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Der kalte Wind schlug mir ins Gesicht, als ich den Weg zu dem Club entlangging

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Der kalte Wind schlug mir ins Gesicht, als ich den Weg zu dem Club entlangging. Meinen Schal hatte ich eng um meinen Hals geschlungen, die dicke Jacke und die Thermounterwäsche, halfen nur bedingt gegen die eisige Luft, welche mich wach hielt. Dauerhaft versuchte ich mich von dem Gedanken dazu wenden, dass ich heute in einem der Zimmer - die Konstantin gehörten - schlafen musste.
Seine Räume für uns waren meistens kalt und ungemütlich. So ungemütlich, dass man dort nicht länger als eine Nacht bleiben wollte. Dunkel, feucht, mit einem Bett, das bei jeder Bewegung erbärmlich knarzte, und einem Badezimmer, das nicht mehr als eine Notlösung war. Eigentlich war es selbst dafür zu schäbig.
Die Wände waren rissig, und der Putz blätterte ab. Es war ein starker Kontrast zu dem schicken, modernen Club, in dem er uns zur Schau stellte, und ließ keinen Zweifel daran, wie er uns wirklich sah.
Wir waren Ausstellungsstücke. Puppen.
Für ihn waren wir eine erfolgreiche Geldquelle, die er zur Schau stellte, immer perfekt, makellos. Gepflegte Haare, strahlende Haut, runde Brüste und einen anziehenden Arsch. Das waren unsere Werte. Das war das, wonach wir beurteilt wurden. Doch wir durften nie so viel Muskelmasse haben, dass es aussah, als könnten wir uns wehren.
Wir sollten unterwürfig sein. Dienerinnen. Sollten Befehlen von Männern befolgen, die glaubten sie würden die Welt regieren.
Wir müssen gefügig sein, wie Roboter, in einer Welt in der Männer das sagen hatten.
Konstantin wusste das. Er spielte mit der Angst der Mädchen. Unserer Angst. Wenn wir seine Befehle nicht befolgten, schickte er Männer zu uns. Männer, die uns «disziplinierten» bis unser Wille gebrochen war. Die Frauen, die diesen Strafen ausgesetzt waren, kamen nie mehr als dieselben zurück. Ihre Augen, einst voller Leben, wurden leer. Sie wurden zu einer Hülle ohne Seele und laßen ihrem Boss die Wünsche von den Lippen ab.
Gehorsam.
Jeder Schritt, jedes Wort musste sorgfältig gewählt werden, denn ein Fehler bedeutete unermessliches Leid. Und das wussten wir.
Es hatte nicht lange gedauert, bis ich verstand, wie Konstantin handelte und, ich schnell lernte, zu tun was er von mir wollte, um nicht von seinen Männer «Gehorsam» zu erlernen.
Keine von uns konnte sich von ihm lösen. Wir waren vertraglich gebunden, und selbst wenn wir es schaffen würden, diese Verträge zu brechen, hatte Konstantin Mittel und Wege, uns im Griff zu behalten. Er war geschickt darin, eine gewisse Diskretion zu wahren, uns zu erpressen oder schlichtweg mit Gewalt zu drohen.
Es gab kein Entkommen.
Wir waren in eine Welt verstrickt, in der Macht und Kontrolle alles bedeuteten, und Konstantin wusste das zu nutzen. Während wir an den Stangen tanzten, bekamen wir oft Gespräche mit, die mehr als nur oberflächlich waren. Geschäftliche Verhandlungen, geheime Abmachungen - Verbindungen, die weit über die Clubwände hinausgingen. Alles davon bis in jeden Winkel illegal. Er hatte seine Finger in allem, was hier in der Gegend lief, und das machte ihn so gefährlich.
Seine Verbindungen reichten tief, und selbst wenn wir es schaffen würden zu fliehen, wüssten wir nie, ob er uns nicht trotzdem finden würde.
Das was ich bei Kai gesehen hatte, würden man in Konstantins Welt vermutlich als gnädig bezeichnen.
«Es gehen Gerüchte herum das du das ganze Wochenende hier bist» sagte Alexej anstelle einer Begrüßung. Ich lächelte leicht. «Tja, das Gerüchte scheint zu stimmen» erwiderte ich und sah dem breiten Mann entgegen. In seiner Gegenwart beruhigten sich die rasenden Gedanken, obwohl die Musik aus dem Gebäude vor mir dröhnte. Manchmal war ich mir nicht sicher, ob sie jemals ausgeschaltet wird.
Alexej musterte mich mit einem prüfenden Blick, als wolle er abschätzen, ob ich bereit war, die restlichen Tage hier zu überstehen. «Pass auf dich auf» sagte er leise. Seine Augen waren von der gewöhnliche Kälte eines Türstehers gefüllt, aber irgendwo darin lag auch Besorgnis. «Romanow ist immer noch da.»
Ich schluckte hart und nickte. Die letzten Tage mussten besonders schlimm sein, wenn sogar Alexej, der immer ruhig und ungerührt blieb, mich erneut warnte. Der Gedanke an Romanow ließ meine Hände zittern, und ich zog meinen Schal noch enger um meinen Hals, als könnte ich mich damit schützen.
Gestern hatte er mich in Ruhe gelassen, doch dies war mit Sicherheit kein Akt der Gnade. Im Moment hatte er ganz einfach nichts zu bemängeln.
„Danke, Alexej," murmelte ich und versuchte, meine Nerven zu beruhigen.
Er öffnete die schwere Tür für mich, und ich trat in den Club. Sofort umfing mich der vertraute Geruch von Alkohol, Parfüm und Schweiß, gemischt mit der dröhnenden Musik und den gedämpften Lichtern. Alles fühlte sich einengend an. Die Menschen, die Bewegungen, die stickige Luft.
Ich sah mich um, meine Schritte auf den Weg zu den Umkleiden beschleunigend. Hinter mir hörte ich das dumpfe Geräusch der zufallenden Tür, und ich spürte, wie die Realität sich um mich legte - die Realität, dass ich hier für zwei Tage gefangen war.
Als ich an den verschiedenen Tischen vorbeiging, bemerkte ich immer wieder Blicke auf mir ruhen. Männer, die ihre Gespräche unterbrachen, um mir nachzusehen, als wäre ich ein Objekt, das sie studieren konnten. In ihrem Kopf machten sie vermutlich bereits Pläne, wie sie mich für ihre eigenen Zwecke einsetzen könnten.
Ich versuchte, sie zu ignorieren, aber der Druck, der von ihren Blicken ausging, lastete schwer auf mir. Das Wissen, dass hinter den Kulissen so viel Dunkelheit lag, machte es nicht leichter. Jeder wusste, wer die Macht hatte - und es waren nicht die Mädchen, die an den Stangen tanzten.
Endlich erreichte ich den Bereich der Umkleiden. Hier war es immer etwas ruhiger, zumindest wenn keine anderen Tänzerinnen da waren. Ich ließ mich auf eine der dunkeln Bänke fallen und atmete tief durch.
Der Tag hatte noch nicht einmal richtig begonnen, und schon fühlte ich mich ausgelaugt. Doch das war der Preis, den ich für das Geld und die Sicherheit meiner Schwester zahlte.
Ich rieb mir die Hände, die immer noch leicht zitterten, und versuchte, meinen Kopf frei zu bekommen. Ich verstand sogar wieso manche der Mädchen Drogen nahmen, um ihren Empfindungen zu entkommen. Den Blicken. Es war schwer, in diesem Leben irgendeine Art von Ruhe zu finden, aber ich musste stark bleiben. Für Alison. Für meine kleine Schwester.

Dark Soul |18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt