Chapter 55 - Hey sis!

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Seit mindestens zwei Stunden räumten wir jetzt schon das Apartment auf. Natalie hasste Unordnung. Obwohl man sie selbst nicht gerade ordentlich nennen konnte. Und außerdem wollten wir ihr beweisen, dass wir sehr wohl dazu im Stande sind, unsere Wohnung in Ordnung zu halten. Sie behauptete nämlich immer, dass wir - sobald wir alleine wohnen - im Durcheinander versinken werden. ,,Wir sind hier fertig!'' rief mir Zoe von unten zu, als ich gerade mit dem staubsaugen im Obergeschoss fertig war. Ich zog den Stecker aus der Steckdose und brachte den Staubsauger zurück in den Abstellraum. Dann  schaute ich nochmal in jedes Zimmer um mich zu versichern, dass alles glänzte. Ich lief dann die Treppe runter und sah dort Van und Zoe, die den Tisch deckten. Doch anstatt, dass sie für vier Leute deckten, sah ich sechs Teller, sechs Gläser und sechs Paar Besteck. ,,Hab ich was verpasst?'' fragte ich die beiden verwirrt, als ich auf den Tisch deutete. ,,Cody und Scott kommen auch.'' antwortete mir Van, während sie gerade Servietten auf den Tisch legte. Ich zog verwirrt mein Handy aus meiner Hosentasche und sah, dass ich mehrere ungelesene Nachrichten erhalten hatte.

-Nat: Hab Scott und Cody vorhin am Flughafen aufgegabelt. xx

Die Nachricht hatte sie mir vor einigen Stunden geschrieben. Das letzte mal, dass ich die beiden gesehen habe, war in L.A. An dem Wochenende, wo sie sich gestritten haben und ich abgehauen bin. Bevor ich zurück nach Deutschland gekommen bin, habe ich mich von ihnen in einer SMS verabschiedet. Ich meinte, dass die Zeit knapp war und ich leidergottes nicht mehr persönlich vorbeikommen kann. Aber seither war alles irgendwie anders. Wir hatten wenig Kontakt. Und wenn es mal dazu kam, dann war es etwas obligatorisches wie ein einfaches ''Alles klar?'' oder ''Und sonst so?''.

,,Oh.'' antwortete ich und schaute auf die Uhr. Sie würden bereits in einer halben Stunde landen. ,,Also muss ich alleine zum Flughafen?'' fragte ich die beiden. ,,Ich glaube nicht, dass im Taxi genug Platz für sechs Personen ist.'' entgegnete mir Zoe. ,,Das Taxi kommt in 5 Minuten.'' fügte sie hinzu. Ich ging dann in den Flur und zog meine Schuhe und meine Jacke an, ehe ich die Tür hinter mir schloss. Draußen musste ich nicht lange warten, bis das gelbe Taxi seinen Weg zu uns fand. Ich stieg ein und der Fahrer machte sich auf den Weg zum nahliegenden Flughafen.

Eine gefühlte Ewigkeit stand ich dort und wartete darauf, endlich mir bekannte Gesichter zu sehen. Es war ziemlich voll und ich musste mich auf meine Zehenspitzen stellen, um über die Kopfe der - zum Teil riesigen - Menschen zu schauen. Nach ungefär 15 Minuten sah ich dann endlich meine Schwester. Grinsend kam sie auf mich zu und fiel mir in die Arme. ,,Hey sis.'' murmelte sie lachend in meine Schulter, während sie mich fest drückte. Da hörte ich auch schon jemanden leicht husten. Ich blickte auf und sah Cody vor mir stehen. Ich lächelte leicht, löste mich von Nat und umarmte ihn. Ihm schien das ganze nichts auszumachen. Für ihn hat sich das ganze anscheinend schon erledigt. Nach einigen Sekunden löste ich mich dann auch von ihm und blickte in Scott's Augen, die auf mich gerichtet waren. Er lächelte mich an  und zog mich dann an sich. ,,Hab dich vermisst.'' flüsterte er, während er mich fest an sich drückte. Ich antwortete ihm nicht. Ich hoffte einfach nur, dass die Sache nicht mehr zwischen uns stehen wird. Nachdem ich mich dann auch von ihm gelöst hatte, unterhielten wir alle uns noch, ehe wir zum Ausgang gingen und uns ins nächste Taxi setzten. ,,Uh uh ich will vorne sitzen!'' sagte Natalie aufgeregt, riss Vordertür auf und setzte sich rein. Während Cody sich schon vor einigen Sekunden nach hinten gesetzt hat, standen Scott und ich noch vor dem Auto. Er deutete dann leicht lächelnd mit der Hand auf den mittleren Platz. Na toll. Ich setzte mich rein und Scott nach mir. Nun saßen wir dort. Natalie völlig aufgeregt. Sie unterhielt sich mit dem Taxifahrer und staunte über New Yorks Größe, während ich hinten zwischen Cody und Scott gequetscht war.

Awkward.

Keiner, wirklich keiner außer Nat und der Fahrer sagte etwas. Wir saßen hinten total eingeschüchtert. Die Stimmung war angespannt und jeder schaute in eine andere Richtung. Während wir uns auf einer Brücke befanden, hielt das Auto immer wieder an. ,,Das könnte etwas länger dauern.'' sagte der Fahrer plötzlich. Während Nat voller Freude ihr Handy rauszog und Fotos von der Aussicht machte, seufzte ich nur und betete, dass ich bald aus dieser Lage befreit werde. Ich griff in meine Jackentasche und schrieb Van eine Nachricht, dass wir im Stau stehen. Seufzend steckte ich das Handy wieder zurück und schaute dann wieder nach vorne ins leere. ,,Ich liebe New York jetzt schon!'' sagte Nat ganz aufgeregt, während sie ihren Speicher immer mehr mit Fotos füllte. ,,Mhm.'' sagten Scott, Cody und ich gleichzeitig.

Es war bereits Abends und wir haben uns nun schon seit fast einer Stunde nicht mehr vom Fleck bewegt. Ich merkte, wie meine Augenlieder schwer wurden und es mir immer schwerer fiel, sie aufzuhalten.

_

,,Hey.'' flüsterte jemand.

,,Mhm?''

Ich öffnete langsam meine Augen und merkte, dass der Motor des Taxis aus war. Doch ich bemerkte noch etwas  anderes. Mein Kopf lag auf Scott's Schulter. Schnell hob ich ihn hoch und richtete meine Haare ein wenig. ,,Sorry.'' flüsterte ich, während ich mich schnell abschnallte. ,,Alles gut.'' antwortete Scott mir. Doch ich hatte - genau wie die anderen - bereits das Auto verlassen. Ich bezahlte dann den Taxifahrer und er fuhr weg. Wir standen mit dem Gepäck noch einige Sekunden auf dem Bürgersteig, da Natalie die Fassade des Hauses anscheinen sehr interessant fand. ,,Nat, es ist arschkalt!'' sagte Cody lachend. ,,Jaja.'' antwortete sie. Jeder nahm seinen Koffer und folgte mir die Treppe hoch zu unserer Eingangstür. Ich kramte meine Schlüssel aus der Tasche, steckte sie ins Schloss und öffnete dann die Tür. Als wir die Tür hinter uns schlossen, schaltete ich das Licht an. ,,Zoe? Van?'' rief ich.  Doch ich bekam keine Antwort. Während sich alle die Jacken und Schuhe auszogen, ging ich ins Wohnzimmer und fand die beiden dort auf dem Sofa. Schlafend. Ich sah auf den Tisch und musste feststellen, dass sie bereits gegessen haben. Ich lachte leicht, als ich wieder zu den anderen ging. ,,Sind am schlafen.'' - ,,Gegen schlafen hätte ich jetzt auch nichts.'' sagte Cody, während er gähnte. Da Van und Zoe das Wohnzimmer belagert hatten, mussten die Jungs in ihren Zimmern schlafen. ,,Habt ihr hunger?'' fragte ich die drei, während sie sich umsahen. ,,Nope.'' antworteten alle gleichzeitig. ,,Okay.'' sagte ich lachend und schaute auf die Uhr. Es war bereits um die halb eins. ,,Ich zeig euch dann eure Zimmer.'' Mit den anderen im Schlepptau ging ich dann die Treppe hoch. ,,Also Nat, du schläfst bei mir im Zimmer. Und ihr beide könnt euch ein Zimmer aussuchen.'' sagte ich und deutete auf Van's und Zoe's Zimmer, die nebeneinander lagen. ,,Bad ist nebenan.'' fügte ich hinzu, als sich alle in die Zimmer aufteilten. ,,Danke. Bis morgen dann.'' sagte Cody und stellte seinen Koffer in Zoe's Zimmer. Ich ging dann in mein Zimmer, wo sich Nat bereits umsah. ,,Ist toll hier!'' sagte sie und grinste, als sie aus dem Fenster schaute. ,,Ich geh dann mal ins Bad.'' fügte sie hinzu. Sie ging dann mit ein paar ihrer Sachen in das angrenzende Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Während sich Nat duschte, ging ich zu meinem Kleiderschrank und kramte mir eine kurze Shorts und ein Top zum schlafen raus. Dann zog ich mich um und kämmte meine Haare, als jemand klopfte. Ich sah auf und sah Scott im Türrahmen stehen. ,,Hey.'' sagte er und lächelte mich an. ,,Hey.'' entgegnete ich ihm, während ich den Kamm auf das Bett neben mich legte. ,,Kannst ruhig reinkommen.'' sagte ich nach einigen Sekunden und lachte leicht. Auch er lachte und setzte sich dann neben mich auf's Bett. ,,Es tut mir leid.'' sagte er und schaute auf den Boden. ,,Wir haben uns kindisch verhalten und.. es tut mir leid.'' fügte er hinzu. Ich schaute ihn nur an und versuchte anhand seiner Mimik herauszufinden, was er dachte. ,,Schon ok.'' flüsterte ich. ,,Nein. Ich will einfach nur, dass es wieder so wird wie früher. Ich habe kein Bock, dass so etwas zwischen uns steht. Ich weiß, dass du nichts für mich empfindest. Das ist schon okay. Ich komm schon damit klar. Ich will nur nicht, dass du denkst, dass ich nicht fähig bin eine normale Freundschaft mit dir zu führen. Du bist meine beste Freundin. Das warst du schon immer.'' Nun schaute er mir direkt in meine Augen. Scott war mir schon immer wichtig. Das wird er auch immer bleiben. All die Jahre wurde mir von jeder Seite gesagt:

Da läuft was zwischen euch. Ist er dein Freund? Ihr passt so gut zusammen. Wann ist die Hochzeit?

Und sie hatten recht. Wir passten wirklich gut zusammen. Er war immer da für mich. Wir hatten den selben Humor. Einfach alles passte zwischen uns. Von Anfang an. Vielleicht stimmt es ja?

Wir schauten uns einfach nur an, bis er mir immer näher kam.

Nur noch wenige Zentimeter trennten unsere Lippen und ich spürte seinen Atem auf meiner Haut. Doch dann wich er zurück. An seinem Gesichtsausdruck merkte ich, dass es ihm nicht gerade leicht fiel. ,,Gott.. Es tut mir leid.'' sagte er, ehe er aufstand und zur Tür ging. ,,Gute Nacht.'' fügte er hinzu, als er sich noch einmal kurz umdrehte.

Völlig überrumpelt ließ ich mich auf mein Bett fallen.

Empfinde ich etwas für meinen besten Freund?

_

xx

365 Days | Zac Efron (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt