Zum Glück landeten sie in einer Baumkrone. Als die drei den Baum verlassen haben, brachen sie sofort Richtung Winterland auf.

„Wenn diese Kerle Papa auch nur ein Haar gekrümmt haben, werden sie es bitter bereuen", sagte Lan Wei Yin wütend.

„Hm", hummte ihr Bruder, Lan Wei Yang zustimmend.

„Wir werden ihn retten", sprach ihr Vater mit ernster Miene. „Um jeden Preis." Dabei wurden seine goldenen Augen so intensiv, dass selbst ein Geist sich erschreckt hätte.

Die Reise war beschwerlich, weil Richtung Winterland nur wenige Dörfer waren. Dementsprechend mussten sie sehr oft unter freiem Himmel schlafen und Tiere jagen oder Beeren essen. Trotz den Umständen erging es ihnen besser als den anderen. Die Clans bekämpften fast jeden Tag den Nuyi Clan. In der kurzen Zeit wurden schon viele Opfer ihrerseits beklagt und weil es sehr wenige Kampfpausen gab, wurden die Opferzahlen immer mehr. Als schließlich eine Woche vergangen war, erreichte die Familie Lan Wei endlich das Winterland.

Das Winterland, wie der Name schon sagt, ist ein Land, wo ganzjährig der Winter herrscht. Die Luft war so kalt, dass man bei jedem Atemzug eine dicke Wolke auspustete. Der Schnee war so hoch, dass das Laufen sehr langsam vorrangging. Die Kälte war so stark, dass jede Bewegung wehtat. Trotz den Schmerzen drangen sie immer tiefer in das Winterland hinein und je tiefer sie kamen, desto heftiger wurde die Kälte.

„Wie kann man hier nur freiwillig leben wollen", sagte Lan Wei Yin mit einer zitternden Stimme.

„Ich weiß es nicht", sagte Lan Wei Yang ebenfalls zitternd.

„Wei Ying, ich hoffe es geht dir gut", dachte sich Lan Zhan besorgt.

Viele Monate sind vergangen seit die Familie Lan Wei nach der Suche nach dem Schloss sind. Die Kälte und der Schnee haben ihre Suche stark beeinflusst. Sie kamen nur schleppend voran, doch ihre Suche war erfolgreich. Eine Woche bevor Wei Ying geopfert werden sollte, fanden sie das Schloss.

„Da ist es endlich", sprach Lan Wei Yang zitternd.

„Dort unten ist Papa", sprach Lan Wei Yin mit zitternder Stimme.

„Wei Ying, halt noch ein kleines bisschen durch. Wir sind gleich bei dir und bringen dich nach Hause", dachte sich Lan Zhan mit fokussiertem Blick zum Schloss.

„Also, stürmen wir das Schloss und holen Papa da raus", sagte Lan Wei Yin aufgebracht.

„Wir wissen nicht, wie viele Feinde dort unten lauern. Außerdem wissen wir auch nicht, wo sie Papa festhalten", sprach Lan Wei Yang nachdenklich.

„Das stimmt, deshalb werden wir es jetzt herausfinden" sagte ihr Vater kurz und knapp. Dann setzte er sich in den Schnee und holte einen leeren Talisman aus seinem Ärmel. Anschließend beschrieb er es.

„Vater, willst du etwa", fing Lan Wei Yang an.

„Hmm", hummte sein Vater zustimmend. Seine Kinder nickten verstehend. Lan Zhan konzentrierte sich und blaue spirituelle Energie kam zum Vorschein. „Ich muss es genauso machen, wie Wei Ying es damals getan hatte", dachte sich Lan Zhan. Kurz darauf wurde Lan Zhans Körper schlapp, doch blieb in der aufgerichteten Sitzposition sitzen. Zeitgleich nahm der Talisman menschliche Gestalt an und bewegte sich.

„Sei vorsichtig, Vater", sagte Lan Wei Yin besorgt.

Lan Zhans Seele nickte. Dann pfiff Lan Wei Yang, um mit seiner spirituellen Energie die Seele seines Vaters bis zum Schlosstor zu tragen. Vorm Tor quetschte er sich durchs Schlüsselloch hindurch und suchte nach seiner großen Liebe. Auf der Suche musste er sich oft vor den Wachen verstecken. Als mehrere Stunden vergangen waren, hat er ihn immer noch nicht finden können. Er wollte gerade zurück zu seinen Kindern fliegen, weil seine spirituelle Energie ausgeschöpft war, da hörte er plötzlich ein interessantes Gespräch.

„In einer Woche ist es endlich soweit", sagte Wache Nummer 1.

„Ja, ich freu mich schon richtig darauf", sprach nun die Wache Nummer 2. „Ich hab gehört, es wird ein großes Spektakel sein."

„Das will ich ja hoffen. Doch ich frage mich, wo sie das Ritual abhalten wollen", fragte Wache Nummer 1.

„Mensch. Hast du nicht zugehört als der Clanführer das alles erzählt hat. Das Ritual findet draußen auf Turm 1 statt. Du weißt schon, der Turm ohne Dach", sprach Wache Nummer 2 genervt.

Wieder bei seinen Kindern angekommen, informierte er sie über dieses Gespräch. „Klasse, Vater. So wissen wir genau, wo Papa sein wird", schrie Lan Wei Yin aufgebracht, dabei völlig die Kälte vergessend.

„So können wir einen Hinterhalt planen und Papa befreien", sprach Lan Wei Yang mit ruhiger Stimme.

„Genau. Verlieren wir keine Zeit", sagte ihr Vater mit ernster Stimme.

Die ganze Woche über meditierten sie, um ihre spirituelle Energie zu stärken. Dabei ignorierten sie die eisige Kälte, die an ihnen nagte.

Nächstes Kapitel: Kapitel 22: Blutmondritual
Kommt am 19.10.2024 raus.

Mo Dao Zu Shi Fanfiction: Der BlutmondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt