Meine Mutter ist eine Bitch.
Sie ließ mich und meine kleine Schwester allein, obwohl ich nicht einmal alt genug bin, mich um mich selbst zu kümmern.
Ich tue was ich kann um meine Schwester zu beschützen, doch manchmal ist alles nicht genug.
Mein Na...
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Malakai
Gemeinsam mit Willow schritt ich durch die großen Tore Kalias, während Baron uns wie ein stiller Schatten flankierte. Das laternenbeschienene Gelände der unterirdischen Stadt lag ruhig vor uns, eine lebendige Oase, versteckt in der Tiefe der Erde. Die Lichter tauchten, wie immer, alles in ein warmes, goldenes Schimmern, und die Wege und Brücken durchzogen die Stadt wie ein kunstvoll gewebtes Netz, welches mir so vertraut war. Die Bewohner Kalias liefen, lachend, plaudernd, völlig ahnungslos über die Bedrohungen, die draußen auf uns lauerten, an uns vorbei. Dieser Gedanke erfüllte mich mit einem leisen Stolz. Diese Stadt, die ich geschaffen hatte und liebte, war ein Zufluchtsort, eine Welt für sich. Alles, was ich tat, diente dazu, diesen Frieden zu bewahren. Willow an meiner Seite schien still zu beobachten, wie die Stadt um uns lebte. In ihren Augen glänzte ein unbeschreiblicher Ausdruck - eine Mischung aus Bewunderung und Neugier, aber auch etwas Nachdenkliches, das ihre sonst so wachsamen Züge durchzog. Es war, als würde sie die Stadt auf eine Weise sehen, die tiefer reichte als das erste Mal, als sie hier war. Als würde sie endlich verstehen, warum Kalia so viel für mich bedeutete. Und als wurde sie es auch fühlen. Ich beobachtete sie einen Moment lang, bevor ich wieder nach vorn sah. Die Stadt schien sie in ihren Bann zu ziehen, und irgendwie gefiel mir der Gedanke, dass sie mehr über diesen Ort wusste, der mir so am Herzen lag. Dass sie die friedliche Seite von uns kannte - das, wofür wir kämpften, das, was Maxim und Demjan in ständiger Wachsamkeit hielten. Wir gingen weiter, an den kleinen, überfüllten Ständen und Geschäften vorbei, wo es nach Gewürzen und frischem Brot roch, bis wir schließlich eine Brücke erreichten, die über die glitzernde Wasserstraße führte. Unter uns spiegelte sich das Licht der Laternen im ruhigen Wasser wider. Diese Hölle war perfekt für mein Versteck. Unauffällig, groß und unerforscht. Über diesen Teil der Stadt stand in keinem Buch etwas. «Es ist besonders, nicht wahr?» Willow blieb stehen, und ihr Blick wanderte über die Wasseroberfläche, die in sanften Wellen das Licht der Laternen zurückwarf. «Mehr als das» antwortete sie leise, als hätte sie Angst, die Magie des Moments zu zerstören. «Es ist... als wäre ich in einem Traum. In einer anderen Welt.» Ich nickte, ein Lächeln in den Augen. «Genau das war mein Ziel, als ich Kalia erschuf. Einen Ort fernab der Welt da draußen. Einen Ort, an dem man sich sicher fühlt.» Ich sah sie von der Seite an, neugierig, wie viel sie wirklich von dieser Stadt verstand. «Und vielleicht auch einen Ort, der Menschen eine zweite Chance gibt.» Willow wandte sich mir zu, ihre Augen schimmerten im warmen Licht der Stadt, als sie stehen blieb, und für einen Moment lagen da keine Fragen, kein Misstrauen - nur reine Dankbarkeit. «Es ist schwer vorstellbar, dass jemand so viel aufbaut und schützt, ohne...» Sie hielt inne und sah mich einen Moment zögerlich an, als würde sie nach den richtigen Worten suchen. «...ohne den Menschen hier Angst zu machen oder in Kriege zu schicken» Ich spürte einen Stich in der Brust bei ihren Worten, doch ich ließ mir nichts anmerken. Sie wusste nicht, dass ich bereits unzählige Reporter, Forscher oder Männer meines Vaters, verschwinden lassen musste um das hier versteckt zu halten. Ich sah über die Brücke, auf die sanft beleuchteten Häuser und die friedlich fließende Wasserstraße, die sich durch das Herz Kalias schlängelte. «Angst ist der letzte Weg, Willow» sagte ich leise. «Angst zerstört, wo sie eigentlich schützen sollte. Ich will, dass die Menschen hier leben können, ohne ständig über ihre Schulter zu blicken. Dass sie frei sind von den Gefahren, die draußen lauern.» Ich konnte sehen, wie sich die Gedanken in ihren Augen widerspiegelten und ihre Haltung sich ein wenig entspannte. «Ich bewundere alles was du hier tust» sagte sie leise und sah einem kleinem Kind dabei zu wie es versuchte seinem Papa einen Ball zuzuwerfen, der fast so groß war, wie er selbst. Ich folgte ihrem Blick und lächelte. «Danke» murmelte ich. Der kleine Junge lachte glucksend, als der Ball ihm beinahe entglitt, doch sein Vater fing ihn behutsam auffing. Es war ein Bild von Einfachheit und Freude – genau das, was ich für Kalia wollte. Wir standen einen Moment still, und ich spürte, wie sich die Ruhe und Wärme dieses Augenblicks auf mich übertrug. Das Lachen des Kindes und das leise Plätschern des Wassers mischten sich mit dem gedämpften Murmeln der Stadtbewohner. Willow wandte sich zu mir und ihre Augen leuchteten im warmen Licht. «Es muss eine gewaltige Verantwortung sein, das alles zu schützen» sagte sie, und in ihrer Stimme schwang ehrliche Bewunderung mit. Ich nickte langsam. «Ist es. Manchmal ist es fast unmöglich, aber ich weiß wofür ich das mache» Für einen Moment blickte ich wieder auf das kleine Kind, das jetzt mit triumphierendem Lächeln den Ball zurückwarf. Willow legte eine Hand auf meine Schulter und drückte sie leicht, als wolle sie mir sagen, dass sie meinen Entschluss verstand – und ihn teilte. Ich spürte die Wärme von ihrer Hand ausging auf meiner Schulter und sah sie an. Ihre Augen waren sanft, und da war etwas in ihrem Blick, das mich tief berührte – ein stilles Versprechen, vielleicht. Ein Versprechen, dass sie meine Entscheidung und die Last, die ich trug, akzeptierte. Es war, als würde sie damit sagen, dass ich nicht allein war. Willows Hand auf meiner Schulter gab mir das Gefühl, dass ich, wenn auch nur für einen Augenblick, nicht allein war. «Danke», sagte ich erneut leise, es war fast nur ein Hauch. In Momenten wie diesem, wenn alles um uns herum zur Ruhe kam und die Last meiner Verantwortung ein wenig leichter schien, fühlte ich ihre Stärke – eine Stärke, die ich selten zu mir ließ. «Es bedeutet mir viel, dass du das verstehst.» Willow nickte, und ein sanftes Lächeln glitt über ihr Gesicht. «Du gibst diesen Menschen eine Heimat», sagte sie, und ihre Worte klangen voller Respekt und Mitgefühl. «Etwas, das vielen da draußen fehlt.» Ihr Lächeln war echt, und ich erwiderte es, fühlte mich in diesem Augenblick auf eine Weise mit ihr verbunden, die über Worte hinausging. Und während wir durch die Straßen und über die Brücken von Kalia gingen, konnte ich mich nicht davon abhalten, immer wieder einen Blick zu ihr zu werfen. Es war ein merkwürdiges Gefühl, so eng neben ihr zu sein – eine Vertrautheit und gleichzeitig eine Distanz, die sich nie ganz überbrücken ließ. Wir kannten uns seit dem Kindergarten, hatten dieselben Schulen besucht, aber... sie war immer auf Abstand geblieben. Für sie und alle anderen war ich immer der «mysteriöse» Junge gewesen, der zwar da war, aber irgendwie nicht zu greifen war. Ich hatte das akzeptiert, vielleicht sogar genossen, ein Schatten am Rand ihres Lebens zu sein. Ich wusste um die Rolle, die ich an unserer Schule spielte, obwohl ich nie ganz verstand, warum ich diese Position überhaupt hatte. Meine Schwester, Maxim, Demjan und ich – wir waren nicht anders als die anderen. Wir bluteten genauso. Und doch hatte ich nie das Gefühl gehabt, Willow wirklich zu erreichen. Sie blieb immer verschlossen, ihre Blicke suchten in mir nach Antworten, aber sie stellte mir nie Fragen. Niemals. Aber jetzt, hier in den stillen, warm erleuchteten Straßen meiner Stadt, spürte ich eine Nähe zwischen uns, die jede Distanz verblassen ließ. Es war, als würde sie mich nun anders sehen – wirklich sehen. Ihr Blick wanderte sanft über die Stadt. Meine Stadt. Und das berührte mich auf eine Weise, die ich nicht erwartet hatte. Ich wusste nicht, was sie von mir dachte, wenn sie mich hier sah – aber sie sah micht nicht mehr nur als den schweigsamen «mysteriösen» Jungen von früher, sondern als jemanden, der Verantwortung trug. Aber in diesem Moment, während sie mit sanftem, mitfühlendem Blick neben mir herging, wurde mir klar, dass es mir verdammt wichtig war, was sie dachte. Was sie über mich, über uns dachte. «Ich weiß, dass du nicht sonderlich viel von Maxim hältst, aber er ist ein guter Trainer. Er sollte sich einen Überblick darüber verschaffen, wo er anfangen muss», sagte ich und versuchte, das Schweigen zu durchbrechen. Willows Blick flackerte kurz, dann schmunzelte sie leicht. «Maxim…» Sie zog den Namen etwas in die Länge, als ob sie in Gedanken wog, wie sie ihre Meinung ausdrücken sollte. «Ich weiß nicht ob er mich trainieren würde» gab sie zu bedenken. Ich nickte und konnte das Zögern in ihrer Stimme verstehen. Maxim hatte eine Art, die viele einschüchterte, besonders diejenigen, die ihn nicht gut kannten. Doch ich wusste, dass er ihr alles beibringen würde, wenn sie ihm eine Chance gab. «Er ist manchmal schroff», räumte ich ein und rang mir ein Lächeln ab. «Aber Maxim ist fair. Wenn er sieht, dass du es ernst meinst, wird er dir helfen, wo er kann» «Also willst du das ich heute mit ihm anfange zu trainieren, um die wogen zu kletten?» fragte sie, als wir vor dem Haus stehen blieben, in dem sie letzte Nacht geschlafen hatte. Ich hielt kurz inne und überlegte, bevor ich nickte. «Es könnte nicht schaden», gab ich zu. «Maxim ist niemand, der sich schnell umstimmen lässt, aber er respektiert Menschen, die sich ins Zeug legen. Wenn du ihm zeigst, dass du ihm so weit vertraust, kann das viel ändern» Willow betrachtete mich einen Moment, ihr Blick ruhig, aber durchdringend. Dann zuckte sie leicht mit den Schultern und schmunzelte. «Na gut. Ich werde es versuchen. Aber er sollte sich darauf einstellen, dass ich nicht so leicht nach seiner Pfeife tanze.» Ein Grinsen stahl sich auf meine Lippen. «Das klingt als würdest du ihm das Leben sehr schwer machen wollen», entgegnete ich, und irgendwie entspannte sich die Atmosphäre zwischen uns noch ein wenig mehr. Es war ein komisches Gefühl – als würde ich plötzlich nicht nur mit einer Verbündeten, sondern mit einer Freundin sprechen. Einer Freundin, die bereit war, sich in dieses Leben voller Geheimnisse und Schatten einzufügen, selbst wenn es bedeutete, sich Maxim zu stellen. «Also gut», sagte ich und trat einen Schritt zurück. «Mach dich fertig. Maxim wird in fünfzehn Minuten auf dem Platz sein. Deine Schwester ist übrigens drin» lächelte ich und deutete auf das Haus vor uns. Willow lachte leise, ein wenig spöttisch. «Ich danke dir für alles, Malakai Romanow», sagte sie mit einem Funkeln in den Augen, das ich noch nie bei ihr gesehen hatte.
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