Kapitel 10

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Nachdem ich eine halbe Stunde heulend auf Maes Teppich saß, rappelte ich mich schließlich auf und fasste einen Entschluss. Ich würde nicht hier versauern. Wenn es sein musste, dann würde ich meinen Namen eben opfern, wenn ich dafür die Apokalypse verhindern konnte. Adam und seine Familie konnten mich vielleicht vor Victorias Zorn und Rache beschützen. Oder?

Ich schlüpfte in eine schwarze Jeans und Boots, bevor ich mich aufmachte, mir ein neues Handy zu besorgen. Adams Nummer hatte ich mir in Madison auf einen Zettel geschrieben.

Sobald ich alles installiert hatte, schrieb ich ihm eine Nachricht.

»Würdest du mich aufnehmen, wenn ich von den Hexen verstoßen werde?«

Sofort tauchten drei kleinen Punkte auf und seine Antwort kam rasch.

»Wir werden dich beschützen. Aber so weit wird es nicht kommen.«

Ein kleines Grinsen zupfte an meinen Mundwinkeln. Ich steckte das Handy in meine Hosentasche und machte mich daran, zur Konferenz zu kommen. Mae hatte auf unserem Heimweg beiläufig erwähnt, dass es im naturhistorischen Museum stattfinden würde, das als neutraler Boden galt. Außerdem hatte ich mir schamlos einen ihrer Ausweise genommen, um hineinzugelangen. Hoffentlich war niemand am Empfang, der mich kannte.

Doch die Sterne hatten es heute gut mit mir gemeint. Als ich durch die Eingangshalle spazierte und auf die Tür zuhielt, die von zwei riesigen Männern in Anzügen bewacht wurde, hielt mich niemand auf. Ihren buschigen Augenbrauen, Bärten und magischen Ausdünstungen nach zu urteilen, handelte es sich bei ihnen um Gestaltwandler. Sie wurden oft als Security beauftragt, weil sie als neutrale Parteien unter den Übernatürlichen galten. Somit wusste ich zumindest, wo ich hinmusste.

Ihre Augen fielen auf mich, als ich auf sie zuhielt. Ich straffte die Schultern und umklammerte meine Aktenmappe etwas fester.

»Ich bin spät dran, Jungs, wenn ich bitten dürfte?« Ich wedelte genervt mit der Hand vor ihnen herum.

Einer der beiden beugte sich zu mir herab und schnüffelte an mir. Seine Augen verengten sich und er stieß ein tiefes Brummen aus.

»Die Konferenz hat bereits begonnen. Wer sind Sie?«

Sein Kollege seufzte und streckte die Hand aus.

»Ausweis bitte.«

Ich schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und gab ihm Maes Ausweis. Ich hoffte, dass unsere Ähnlichkeit reichen würde, damit ich als sie durchging.

Der Gestaltwandler zückte ein Klemmbrett und verglich die Namen. Er runzelte die Stirn.

»Waren Sie nicht vorher schon drinnen?«

Ich verdrehte die Augen und tippte ungeduldig auf meiner Akte herum.

»Ich musste zurück und etwas holen. Ist das Verhör jetzt vorbei, ich habe nämlich etwas zu erledigen und meine Chefin hasst Verspätungen.«

Der große Kerl nickte, aber als er mir meinen Ausweis zurückgab, hielt auch er kurz inne und schnüffelte an mir.

Die beiden tauschten einen Blick aus und mein Herz pochte alarmierend schnell.

»Jaja, ich weiß. Kleiner Unfall im Labor. Ich habe einen Tarn-Zaubertrank über mich geschüttet und jetzt rieche ich wie ein Mensch.« Jetzt oder nie. Ich huschte zwischen ihnen durch, bevor sie reagieren konnten. »Vielen Dank für eure Arbeit, Jungs!«

Ich schlug die Tür hinter mir und deren verdutze Gesichter zu.

»Scheiße.«, keuchte ich und wischte meine schwitzigen Hände an meiner Jeans ab. Von hier aus führte ein Korridor zu mehreren Sälen, gespickt mit teuren Gemälden und Skulpturen.

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