Kapitel 6

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Oliver taumelte von der Leiche weg. Geistesgegenwärtig schlang er sich die Jacke um die Hüften, um sich zu bedecken.

Laute Stimmen erhoben sich und die Leute um uns herum begannen zu diskutieren. Nicht wenige starrten Oliver wütend an, doch überraschenderweise erklärte sich niemand bereit, ihn herauszufordern.

»Ich will kein Alpha sein.«, brachte Oliver heraus. Sein Blick traf meinen.

Adam klopfte ihm auf die Schultern. »Du hast den alten Alpha getötet. Jeder Übernatürliche kennt euer Gesetz. Demnach hast du dich in weniger als einer Sekunde selbst zum Alpha gekürt. Glückwunsch!«

»Adam!«, herrschte ich ihn an. Das war das letzte, was Oliver jetzt gebrauchen konnte.

Eine Frau mit schönen blonden Haaren trat vor, ihr Kinn selbstbewusst erhoben.

»Was sollen wir jetzt machen?«, richtete sie ihre Frage an den neuen Alpha.

Adam kratzte sich am Kinn und sah zu mir rüber. Ich schüttelte nur hilflos den Kopf.

»Äh... Gute Frage.«, stammelte Oliver.

Der Mundwinkel der Frau hob sich leicht, als sie ihn betrachtete. »Vielleicht sollten wir dir etwas zum Anziehen besorgen. Und die Leiche verschwinden lassen.« Sie trat näher und ich konnte ihre strahlenden Augen sehen.

Sie wirkte nicht rachsüchtig, sondern seltsam gelassen.

»Mein Name ist Maureen. Ich kannte deinen Vater.«, sprach sie mit leiser Stimme weiter und Oliver versteifte sich.

»Er war ein guter Mann. So wie du ein guter Anführer sein wirst. Daniel war ein Riesenarschloch, der das Rudel langsam, aber sicher in den Ruin getrieben hat. Du hast das einzig Richtige getan.« Mit diesen Worten drehte sie sich zum restlichen Rudel um und hob feierlich die Arme.

»Begrüßt unseren neuen Alpha!«, verkündete Maureen mit fester Stimme.

Und so begann ein Rudelmitglied nach dem anderen, sich vor dem fast nackten Oliver auf die Knie zu senken. Sie stießen ein Heulen aus. Einige ließen sich mehr Zeit als andere, doch nach einigen Sekunden knieten sie mit gesenkten Köpfen vor uns. Maureen nickte zufrieden, drehte sich um und sank ebenfalls zu Boden.

Ich sah zu Adam hinüber, der das ganze Geschehen mit einem belustigten Lächeln beobachtete. Weil ich so nah neben ihm stand, konnte ich trotzdem seine angespannten Muskeln sehen.

Oliver stieg wieder Röte ins Gesicht. »Ihr könnt aufstehen.«

Seine Gefolgsleute taten wie geheißen und erhoben sich.

»Was jetzt? Gehen wir einen trinken?«, rief ein Mann aus der hinteren Reihe.

Diese ganze Szene war mehr als prekär. Noch vor wenigen Minuten wollten diese Leute uns in der Luft zerreißen, und jetzt wollten sie einen mit uns trinken gehen?

In Olivers Gehirn ratterten die Rädchen. Es würde mich nicht wundern, wenn Rauch aus seinen Ohren dringen würde.

Schließlich wandte er sich Maureen zu. »Ich übertrage dir als meine neue Stellvertreterin die vorübergehende Verantwortung für das Rudel, während ich meine Angelegenheiten kläre.«

Maureen blinzelte ihn mit offenem Mund an, doch Oliver fuhr fort: »Es werden keine Informationen über die heutigen Vorkommnisse an irgendjemanden außerhalb des Rudels weitergegeben. Wenn jemand nach Daniel verlangt, sag, dass er einen spontanen Trip zu seiner Tante nach Oklahoma macht oder so etwas.«

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