Kapitel 19

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Nachdem ich mich wie befohlen umgezogen hatte, trafen wir uns vor Ezras Bibliothek. Die Temperaturen draußen waren mild, also hatte ich mich für einen dünnen Strickpullover in dunkelrot und eine schwarze Jeans mit Stiefel entschieden, in denen ich notfalls rennen konnte.

Bevor er die Tür zur Bibliothek öffnete, gab Ezra mir die Phiole mit seinem verbliebenen Blut. Auf meine Nachfrage hin meinte er nur, wir würden es für einen Zauber benötigen. Da ich mir selbst nicht vertraute und dem dünnen Glas ebenfalls nicht, hatte ich es in eine Plastikflasche umgefüllt. Am Ende hätte ich mich draufgesetzt und alle Mühen wären umsonst gewesen.

Ezra öffnete die Tür und verschwand im Dunkeln, während ich mich auf das Sofa fallen ließ. In einer Sekunde war er wieder da und hielt eine einzige Seite vergilbtes Pergament in der Hand. Es war der Zauber, den wir für die Wiedererweckung brauchen würden. Die Seite war ausgefranst und anscheinend aus einem Buch herausgerissen worden.

»Dieses Wissen darf diesen Ort niemals verlassen. Lies es dir genau durch.«, wies er mich an.

Stirnrunzelnd las ich die Anweisungen. Er schien nur ein Teil eines anderen Zaubers zu sein, aber als ich Ezra nach dem ersten Teil fragte, blockte er ab. Mithilfe des Zaubers konnte man Seelen extrahieren und in Gefäße oder Körper festsetzen.

»Das ähnelt keinem Exorzismus. Was ist das für ein Zauber?«, bohrte ich weiter nach, bis Ezra schließlich nachgab.

»Dämonen haben keine Seele, sie schlüpfen in die Haut ihrer Opfer, wenn du so willst. Wenn man einen Exorzismus durchführt, entfernt man ihr gesamtes Sein aus dem Wirt. In meinem Fall ist das anders, da ich eine Seele besitze. Es ist kompliziert, etwas so Zerbrechliches und Magisches aus einem Körper zu entfernen und in einen anderen zu übertragen.«

Ezra schnappte sich das Papier aus meinen Fingern und schoss davon, um es wieder sicher zu verstauen. Als er zurückkam, hielt er eine Schatulle in den Händen. Er zog die Halskette hervor, die wir von Jaques gestohlen hatten.

»Ich will, dass du sie trägst, für alle Fälle. Und das hier solltest du auch nehmen.« Er legte ein schmales Notizbuch vor mir auf den Tisch. Es sah neu aus, eingebunden in zartes, blaues Leder.

»Ich habe einige nützliche Zauber zusammengetragen, für die du kein Blut von mir benötigst.« Was bedeutete, dass es sich um normale Zauber handelte. Er blätterte herum und zeigte auf einen Abschnitt. »Hiermit kannst du ein Portal erschaffen.« Er blätterte weiter. »Hier ist der Zauber, der meinen Körper wiederherstellen soll.«

Darüber, wie ich seinen Körper in seinen alten Zustand versetzen sollte, hatte ich mir bisher keine Gedanken gemacht. Zuerst legte ich mir die Kette um und versteckte sie unter meinem Pullover, danach nahm ich das Buch und blätterte durch die Seiten. Aufregung durchflutete mich.

Portale! Nie wieder in einer vollen U-Bahn stehen müssen, keine Treibhausgase mehr durch Flugzeuge... Alles, was man benötigte, war gemahlener Fulgurit und dass man den gewünschten Ort schon einmal besucht hatte. Fulgurit bestand aus Sand, in den ein Blitz eingeschlagen hatte und das anschließend zu einer Art Glas geschmolzen war. Leider eine sehr seltene Zutat. Enttäuscht ließ ich das Buch sinken.

Ein kleines Säckchen plumpste in meinen Schoß.

Ezra hob die Augenbrauen. »Mit dem Zauber allein kommen wir nicht weit, was?«

»Ohh. Du bist wie eine magische Schatzkiste, ich wünsche mir etwas und du tauchst im nächsten Moment damit auf.« Ich öffnete den Sack und zerrieb die körnige Substanz zwischen meinen Fingern.

Ezra legte den Kopf schief. »Hm, ich muss mir noch einen Preis überlegen.« Er lächelte hinterhältig. »Nichts ist umsonst.«

Ich kniff die Augen zusammen. Verschlagener Dämon. Das Säckchen verschwand in meiner Hosentasche, bevor ich mich wieder dem Buch widmete. Mein Daumen blieb an einer anderen Seite hängen.

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