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«Es ist kein Alptraum, glaub mir», ertönte Minuten später eine tiefe Stimme hinter mir, als ich noch immer in die Richtung starrte, in der Malakai verschwunden war

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«Es ist kein Alptraum, glaub mir», ertönte Minuten später eine tiefe Stimme hinter mir, als ich noch immer in die Richtung starrte, in der Malakai verschwunden war.
Mein ganzer Körper spannte sich an, als ich mich ruckartig umdrehte und in ein Paar graue Auge blickte, die auf unerwartete Weise fast liebevoll schimmerten.
Demjan.
Ich hatte zuvor nicht bemerkt, wie er sich genähert hatte, doch da stand er nun, so ruhig und gelassen, als hätte er die ganze Zeit gewusst, was ich fühlte, was in mir vorging. So als hätte er alles gehört und konnte meine Seele lesen.
Ich musterte Kais Freund. Er trug kein Hemd, lediglich die schwarze Hose der Kämpfenden und Bandagen an den Händen. Hatte er mit dem Mann - Diego - trainiert?
«Was willst du?» fragte ich misstrauisch, versuchte, meine Fassung wiederzufinden. Mein Herz raste immer noch von der Begegnung mit Kai, und Demjans plötzliche Anwesenheit half nicht, die Nervosität zu lindern.
Demjan ließ seinen Blick kurz über mich gleiten, als ob er abschätzen wollte, wie weit er gehen konnte. «Ich wollte sicherstellen, dass es dir gut geht», sagte er ruhig, sanft. «Nach allem, was du gerade erfahren hast, könnte ich es dir nicht verübeln, wenn du dich überwältigt fühlst.»
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und hob das Kinn etwas an, um ihm zu zeigen, dass ich nicht so leicht einzuschüchtern war. Auch wenn mein Inneres das genaue Gegenteil verriet. «Ich komme klar», erwiderte ich knapp. «Du und Kai seid doch «beste Freunde» Was will er wirklich von mir?»
Demjan schwieg einen Moment, als würde er seine Antwort sorgfältig abwägen. Dann zuckte er leicht mit den Schultern. «Er sieht etwas in dir. Etwas, das du vielleicht selbst noch nicht erkannt hast. Aber was genau das ist, weiß nur er.»
Ich schnaubte leise, aber der Zweifel nagte an mir. «Und du? Was ist deine Rolle in all dem?»
Er trat einen Schritt näher, nicht bedrohlich, aber doch mit einer Präsenz, die unmöglich zu ignorieren war. «Meine Rolle ist es, sicherzustellen, dass du die richtige Entscheidung triffst», sagte er ruhig. «Denn egal, was du glaubst, du bist nicht allein in diesem» er suchte nach dem richtigen Wort «Verhältnis» Demjans Kiefermuskeln spannten sich kaum merklich an. «Und manchmal... ist der richtige Weg nicht immer der, den du dir wünschst.»
Seine Worte ließen mich für einen Moment stocken. Ich wollte fragen, was er damit meinte, aber der Ausdruck in seinen Augen hielt mich zurück. Da war eine Schwere, eine Art von Wissen, die mir sagte, dass er mehr über meine Situation wusste, als ich ahnte.
Sein Blick verharrte auf mir, und in diesem Moment fühlte ich mich, als könnte er all meine Gedanken durchdringen. Wie sehr wünschte ich mir, etwas über ihn zu erfahren, das mir einen Anhaltspunkt gab, doch Demjan war ein Buch mit sieben Siegeln. Das Einzige, was ich sicher wusste, war, dass er tief mit Kai verbunden war - und das machte ihn unberechenbar.
«Was meinst du mit 'Verhältnis'?», fragte ich schließlich, bemüht, meine Stimme ruhig zu halten.
Demjan schmunzelte, doch das Lächeln erreichte seine Augen nicht. «Du bist in etwas verwickelt, das größer ist, als du gerade überblicken kannst. Kai hat dir nur einen kleinen Teil gezeigt, und du bist verständlicherweise durcheinander. Aber...» Er hielt kurz inne, als wollte er sicherstellen, dass ich ihm folgte. «Es gibt Menschen die gefährlich sind. Menschen die wir nicht in unserer Kontrolle haben. Und sie alle haben ein Auge auf dich.»
Ein unbehagliches Gefühl breitete sich in mir aus. «Aber wieso?» fragte ich, auch wenn mir die Antwort vermutlich nicht gefallen würde.
Demjan trat ein Stück näher, nicht bedrohlich, aber mit einer Entschlossenheit, die mich fast zwang, ihm zuzuhören. «Kais Ziele sind bedeutend. Er will diesen Kreis aus dem du kommst zerschlagen. Er hilft denen die sich selbst nicht helfen können.» Sie sind Todesspieler. Sie werden trainiert um zu töten und zu beschützen. Das hatte Kai zu mir gesagt.
«Viele Menschen die in besagten Kreisen hantieren, hassen ihn und wollen ihn tod sehen. Maxim und ich sind zu seinem Schutz da und gleichzeitig seine Besten Soldaten. Du» Demjan schluckte. «Kai hat angefangen dich zu beobachten, als du immer seltener zur Schule gekommen bist. Er ist fast verrückt geworden, als du immer tiefer in den Club seines Vaters eindrangst, unternahm aber nichts. Er sagte, dass dies der Erfolg werden könnte, von dem wir träumten. Ich denke immernoch, dass er dich schon immer aus anderen Augen gesehen hat, das du stärker bist als all die anderen Mädchen. Er erstellte also Pläne. Verdammt viele, teilweise unbrauchbare Pläne. Kai brauchte eine Frau die diesen Kreis von innen heraus auslöschen kann. Die bereits vertrauen und Kontakte aufgebaut hat.
Aber dann hast du uns gesehen und er war kurz davor die ganze Sache abzublasen. Er hat uns gesagt, dass es zu riskant sei, er dich nicht in Gefahr bringen wollte und jetzt viel Näher dran bist als er eigentlich wollte. Ich weiß nicht wie er sich das alles Vorgesellt hat ohne dich einzuweihen, aber er schien daran zu arbeiten.
Maxim war skeptisch. Er wollte mehr herausfinden, mehr über dich und deine Vergangenheit. Er glaubte nicht daran, dass du die Lösung aller Probleme sein solltest. Dannach hat er schnell aufgegeben nach Gründen zu suchen.
Kai sprang recht schnell auf das Ziel um dich aus dem Club zu bringen und in eine neue Stadt zu verjagen, er war auch kurz davor, bis jemand davon Wind bekommen hat.
Irgendjemand in den Club wusste von seinem Interesse an dir und hat ihm gedroht. Nachdem du uns gesehen hattest, warst du buchstäblich davon besessen an Informationen zu kommen und die selben Leute, die Malakai bedroht haben, haben dein Handy gehäckt. Sie haben eins und eins zusammen gezählt und nun ja, jetzt stehst du hier, weil Kai es für sicherer empfand dich hier zu haben und zu trainieren, als dich in eine andere Stadt zu schaffen, in der sie dich früher oder später finden würden.»
Demjan schwieg einen Moment, als wolle er mir Zeit geben, all das zu verarbeiten, was er gerade gesagt hatte. Die Worte hallten in meinem Kopf wider, und ich versuchte, die Bedeutung dahinter zu begreifen. Es fühlte sich an, als hätte ich eine Welt aus Lügen, Geheimnissen und Mord betreten.
«Also bin ich jetzt... was? Eine Schachfigur in einem Spiel, von dem ich keine Ahnung habe?» fragte ich leise, das Gewicht seiner Worte drückte auf meine Brust.
«Eine Schachfigur? Nein» antwortete er nachdenklich. «Du bist mehr als das. Aber ja, du bist jetzt Teil davon. Teil einer Welt, dessen Regeln sich ständig ändern. Du hast eine Rolle, ob du willst oder nicht.»
Mein Verstand raste. Kai, der so kalt und distanziert gewirkt hatte, beobachtete mich schon so lange? Und ich hatte nichts bemerkt. Er hatte Pläne geschmiedet, ohne mich einzuweihen, während ich ahnungslos blieb. Und nun, da die Bedrohung so nahe war, fühlte ich mich wie eine Kind, das plötzlich ins Zentrum des Geschehens gerückt wurde.
«Und was ist, wenn ich das nicht will?» fragte ich schließlich, meine Stimme zitterte leicht.
Demjan sah mich ernst an. «Dann musst du eine Entscheidung treffen. Aber ich glaube nicht, dass es so einfach ist, wie es klingt. Wenn du gehst, werden sie dich finden. Hier bist du sicherer, auch wenn es hart ist.»
Seine Worte klangen fast wie eine Warnung.
«Ihr wollt mich also trainieren und zu einem von denen da machen?" Ich deutete auf Diego, der nun mit einem anderen Mann sparrte. Die beiden bewegten sich schnell und präzise, ihre Schläge und Tritte trafen hart und kontrolliert. Es war deutlich, dass sie wussten, was sie taten - Kämpfer, durch und durch.
Demjan folgte meinem Blick, ehe er mich wieder ansah. «Nein, wir wollen dich nicht zu einem von ihnen machen» antwortete er ruhig. «Du musst nicht kämpfen, wenn du das nicht willst. Aber du musst lernen, dich zu verteidigen. Das hier ist keine einfache Situation mehr, und wenn du dich nicht wehren kannst, wirst du verletzlicher sein.»
Ich schnaubte leise. «Also wollt ihr mich doch in dieses Leben reinziehen, ob ich will oder nicht.» Es war frustrierend, das Gefühl zu haben, dass ich keine Kontrolle über meine Situation hatte.
«Es geht nicht darum, dich zu etwas zu zwingen» erklärte Demjan. «Es geht darum, dass du überlebst. Die Menschen, die hinter dir her sind, werden nicht zögern, Gewalt anzuwenden, um zu bekommen, was sie wollen. Und Kai... er will dich schützen, so gut er kann. Dich und viele andere.»
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Demjan kritisch. «Schützen? Indem er mich in Gefahr bringt? Klingt widersprüchlich.»
«Das mag sein» gab Demjan zu. «Aber manchmal ist es besser, vorbereitet zu sein, anstatt sich blindlings in Sicherheit zu wiegen. Glaub mir, du willst nicht unvorbereitet sein, wenn sie kommen.»
«Also werden sie kommen. Egal ob ich hier bin oder nicht.» Demjan nickte zustimmend. Nichts spiegelte sich in seinen Augen, keine Angst. «Das werden sie. Der Unterschied besteht nur darin, ob du unter dem Schutz des Imperators stehst oder mit deiner Schwester in einer fremden Stadt ohne Geld bist.» erwiderte er und lächelte leicht, bevor er näher trat und mir seine Hand reichte.
«Kai hat mir Befohlen dich in dein Zimmer zu bringen. Ich denke du solltest dich erstmal ausruhen und morgen sehen wir weiter.»
Ich verschränkte die Arme noch fester und deutete ihm vorzugehen ohne seine Hand zu ergreifen. Zu meiner Überraschung setzte er sich tatsächlich in Bewegung und ich folgte ihm. «Unter dem Schutz des Imperators...» wiederholte ich langsam. Es schien, als gäbe es keinen klaren Ausweg, egal, welche Entscheidung ich traf.
«Was ist, wenn ich meine eigene Entscheidung treffen möchte?» fragte ich, während er mich durch die wunderschöne, lebhafte Stadt führte. Diese Verzweigungen und Wege in jede Richtung waren meisterhaft. «Nicht im Auftrag von Kai, nicht im Auftrag des Imperators. Sondern für mich selbst.»
Demjan nickte verstehend. «Jede Entscheidung hat Konsequenzen. Du kannst wählen, was du willst, aber du kannst nicht beeinflussen, was danach passiert.» Er begrüßte ein paar der Menschen die an uns vorbei liefen mit einem freundlichen Lächeln. Als er schließlich weitersprach behielt seine Stimme die Ruhe bei. «Wenn du glaubst, dass du allein sicher bist, dann geh. Aber unterschätze nicht, was auf dich zukommt.»
Ich spürte, wie mein Magen sich zusammenzog, als ich den Ernst in seinen Worten vernahm. Die Möglichkeit, dass diese Menschen mich finden würden, war keine vage Drohung mehr, sondern eine konkrete Gefahr. Für mich und meine Schwester.
«Darf ich dich etwas fragen?» flüsterte ich, während wir weitergingen. Demjan nickte knapp und stieß ein zustimmendes Brummen aus. «Wieso bist du hier?» fragte ich schließlich. «Wieso unterstützt du Malakai?»
Seine Augen funkelten überrascht, als hätte er die Frage nicht erwartet. Die Stille zwischen uns dehnte sich aus, und ich fragte mich, ob er meine Frage einfach ignorieren würde. Doch schließlich sagte er leise, fast nachdenklich: „Malakai hat mich gerettet."
Ich blinzelte überrascht und wartete darauf, dass er weitersprach. „Früher", fuhr er fort, „war ich... verloren. Ohne Ziel, ohne Richtung. Ich war in falsche Kreise geraten, Drogen, Alkohol, Prostitution. Er hat mich dort rausgeholt und mir einen Weg gezeigt, hat mir eine Aufgabe gegeben. Und ja, manchmal zweifle ich, so wie du. Aber er hat etwas an sich, das einen anzieht. Etwas, das einen glauben lässt, dass er wirklich die Macht hat, Dinge zu verändern."
Seine Worte hingen in der Luft, und ich konnte nicht anders, als darüber nachzudenken, was er meinte. Es war schwer, sich vorzustellen, dass jemand wie Demjan - stark, kontrolliert - jemals „verloren" gewesen war.
„Also tust du das aus Loyalität?", fragte ich vorsichtig.
Demjan schüttelte leicht den Kopf. „Es ist mehr als das. Es geht nicht nur um Loyalität. Es geht darum, zu wissen, dass es manchmal jemanden braucht, der stark genug ist, um das Richtige zu tun, auch wenn es schwierig ist. Malakai ist dieser jemand. Und ich glaube, du könntest es auch sein.» er machte eine kurze Pause. «Kai ist nicht nur mein Imperator und Retter. Er ist mein bester Freund, mein Bruder.
Theoretisch schulde ich ihm die Welt, doch er hat nie nach einem Ausgleich gebeten. Für ihn stehe ich nicht in seiner Schuld und selbst wenn ich es täte, habe ich sie mit meiner Loyalität beglichen.» Er lächelte, als wurden ihn die Gedanken an ihn glücklich machen.
«Vielleicht fühlt es sich jetzt nicht so an. Aber mit der Zeit wirst du auch deine eigene Stärke finden. Eine stärke die weit über das reine überleben hinausgeht.»
Diese Worte hallten in mir nach, als wir vor einem wunderschönen zweistöckigen Holzhaus stehen blieben. Die Fassade war schlicht, aber gepflegt, mit großen, dunkeldrünen Fenstern, die das Abendlicht einfingen.
Es wirkte friedlich, fast idyllisch.
«Hier wirst du die Nacht verbringen» sagte Demjan leise, als er die Tür aufschloss. Ich trat zögernd ein, spürte den leichten Duft von Holz und etwas, das mich an frischen Tee erinnerte.
„Ist das... sicher?“ fragte ich, meine Stimme leiser, als ich wollte. Demjan nickte knapp. „Sicherer als überall sonst. Niemand kommt hier rein, ohne dass wir es wissen.“
Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Die Einrichtung war schlicht, aber warm. Nichts deutete auf die Kämpfe hin, die draußen auf uns warteten.
Hier war es fast wie eine kleine Welt für sich – ein Rückzugsort.
Rechts von mir verband ein Türbogen das Wohnzimmer mit einer kleinen, hellen Küche. Überall standen Pflanzen in den verschiedensten Farben und Formen. Sie strahlten als wollten sie mir zeigen das ich in guten Händen war. Im Wohnzimmer selbst knisterte leise ein Kamin. Mehrere weiche, dicke Decken lagen auf dem Sofa und eine dampfende Kanne stand auf dem Wohnzimmertisch.
«Ich lasse dich jetzt allein. Ruh dich aus. Morgen sprechen wir weiter. Brauchst du noch etwas?» fragte Demjan, doch ich schüttelte nur stumm den Kopf.
Der Mann vor mir musterte mich noch wenige Sekunden, lächelte leicht und drehte sich schließlich zur Tür. Ich wünschte ich könnte wissen, was er gedacht hat. Was ihn lächeln ließ.
Bevor er ging, hielt er kurz inne und sah mich über die Schulter an. «Kai ist ein guter Menschen. Vermutlich der Beste den ich je kennenzulernen habe.
Er handelt aus den richtigen Gründen, nur die Umsetzung ist manchmal fragwürdig. Verurteile ihn also nicht für das was er getan hat, auf seinen Schultern lastet einiges an Gewicht.» Dann war er weg, und ich stand allein in der Stille des Hauses, seine letzten Worte noch schwer auf meinen Herzen.

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Dark Soul |18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt