Mein Kopf dröhnte, als hätte ich drei Tage lang durchgefeiert und viel zu viel getrunken. Eigentlich fühlte ich mich genauso wie an der Sommersonnenwende vor einem Jahr.
»Göttin!«, stöhnte ich und versuchte, mich aufzurichten. Ich musste einige Male blinzeln, bis sich mein Sichtfeld klärte.
Okay, keine Panik.
Ich befand mich in einem fremden Zimmer auf einer Couch, die Vorhänge waren zugezogen und verdunkelten meine Umgebung. Ansonsten war ich allein.
Ich stand auf, um die Vorhänge zurückzuziehen. Es war inzwischen Nacht geworden. Wie lange war ich ohnmächtig gewesen? Die Fenster waren natürlich verriegelt, aber die Aussicht gab mir zumindest eine Ahnung, wo ich festgehalten wurde. Upper East Side.
Auch die wuchtige Türe am anderen Ende des Raumes war verschlossen, nur die Badezimmertür war offen. Alles war mit Marmor verkleidet und die Badewanne war so groß wie mein halbes Zimmer zu Hause.
Im Spiegel starrte mir mein etwas blasses Gesicht entgegen. Meine Haare waren eine Katastrophe, der Regen hatte meine dunklen Locken in ein Vogelnest verwandelt. Mit den Fingern kämmte ich so viele Knoten wie möglich aus und flocht mir einen Zopf. Daraufhin kehrte ich in das Zimmer zurück, unschlüssig, was ich jetzt machen sollte.
Das Amulett hatte man mir nicht abgenommen, ebenso wenig den eisernen Armreif an meinem Handgelenk. Sie hätten ihn auch nicht abnehmen können, wenn sie gewollt hätten. Niemand konnte es.
Ich hörte, wie ein Schlüssel im Schloss umgedreht wurde. Mir blieben nur Augenblicke, um mich zu wappnen und ich schnappte mir das Erste, was ich in die Finger bekam.
Die Tür schwang auf und zwei Vampire kamen hereingeschlendert, einer davon war Adam.
»Was will sie mit der Lampe?«, wandte sich der Neuankömmling an Adam, der nur mit den Schultern zuckte. Beide wirkten nicht im Geringsten beeindruckt.
Der Neue trug im Gegensatz zu Adam einen schicken Anzug, seine Haare waren einige Schattierungen dunkler, allerdings man sah beiden an, dass sie verwandt waren.
»Es hat ihr wohl nicht gefallen, entführt zu werden, nehme ich an.«, erwiderte Adam trocken.
Als Antwort schleuderte ich ihnen die Tischlampe entgegen, die ich mir geschnappt hatte. Beide wichen ohne große Mühe aus. Nervige Blutsauger und ihre Reflexe.
»Wer ist sie?«, bohrte der andere Vampir weiter nach, während sie auf Abstand blieben, als wäre ich ein verängstigtes Tier.
»Amara Williams.«
»Williams?«
»Ja.«
»Die Williams sind eine mächtige Hexenfamilie.«
»So ist es.«
»Aber sie hat keine -«
»Jaa.«
»Und du bist dir sicher, dass ...?«
Adam seufzte und starrte zur Decke. »Ja!«
Es beunruhigte mich wenig, dass er meinen Namen kannte. Mit der heutigen Technologie war es leicht, jemandes Identität herauszufinden. Außerdem hielt Adam meine Handtasche mit meinen Ausweisen in der Hand, was übriges lächerlich aussah. Leder stand ihm so gar nicht.
Adam wandte sich endlich an mich.
»Amara, das ist mein Bruder Aaron. Er ist der Botschafter des Clans und für die Kommunikation und den Austausch mit anderen Übernatürlichen zuständig. Wir werden dich jetzt über alle relevanten Inhalte informieren und anschließen werden wir das Problem begutachten gehen, für das ich dich hergeholt habe.«
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Crowns
FantasyNie wieder. Nie wieder würde ich zulassen, dass jemand die Kontrolle über mich hatte. Davor würde ich alles niederbrennen, was mir im Weg stand.