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Malakai

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Malakai

Ich beobachtete sie, wie sie im sanften Licht tanzte. Ihre Bewegungen waren mühelos, fast wie ein Flüstern in der Dunkelheit, und das schimmernde Licht, das sie umgab, ließ sie wie ein lebendig gewordenes Gemälde erscheinen. Jeder Schritt, jede Drehung schien von einer inneren Ruhe geleitet zu sein, die in meinem Leben lange gefehlt hatte.
Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal jemanden mit solch einer Anmut beobachtet hatte, jemanden, der so vollkommen in seiner eigenen Welt schien. Es war, als würde sie die Dunkelheit für einen Augenblick vertreiben und alles um uns herum zum Stillstand bringen.
Ich lehnte mich zurück und ließ meine Augen über Willow gleiten, wie sie sich auf der Bühne bewegte. Das gedämpfte, rote Licht schien sie wie eine Flamme inmitten der Dunkelheit zu umhüllen, während ihre Bewegungen ruhig und geschmeidig blieben.
Um sie herum saßen Männer in tiefen Ledersesseln, von ihrem Anblick gefesselt, ihre Gesichter im Dämmerlicht verborgen, doch ihre Augen ruhten gierig auf ihr. Sie spürte die Blicke, das wusste ich. Doch sie blieb ungerührt, als wäre all das nur ein Schatten, der sie nicht berühren konnte.
Ich verstand, warum jeder hier sie mochte. Sie war mehr als nur eine Frau, die sich durch den Raum bewegte - sie war eine Art Zuflucht für die, die im Dunkeln verloren waren.
Die Männer um sie herum gierten nach ihr wie Tiere, schmutzige Gedanken verborgen hinter polierten Fassaden. Es war fast erbärmlich, wie sie sich an ihr festklammerten, in der Hoffnung, dass ihre Gegenwart sie von all dem ablenken könnte, was sie hier eigentlich taten.
In ihren Augen und Bewegungen fanden sie einen Moment der Reinheit, ein Versprechen, das über das Übliche hinausging. Sie ließ sie vergessen, dass sie hierhergekommen waren, um Geheimnisse zu verschleiern und andere halbnackte Frauen anzustarren, während ihre Frauen sich um das Haus kümmerten.
Willow Gonzales war die Illusion von Erlösung, und sie schienen bereit, alles dafür aufzugeben.

Doch was sie nicht begriffen - und was mich auf einer seltsamen Ebene amüsierte - war, dass diese Leichtigkeit, diese Freiheit, die sie in ihr suchten, etwas war, das sie ihnen niemals geben würde.
Sie hasste diese Arbeit schon seit Jahren und dennoch behielt sie eine gewisse Professionalität, mit der sie den Männern die Köpfe verdrehte.
Ich grinste.
Ich wusste, dass das hier gefährlich war - dass ich gefährlich war. Aber vielleicht war es gerade das, was mich an ihr so sehr faszinierte: die Leichtigkeit, die sie mir so mühelos entgegenbrachte, ohne zu wissen, wie tief mein Schatten wirklich reichte.

«Du starrst sie an» informierte mich Baron über das Offensichtliche. «Jeder starrt sie an. Es ist schwer das nicht zu tun» erwiderte ich und sah ihm kurz in die Augen.
Baron schnaubte leise, und ein kaum wahrnehmbares Lächeln huschte über seine Lippen. «Für dich ist es aber anders, oder? Sie ist mehr als nur irgendeine Ablenkung.»
Ich zuckte mit den Schultern, als könnte ich den Kommentar einfach von mir abprallen lassen. Aber Barons Blick ruhte aufmerksam auf mir, als würde er versuchen, etwas in meinem Gesicht zu lesen, das ich nicht bereit war preiszugeben.
Baron war so ziemlich der einzige Mann in diesem Raum, der sie nicht anschmachtete.
«Vielleicht», antwortete ich schließlich und lenkte meinen Blick zurück auf Willow. «Vielleicht ist sie die einzige hier, die all das überleben kann, ohne sich davon vollständig vereinnahmen zu lassen.»
Baron nickte bedächtig. «Das könnte sie gefährlich für dich machen. Du weißt, wie Menschen auf das reagieren, was sie nicht haben können.»
Ich grinste wieder und spürte ein prickelndes Gefühl in meiner Brust, welches ich kaum kannte.
«Wenn sie gefährlich genug ist, um mir einen Dolch ins Herz zu stoßen, dann lege ich ihr freiwillig mein ganzes verdammtes Imperium zu Füßen.»
Baron schnaubte leise und sah mich aus zusammengekniffenen Augen an, als wollte er abschätzen, ob ich das wirklich ernst meinte oder ob es nur eine Laune war - eine jener Launen, die ihn manchmal an meiner Vernunft zweifeln ließen. Doch in mir regte sich etwas Echtes, etwas, das ich lange nicht gespürt hatte. Eine Art Ehrlichkeit, die selbst mich überraschte.
Willow war eine Naturgewalt, in all ihrer stillen, widerwilligen Anmut. Sie schien das Leben in den Händen zu halten, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein - oder ohne sich darum zu scheren. Und gerade das machte sie gefährlich für jemanden wie mich, der gewohnt war, alles und jeden zu lenken. Sie war eine Kraft, der ich mich nicht entziehen konnte, selbst wenn ich wollte.
Baron lachte trocken. «Du bist ein Narr, Kai.»
Ich grinste breit. Mein Vater hätte ihn für diesen Kommentar erschossen. «Möglich. Doch ich bin davon überzeugt, dass sie das ganze Spiel drehen wird» ich sah ihn wieder an. «Sie mischt das Brett neu und stellt den Gegnerischen König ins Schach, während die Bauern sich vor der Dame verbeugen»
«Du denkst sie kann deinen Vater besiegen?»
Barons Frage hing in der Luft, als er mich mit scharfem Blick musterte. Ich ließ mir Zeit, sah zu Willow hinüber, die noch immer in ihrer eigenen Welt schwebte und nichts von dem ahnte, was hier besprochen wurde.
«Vielleicht,» antwortete ich leise und spürte das Gewicht meiner eigenen Worte. «Aber sie wird es nicht direkt tun. Sie ist keine, die mit Gewalt oder lautem Getöse kommt. Willow ist wie das Wasser - ruhig, anpassungsfähig, doch stark genug, um das härteste Gestein zu formen, wenn man ihr die Zeit lässt.»
Baron schnaubte. «Du hast sie wirklich idealisiert, Kai. Das ist... anders.»
Ich schüttelte den Kopf. «Es geht nicht um Idealisierung, Baron. Es geht um das Verständnis, dass sie etwas in sich trägt, das anders ist als das, was all die anderen hier je haben werden. Sie könnte meinem Vater nie in einem offenen Krieg entgegentreten, das ist klar. Aber wenn jemand die Regeln neu schreiben könnte, dann sie.»
Baron lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und musterte mich skeptisch. «Das klingt fast, als würdest du wirklich daran glauben.»
Ich grinste, ein kaltes, herausforderndes Lächeln. «Sagen wir, ich würde ein ganzes Schachspiel auf sie setzen, wenn meine Dame den ersten Zug macht. Sie ist meine Geheimwaffe. Die Frau die sich in jede Richtung des Feldes bewegen kann.»
Baron schüttelte den Kopf und lachte leise, als auch er zu ihr sah.
Er ließ seinen Blick einen Moment auf Willow ruhen und schüttelte dann langsam den Kopf, das leichte Lächeln noch immer auf seinen Lippen. «Eine Geheimwaffe also. Interessant, dass du die Dame auf deinem Schachbrett so viel Macht zutraust. Sie ist stark, ja, aber du weißt, dass der König am Ende das letzte Wort hat.»
Ich lehnte mich zurück, die Arme verschränkt, und sah ihn an. «Das Spiel ist nicht vorbei, bis einer von beiden gefallen ist. Und wenn meine Dame genug Zeit hat, ihre Züge zu setzen, wird sie den König einkreisen, Schritt für Schritt, ohne dass er es merkt.»
Baron lachte leise, diesmal ohne die gewohnte Ironie. «Seltsam, Kai. Ich habe dich nie für einen Träumer gehalten, und jetzt redest du von Schachstrategien und versteckten Zügen, als wäre es Poesie.»
Ich zuckte mit den Schultern und ließ meinen Blick wieder zu Willow gleiten. «Vielleicht ist sie die einzige hier, die mir zeigt, dass es mehr gibt als die üblichen Züge. Etwas, das nicht in ein einfaches Schema passt. Etwas... unvorhersehbares.»
Baron sah mich an, sein Lächeln verschwand allmählich. «Pass auf, Kai. Die Dame ist mächtig, aber wenn du sie falsch setzt, kann sie dich selbst gefährden. Ohne sie bist du Schutzlos aber mit ihr bist du ein leichtes Ziel, dein Vater wird das nicht unbeachtet lassen.»
Ich nickte, das Grinsen noch immer auf meinen Lippen. «Das Risiko bin ich bereit einzugehen. Wenn sie in diesem Spiel der Schlüssel ist, dann werde ich jeden anderen Stein aufs Spiel setzen.»
Baron nickte nachdenklich und sah wieder zu Willow, die nun eine leichte Drehung machte, die Bewegung so fließend und leicht, dass es wirkte, als wäre sie schwerelos. Seine Augen verengten sich, und er schien einen Moment lang meine Überzeugung zu verstehen.
«Du setzt ganz Kalia auf sie?»
Ich hielt Barons wieder skeptischen Blick stand und spürte, wie sich meine eigene Entschlossenheit in mir festigte. «Ja,» antwortete ich leise, ohne den Anflug eines Zweifels. «Kalia. Mein Erbe, mein Imperium - alles, was ich mir aufgebaut habe. Sie ist es wert.»
Baron schnaubte, und für einen Augenblick wirkte er, als würde er zwischen Belustigung und Sorge schwanken. «Du bist wirklich bereit, alles auf eine Frau zu setzen, die vielleicht nicht einmal weiß, welche Wirkung sie auf dich hat. Du spielst mit dem Feuer, Malakai.»
Ich nickte. «Genau das macht sie so besonders, Baron. Ich brauche keinen weiteren Soldaten, der mir aus Berechnung dient. Wenn sie dieses Schachspiel für mich dreht, dann aus ihrer eigenen Kraft heraus - nicht, weil ich sie dazu gezwungen habe.»
Baron verschränkte die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn. «Und wenn sie sich gegen dich entscheidet? Wenn sie am Ende nicht die Dame ist, die du dir erträumst, sondern das Ass deines Vaters, das er gegen dich richtet?»
Ein kaltes Lächeln legte sich auf meine Lippen. «Dann habe ich verdient zu verlieren, Baron. Wenn sie wirklich in der Lage ist, mich zu überlisten, dann hat sie in diesem Netz der Intrigen mehr Mut und Geschick bewiesen als jeder andere hier. Und dann, ja, dann ist sie das Schicksal, das ich nicht verhindern kann.»
Baron betrachtete mich einen langen Moment, sein Gesichtsausdruck ernst, beinahe nachdenklich. Schließlich nickte er langsam, als würde er meine Entschlossenheit akzeptieren, auch wenn er sie vielleicht nicht verstand. «Du gehst aufs Ganze, Kai. Ein Schachspiel, das du entweder gewinnst oder bei dem du alles verlierst.»
Ich erwiderte seinen Blick fest. «Es ist der einzige Weg, Baron. Für Willow setze ich nicht nur meine Macht aufs Spiel - ich setze mein Vertrauen. Das ist mehr wert als Kalia.»
Er seufzte leise und ließ seinen Blick noch einmal zu Willow schweifen. «Dann hoffe ich für dich, dass diese Dame auf deinem Brett nicht plötzlich die Seiten wechselt.»
Ein leises Lächeln umspielte meine Lippen, als ich Barons Worte hörte. Seine Sorge war berechtigt, und ich wusste, dass er aus Loyalität sprach - eine Loyalität, die nur wenige in diesem Raum besaßen. Doch das Risiko war ein kalkuliertes, ein Schritt auf einem Schachbrett, dessen Ausgang niemand vorhersagen konnte, nicht einmal ich.
Willow wusste für was ich stand und was mein Vater bereit war zu zerstören. «Sie wird niemals die Seiten wechseln und selbst wenn sie es tun wird und am Ende versucht gegen mich zu kämpfen, dann würde ich sie gewinnen lassen.»
Baron betrachtete mich einen Moment schweigend, als ob er die Bedeutung meiner Worte wirklich begreifen wollte. Vielleicht verstand er es sogar, zumindest in gewisser Weise. Er wusste, dass es in meiner Welt nur selten darum ging, jemandem bedingungslos zu vertrauen. Doch mit Willow war es anders. Sie war die Ausnahme inmitten all der Kämpfe und Intrigen.
Ich kenne sie. Seit wir im Kindergarten sind, kenne ich sie. Ich weiß wer sie ist und ich weiß wofür sie kämpft. «Du würdest sie gewinnen lassen?» Barons Stimme war leise, ein Tonfall, den er selten verwendete, und seine Augen verrieten eine Mischung aus Faszination und Besorgnis.
Ich nickte langsam. «Manchmal, Baron, geht es nicht darum, jedes Spiel zu gewinnen. Es geht darum, wer am Ende steht, wenn alle anderen am Boden liegen. Und wenn ich vor jemandem das Schwert senken würde, dann vor ihr.»
Er schüttelte ungläubig den Kopf, als könnte er kaum glauben, was er hörte. Für ihn zählte Stärke, Kontrolle, ein unerschütterlicher Wille - und für mich lange Zeit ebenso. Doch Willow hatte etwas in mir geweckt, das all diese Werte in einem neuen Licht erscheinen ließ. Ich mag für ihn unbedacht handeln, doch das Gegenteil war der Fall. Ich wusste genau auf wen ich all das setzte, was mir am meisten Bedeutete.
«Du hast dich wirklich entschieden, alles auf sie zu setzen», murmelte er, als hätte er meine Worte erst jetzt wirklich verstanden und ihnen die Gewichtung gegeben, die sie haben sollten. Sein Blick wurde ernst, vielleicht mit einem Hauch von Respekt.
Ich zuckte leicht mit den Schultern, die Andeutung eines Lächelns in meinem Gesicht. «Es gibt Dinge, die sind mehr wert als Macht und Kontrolle, Baron. Willow ist mehr als nur ein Spielzug - sie ist die Zukunft, die ich mir vorstellen kann. Ob sie das jemals ganz versteht oder nicht, das spielt keine Rolle. Ich habe meine Wahl getroffen.»
Baron musterte mich noch eine Weile, dann nickte er, wenn auch widerwillig.
Ich wusste, dass er meine Beweggründe nicht vollkommen verstehen konnte, doch seine Akzeptanz war genug.
Auch wenn meine Wahl riskant war, so war sie doch durchdacht.
Schweigend folgten wir wieder Willows Tanz, ihre Bewegungen so mühelos, dass sie wie ein Teil des Raums selbst erschien. Die Männer um sie herum waren wie Motten, die sich vom Licht angezogen fühlten, blind für die Gefahr, die dieses Licht in sich barg.
Baron seufzte leise und seine Stirn legte sich in Sorgenfalten, als er mir einen letzten Seitenblick zuwarf. «Ich hoffe, dass sie dir das geben kann, was du in ihr siehst, Kai. Es ist ein langer Weg von hier bis dahin, und ich habe selten erlebt, dass jemand diesen Weg unbeschadet übersteht.»
Ich sah ihm fest in die Augen, ohne den leisesten Zweifel. «Vielleicht nicht unbeschadet, Baron. Aber manche Dinge sind es wert, die Narben zu tragen.»
Ich beobachtete Willow noch einen Moment lang schweigend, wie sie sich geschmeidig und doch distanziert auf der Bühne bewegte, eine Aura aus Gleichgültigkeit und doch betörender Stärke um sich webend. Ich wusste, dass sie mich bemerkt hatte; dass meine Blicke schwer auf ihr Lasten mussten und ihr signalisierten, dass da jemand war, der sie nicht nur als unterhaltsame Ablenkung sah.
Einen Moment später hörte ich Barons leise Schritte, als dieser sich von mir abwandte. Ich ließ meinen Blick noch einmal über den Raum schweifen. Hier, in diesem dunklen, verrauchten Club voller Männer mit verborgenen Absichten und unausgesprochenen Begierden, konnte ich für einen Moment vergessen, was außerhalb dieser Wände wartete. Die Verantwortung. Die Machtspiele. Das Imperium, das ich bewahren musste.
Plötzlich spürte ich eine Präsenz an meiner rechten Seite. Ein kurzes Lächeln umspielte meine Lippen, als ich den Blick hob und in das Gesicht von Demjan sah. Neben ihm stand auch Maxim, den ernsten Blick direkt auf mich gerichtet.
Wie konnte ich auch nur einen Moment glauben das die beiden mich nicht beschatten würden wie einen fünfjährigen.
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Dark Soul |18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt