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Ich kehrte in das Haus zurück, das Kai mir überlassen hatte, und schlüpfte in die zerschlissene Kleidung, die mir als Unterwäsche diente, bevor ich mir einen hellen Pullover überzog und eine dunkle Hose meine Beine bedecken ließ

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Ich kehrte in das Haus zurück, das Kai mir überlassen hatte, und schlüpfte in die zerschlissene Kleidung, die mir als Unterwäsche diente, bevor ich mir einen hellen Pullover überzog und eine dunkle Hose meine Beine bedecken ließ. Meine dicken, schwarze Haare band ich in einem hohen Zopf, nachdem ich mein Gesicht mit starken Make up bedeckte. Aus irgendeinem Grund mochten die Männer im Club es, wenn wir uns für sie «Schön machten».
Meine Gedanken wanderten immer wieder zurück zu dem schönen Mann, den ich seit Jahren bewundernd ansah, aber nie wirklich kannte.
Er hatte mir versprochen, meine Klamotten aus meiner alten Wohnung zu holen und alles andere mitzunehmen, was nützlich erschien.
Er hatte versprochen auf mich aufzupassen.
Ich schüttelte den Gedanken ab, als ich den letzten Pinselstrich meiner Makeup Maske zog. Ich musste normal wirken, vielleicht ein bisschen eingeschüchtert von Baron und Konstantins tat, aber dennoch nicht schwach.
Ich atmete tief durch und musterte mich im Spiegel, ließ meine Augen über das starke, perfekte Make-up und die gezähmten Haare wandern. Alles war eine sorgfältig inszenierte Fassade, geschaffen, um in dieser Welt zu überleben, die voller Masken und Verstellung war. Die Aufgabe, die vor mir lag, war riskant, und obwohl Kai mich gebeten hatte, ihm zu vertrauen, wusste ich, dass es vor allem auf meine eigene Vorsicht ankam.
Trotz meiner Anstrengung ließen die Gedanken in ihn mich nicht los. Es schein beinah so als würden sie mich festhalten wollen, als würde mein eigener Kopf an etwas erinnern wollen. Etwas das tief in mir verankert war.
So lange hatte ich ihn nur aus der Ferne beobachtet, ohne jemals wirklich zu wissen, wer er war. Jetzt, da ich plötzlich in seiner Nähe war und er mir seine Hilfe anbot, fühlte ich mich hin- und hergerissen zwischen Faszination und einer leichten Unsicherheit. Endlich hatte ich das Gefühl hinter diese Fassade aus Lügen und Selbstschutz schauen zu können, die ihn jeden Tag umgab und immer tiefer zu werden schien. Ich hatte gefühl seine Geheimnisse zu kennen, ohne wirklich versucht zu haben, sie aufzudecken. Nein, er hatte sie mir stattdessen freiwillig gezeigt. Hatte mir das gegeben, dass ich mir schon seit Jahren von ihm wünschte. Einen Blick in sein Innerstes.
Ich überprüfte meine Kleidung ein letztes Mal, um sicherzustellen, dass alles perfekt saß. Ich wusste, dass jeder Blick, den ich heute Abend im Club auf mich ziehen würde, Teil des Plans war. Meine Rolle war es, die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, ohne dabei allzu verletzlich zu wirken und wenn ich die Gelegenheit hatte, Informationen zu sammeln.
Plötzlich hörte ich Schritte hinter der Tür, und mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich atmete tief durch und ließ meine Schultern sinken, bevor ich zur Tür ging und sie öffnete.
Dort stand Baron, sein Blick kühl und abschätzend. Ein kurzes, zufriedenes Nicken glitt über sein Gesicht, als er mich musterte. War er auch einer von Kais Todesspielern, ein Mitglied seiner Garde? «Gut» sagte er schließlich, mit einer Stimme, die keine Emotionen verriet. «Der Imperator erwartet dich. Lass uns gehen.»
Ich nickte stumm und folgte ihm, meinen Blick fest auf das Ziel gerichtet, aber meine Gedanken waren immernoch bei Kai und dem Risiko, das wir beide eingingen. Es war mehr als nur eine Mission - es war der Anfang eines Spiels, dessen Ausgang ungewiss war, und in dem wir beide Masken tragen mussten, um die Wahrheit zu schützen. Die Wahrheit, die er versteckte. Diese Stadt und sich selbst. Die Wahrheit, dass er nicht der böse Gott der Schule war, er war vermutlich eher der Engel der über sie wachte.
Baron brachte mich über die Brücke, zum Eingangstor von Kelia. Der Duft von Rosen und Blättern stieg in meine Nase, von frisch gebackenem Brot und von Metall, welches in der Ferne aufeinander klirrte.
Der Anblick von Kelia war noch immer überwältigend. Massive Steinsäulen, verziert mit kunstvollen Schnitzereien, bildeten das Eingangstor, das vor uns aufragte. Erst jetzt viel mir auf, dass ich mir das Tor noch nie von dieser Seite aus angesehen hatte.
Überall blühten Rosen in tiefem Rot und zartem Weiß, ihre Ranken schmiegten sich an die Steinwände und zogen sich bis hoch. Die Sonne tauchte das ganze Szenario in ein goldenes Licht, das die Rosenblätter zum Leuchten brachte.
Ich atmete tief ein und schloss für einen Moment die Augen, ließ die Atmosphäre auf mich wirken. Die Sorge und Nervosität, die ich vorher gespürt hatte, waren wie weggeblasen. Stattdessen erfüllte mich eine seltsame Gelassenheit, fast schon eine Art Vorfreude. Dieser Ort, der eine solche Macht und Anmut ausstrahlte, schenkte mir innere Ruhe.
Baron, der mich die ganze Zeit beobachtet hatte, schnalzte kurz mit der Zunge, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. «Das ist kein Ort zum Träumen, Mädchen» sagte er mit einem rauen Unterton, der mich zurück in die Realität holte. «Vergiss nicht, weshalb du hier bist.»
Ich nickte knapp, zwang mich, den Anblick nicht zu lange zu genießen, und konzentrierte mich stattdessen auf das, was vor mir lag. Das war kein Ort für Schwäche oder Ablenkung, aber dennoch stimmte ich seinen Worten nicht zu. Ich hielt an dem was ich fühlte fest, denn ich war mir ziemlich sicher, dass Kelia zum Träumen geschaffen wurde.

Dark Soul |18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt