Langsam schlenderte ich über den maroden Weg zu der Schule meiner Schwester und dachte über alles mögliche nach, während eklige Gassen an mir vorbei liefen.
Ein Leben voller Reichtum? Voller Schönheit und Begierde in dem mein einziges Problem ist, mit welchem Typen ich als nächstes ausgehe. Vielleicht sogar was ich am nächsten Tag anziehen würde, weil ich so viele Sachen besitze, dass ich länger als eine halbe Stunde darüber nachdenken muss. Ich bin immernoch der Meinung, dass Geld glücklich machen kann. Nicht schöner, vielleicht sogar hässlicher, aber dennoch unproblematisch. Menschen mit Geld haben sicher ebenfalls Probleme, aber diese entsprechen dem reinen Luxus. Sie müssen sich keine Sorgen machen wie sie ihre Schwester ernähren können oder ob das Geld für die günstigste Wohnung dieser Stadt reicht.
Doch während ich in dieses Gedankenspiele vertieft war, zog mich die harte Realität meiner Umgebung wieder zurück. Die Gassen wirkten bedrückender, die Schatten länger. Ich spürte, wie die Stadt sich um mich zusammenzog, fast als würde sie ein Geheimnis hüten.
Plötzlich riss ein erstickter Schrei die Luft entzwei. «Hilfe!»
Ich zuckte zusammen und trat etwas näher an die Gasse aus welchem er kam. Was zur Hölle?
In dieser Stadt war es nicht ungewöhnlich das Gewalt auch am hellichten Tag angewendet wird, allerdings hatte ich es nie mit eigenen Augen gesehen.
«Hilfe...» diesmal war der Ruf kraftlos, erschöpft. Verzweifelt.
Ich sah um die Ecke und beobachtete einen Mann einige Meter von mir entfernt. Er lehnte über einem weiteren, jungen Mann, welcher geschrien hatte. «Lüg mich nicht an.» knurrte der dunkel Angezogene über ihm und wechselte einen Blick mit seinen zwei Kameraden rechts und links von ihm. «Ich habe ledi- lediglich vergessen e-uch zu Inform-ieren, Imperator. Es- Es war ni-e meine Abs-icht Ihnen et-was vor zu ent- enthalten.» stotterte der Mann. Erst jetzt erkannte ich das Messer in seinem Bauch, aus dem Blut über die Hand des anderen strömte.
«Meine Schwester hätte sterben können nur weil du zu dumm warst, um eine Information an mich weiter zu geben.» erwiderte er und drehte das Messer. Der Mann stöhnte schmerzerfüllt auf. «Sie- Sie hat mich geb-eten Ihnen ni-cht z- zu schr- schreiben, Imperator.»
Imperator? Herrscher? Wer war er? Wieso klang dieser Mann so unfassbare unterwürfig?
«Es ist mir scheiß egal, ob sie dich darum gebeten hat! Du hast Befehle, Anweisungen! Wozu war dein verdammtes Training!?» schrie besagter Imperator.
Wie er mit seinem -Angestellten? - sprach, trotzte nur so vor Macht. Vor Hunger. Hunger auf Schmerz.
Noch einmal drehte er das Messer, erneutes aufstöhnen. «Du absolvierst ein Aufbauseminar, vorausgesetzt du überlebst.» sprach er und stieß ihn zur Seite.
Der Mann röchelte, drückte seine Hand auf die Wunde, doch zog das Messer intelligenterweise nicht heraus. Er hustete, allerdings kein Blut, was ein gutes Zeichen war.
Ich sollte mich abwenden. Sofort.
Alles in mir schrie danach, mich umzudrehen und wegzulaufen. Das hier war eine Situation, in der ich nichts zu suchen hatte – eine, die mich in ernste Gefahr bringen konnte. Aber meine Beine schienen aus Blei zu bestehen.
Und dann drehte sich der Mann um. Ich erstarrte. Mir stockte der Atem.
Er war wunderschön.
Seine braunen Haar hingen ihm ins Gesicht. Seine Kniepartie war wie in Stein gemeißelt. Seine Nase und Augen hatten die schönste Form die ich je gesehen habe und trotz den Schatten in der Gasse, die sein Gesicht umwarben wie eine zweite Seele, sah ich diese braunen Augen, die mein Herz erwärmten. Sie waren so lebendig, so voller Leben und Leidenschaft. Ich könnte stundenlang in ihnen versinken und alles um mich herum vergessen.
Seine leicht gebräunte Haut passte perfekt zu allen anderen. Die schwarzen Klamotten schmeichelten seinen Muskeln, wie auch die schlangen tätowierungen die unter seiner Jacke hervorkam und seine Hand zeichnete.
Das silberne, kleine Nasenpircing, welches sich auf der rechten Nasenseite befand, glänzte in dem sanften Licht.
Seine Lippen waren reine verführung. Volle, schöne Lippen, aber dennoch passend für einen Mann wie ihn.
Mein Atem und mein Puls rasten. Ich verstand die Mädchen die nach ihm lechtzen, ihn begehrten. Seine Geheimnisse lüften wollten.
Malakai.
Er wandte sich an seine Begleiter.
Maxim und Demjan.
Maxim war der einzige Mann, dem ein Boxerschnitt stand. Sein Gesicht war schärfer geformt als jedes Messer und seine grünen Augen funkelten vor Belustigung. Er strich über seine dunkelbraunen Haare und grinste Kai an.
Demjan hingegen beobachtet den am bodenliegenden Mann wie ein Adler eine Feldmaus. Die kurzen, schwarzen Haare und die weiße Haut standen in einem starken Kontrast zu einander, während die greulichen Augen eine Geschichte zu erzählen schienen. Dabei schien ihn der verletzte Mann überhaupt nichts auszumachen.
Ich konnte nicht wegsehen. Malakai stand da, als wäre er das Zentrum eines stürmischen Universums, während um ihn herum die Realität auseinanderbrach. Das Wimmern des verletzten Mannes hallten in meinen Ohren, vermischten sich mit dem rasenden Puls in meinem Kopf.
«Was soll mit ihm geschehen?» fragte Maxim mit einem spöttischen Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. «Soll ich ihm vielleicht die Wunden lecken, damit er schneller wieder auf die Beine kommt?»
«Die anderen werden sich um ihn kümmern», antwortete Malakai kühl, seine Stimme wie ein schneidender Wind. «Er hat mehr zu leisten, als nur zu sterben.» Ich beobachtete, wie er sich über den verletzten Mann beugte, seine Augen funkelten vor kalter Berechnung. «Du wirst reden und jede meiner Fragen beantworten, damit ich eine gerechte Strafe finde.» sagte er, und ich spürte, wie die Luft um uns herum schwer wurde. «Sonst werde ich dafür sorgen, dass deine Schmerzen nie enden.»
Ich spürte den Druck in meiner Brust, als ich merkte, dass ich mich nicht losreißen konnte. Die Zeit um mich schien langsamer zu werden, als Malakai sich von dem blutenden Mann abwandte und auf seine Freunde zusteuerte. Ein kaltes Lächeln spielte um seine Lippen, als er Maxim einen kurzen Blick zuwarf, den er sofort verstand. «Wir sind hier fertig», sagte Kai und seine Stimme war so ruhig, als hätte er gerade eine Entscheidung über das Wetter getroffen. «Demjan, bring ihn zu den anderen. Lass sie ihn verarzten.» Demjan nickte stumm und machte sich daran, den verletzten Mann aufzuheben, während Maxim amüsiert zusah.
Ich atmete endlich aus, doch das Zittern in meinen Beinen ließ nicht nach.
Jetzt.
Jetzt musste ich gehen, bevor jemand mich bemerkte.
Gerade als ich mich zum Rückzug entschloss, trafen sich mein Blick mit Malakais. Er hatte mich gesehen.
Seine Augen ruhten auf mir, nur für den Bruchteil einer Sekunde – doch es reichte. In dieser winzigen Ewigkeit wurde mir klar, dass es kein Zurück mehr gab.
Malakai Scott hatte mich gesehen, und das bedeutete, dass ich nun ein Teil von etwas war, von dem ich nichts wissen sollte. Nicht nach dem ich das gesehen hatte.
Ich erstarrte. Würde er mich konfrontieren? Würde er mich ignorieren? Töten?
Die Sekunden zogen sich endlos, während Malakai mich weiter ansah, als würde er in meinen Gedanken lesen. Dann hob er kaum merklich die Augenbrauen, ein Ausdruck der Überraschung, gemischt mit etwas, das ich nicht einordnen konnte.
«Was haben wir denn da?», murmelte Maxim plötzlich und drehte sich in ihre Richtung. Demjan folgte seinem Blick, doch Malakai blieb ruhig. «Hast du etwa Zuschauer, Kai?»
Ich wollte fliehen, mein Instinkt sagte mir, dass ich rennen musste, aber meine Beine gehorchten nicht. Ich wollte nie aussehen erregen, aber meine neugierig war vielleicht ein Todesurteil. Malakai hob eine Hand, ein stilles Zeichen, das Maxim und Demjan sofort verstummen ließ.
Er machte einen Schritt auf mich zu, seine Augen unverwandt auf meinen, als würde er abwägen, was er mit mir tun sollte. «Wie lange stehst du da?» Seine Stimme war leise, fast ein Flüstern, aber sie durchdrang die kalte Luft wie ein Messer.
Ich schluckte, meine Kehle war trocken. So trocken wie die Wüsten in Afrika.
Ich musste etwas sagen, irgendetwas. Doch meine Stimme versagte.
«Lange genug», krächtze ich schließlich, meine Stimme dünn, aber fest. Ich wusste, dass es keine gute Idee war zu lügen. Nicht bei ihm. In seiner Gegenwart besaß ich keinen Mut. Nicht einmal für eine erbärmliche Sekunde.
Ein langsames, beinahe spöttisches Lächeln zog sich über Malakais Lippen. «Interessant.» Für einen Moment dachte ich, er würde mich einfach gehen lassen, aber dann schüttelte er leicht den Kopf. «Du solltest vorsichtiger sein, wo du herumstehst. Man könnte meinen, du suchst nach Ärger.» Diese Worte waren gleichzeitig eine Drohung wie auch eine Warnung.
Maxim grinste breit. «Oh, ich wette, sie weiß genau, wo sie herumsteht.»
Malakai sah zu ihm und warf ihm einen warnenden Blick zu. „Verschwinde“, sagte er leise, doch der Befehl lag klar in seiner Stimme. Ich zuckte zusammen, als ich begriff, dass er ich meinte.
«Geh nach Hause», fügte er hinzu und sah mir wieder in die Augen. «Und vergiss, was du gesehen hast.» Diese Worte waren nicht drohend, aber sie trugen eine Schwere in sich, die mir keinen Zweifel ließ. Das war keine Bitte – es war eine Warnung. Eine Warnung, die mein Leben bestimmte.
Ich hatte die Grenze überschritten und wenn ich klug war, würde ich nie wieder in seine Nähe kommen.
Meine Kehle war wie zugeschnürt, doch ich zwang mich zu einem Nicken. Jedes Wort, das ich hätte sagen können, blieb mir im Hals stecken, während ich mich umdrehte und mich zum Gehen zwang.
Ich zwang mich, ruhig zu gehen, auch wenn jeder Muskel in meinem Körper ihr sagte, ich solle rennen. Die Anspannung ließ mich erst los, als ich die Gasse weit hinter mir gelassen hatte.
Doch auch wenn meine Schritte mich von ihm fortführten, wusste ich, dass etwas sich verändert hatte. Ich hatte einen Blick in die Welt von Malakai Scott geworfen, und auch wenn er mir gesagt hatte, ich solle es vergessen – wusste ich, dass ich es niemals tun würde.
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Dark Soul |18+
RomanceMeine Mutter ist eine Bitch. Sie ließ mich und meine kleine Schwester allein, obwohl ich nicht einmal alt genug bin, mich um mich selbst zu kümmern. Ich tue was ich kann um meine Schwester zu beschützen, doch manchmal ist alles nicht genug. Mein Na...