Kapitel 12

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Ich wurde von einem lauten Motorengeräusch geweckt. Nur langsam tauchte ich aus dem Nebel meiner wirren Gedanken auf und kehrte in die Gegenwart zurück. Fest kniff ich die Augen zusammen, um an dem Traum festzuhalten, in dem ich noch meine Magie besaß und wir alle lachend nach der Schlacht einen Shot auf unseren Sieg getrunken hatten.

Nach und nach drangen weitere Erinnerungsfetzen letzter Nacht in mein Bewusstsein. Das Höllentor, Dämonen, der Kampf, Victoria war tot, meine Magie weg, Adam...

Adam!

Ich riss die Augen auf. Kaum war ich aufgesprungen, wurde ich sofort von zwei kräftigen Armen zurück in den Ledersitz gedrückt. Der Schwindel und das Licht ließen mich blinzeln.

»Na na, nicht so schnell.«

Grüne Augen und ein so vertrautes Gesicht starrten mich aus dem gegenüberliegenden Sitz aus an, doch das Lächeln auf seinen Lippen war nicht Adams. Es gehörte der Kreatur, die sich seinen Körper unter den Nagel gerissen hatte.

Ohne weiter nachzudenken, schnappte ich mir die Gegenstände, die auf dem schmalen Tisch zwischen uns lagen und schleuderte sie ihm ins Gesicht. Ein Kugelschreiber und Kreuzworträtselheft klatschten dumpf an seiner Brust ab, bevor sie in seinen Schoß fielen.

Unbeeindruckt hob der Fremde eine Augenbraue.

»Das habe ich wohl verdient.«

»Was hast du mit Adam gemacht und wo bin ich?«, presste ich hervor und hielt eine Wasserflasche wie eine Waffe vor mich.

Amüsiert betrachtete er mich und legte den Kopf schief.

»Deinem Freund geht es gut. Zurzeit. Er schläft. Hat nichts mehr mitbekommen, seit ich in seinen Körper geschlüpft bin.« Er pflückte blitzschnell die Flasche aus meinen Fingern und nahm einen großen Schluck, bevor er mir die Flasche anbot. Angewidert verzog ich den Mund und er zuckte mit den Schultern.

Ich betrachtete die Kreatur vor mir. Tatsächlich konnte ich zwei Präsenzen in Adams Körper ausmachen, die eine Seele war mir bekannt, aber diese zweite ... So etwas hatte ich noch nie gespürt. Angst jagte durch meinen Körper und ich presste meinen Körper in den weichen Sitz.

Der Fremde verdrehte die Augen. »Ich werde dir nicht wehtun. Tot nützt du mir nicht viel.«

Ah ja.

»Tut mir leid, dass ich kein Wort glaube, was aus deinem Mund kommt. Du hast mich entführt und den Körper meines Freundes gestohlen.«

»Das ist wahr.« Er beugte sich nach vorne und war plötzlich viel zu nah. Er roch nicht einmal mehr nach Adam. Die Note, die in der Luft hing, erinnerte mich eher an ein Lagerfeuer und Myrrhe statt Adams frischem Geruch nach Seife.

»Trotzdem bist du hier und falls du nicht gerade aus einem Flugzeug springen willst, wirst du hier noch einige Stunden mit mir verbringen und zuhören, was ich zu sagen habe, Hexe.«

Ich bemühte mich nicht einmal, ihm zu antworten, sondern sah mich nach einem Weg um, ihm zu entkommen. Doch ein Blick aus dem kleinen Fenster genügte, um zu wissen, dass er die Wahrheit gesagt hatte und ich am Arsch war. Ich konnte nur die Weite des Himmels sehen.

Wir befanden uns in einem Privatjet meilenweit über dem Ozean und außer uns beiden konnte ich niemanden hören oder sehen, der sich sonst noch an Bord befand. Aber irgendwer musste doch dieses Ding fliegen, oder?

Ich versuchte erneut, aufzustehen, doch erneut wurde ich wie eine Puppe zurück in den Sitz verfrachtet.

Wütend umklammerte ich die gepolsterten Armlehnen.

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