Kapitel 19

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Am nächsten Morgen bat Randy uns in seinen Bürowagen zu einer Besprechung. Ich saß ihm gegenüber am Tisch in der engen Sitzecke, während Ohitika und Thokala es bevorzugten, zu stehen. Casey war ebenfalls anwesend und hielt Block und Stift bereit, um alles zu notieren, was sein Chef sagte.

„Die erste Show gestern verlief ja etwas wechselhaft", begann Randy und warf einen vielsagenden Blick auf Thokala-gleschka. „Aber Oti hier hat bewiesen, dass man sich auf ihn verlassen kann. Deshalb habe ich mir überlegt, wie wir ihn noch besser in die Show integrieren können. Ich hatte schon länger an einem neuen Konzept gearbeitet, das Häuptling Crazy Horse in jungen Jahren zeigt, wie er auf seinem wilden Mustang ganz allein auf die Feinde zureitet und sie in einen Hinterhalt lockt. Jetzt habe ich den perfekten Darsteller für die Rolle gefunden!"

Er sah Ohitika erwartungsvoll an, der natürlich kein Wort verstanden hatte. Ich überlegte. Crazy Horse, Tashunka Witko, war ein großer Oglala-Häuptling. In der Zeit, aus der wir kamen, dürfte er nur wenig älter gewesen sein als Ohitika jetzt, hatte aber schon eine gewisse Berühmtheit erlangt. Ich hatte schon ein paar Mal gehört, wie sein Name im Dorf gefallen war, in einem Zug mit anderen bekannten Häuptlingen wie Sitting Bull und Red Cloud. Was würde Ohitika davon halten, in so große Mokassins zu schlüpfen?

„Was ist mit Jim?", fragte ich.

„Er kann weiterhin seinen Part in der Eröffnungsparade als Sitting Bull übernehmen, aber es wird Zeit, dass hier mal frischer Wind reinkommt. Also los, sag es ihm schon!"

Ich seufzte und erklärte Ohitika, was Randy sich vorstellte. „In dem Kampf gehen die Lakota als Sieger hervor, und du sollst sie anführen. Als Tashunka Witko."

„Warum soll er Tashunka Witko darstellen? Er hat nichts mit dem großen Krieger gemein", warf Thokala ein.

War ja klar, dass er das so sehen würde. Ich zuckte mit den Schultern. „Es ist nicht meine Idee", erwiderte ich. „Randy hat mir aber versichert, dass auch du eine prominente Rolle in der Schlacht einnehmen wirst", übertrieb ich. „Man wird deine Reit- und Kampffähigkeiten bewundern." Ich blickte zu Ohitika. „Was hältst du davon?"

Seine Miene blieb verhalten. „Ich würde mir niemals anmaßen, mich mit Tashunka Witko zu vergleichen. Aber wenn sie es so wollen, dann werde ich mein Bestes tun, ihn zu verkörpern", sagte er, genauso unbeteiligt wie immer in den letzten Tagen.

Thokala schnaufte abfällig, aber ich ignorierte ihn. „Er ist einverstanden", verkündete ich.

„Sehr gut." Randy rieb sich die Hände. „Und was dich angeht, Mary", fuhr er fort, „für dich habe ich auch eine größere Rolle vorgesehen."

„Eine größere Rolle?" Ich ahnte Schlimmes.

„Ja, du und Oti, ihr gebt ein tolles Paar ab. Ich sehe es schon vor mir: der junge Häuptling und die weiße Lady. Die Postkutsche, die von Banditen überfallen wird ... alle Insassen werden getötet, nur die junge Frau gefällt dem Anführer so gut, dass er sie mitnehmen will. Dann taucht der junge Häuptling auf, der das Geschehen beobachtet hat, und fordert den Banditen heraus, die Frau gehen zu lassen. Es kommt zum Kampf ..."

„Ich weiß nicht, das klingt wie aus einem Groschenroman", warf ich ein. „Haben wir nicht auch eine gewisse Verantwortung, die Geschichte so darzustellen, wie sie wirklich war?"

Randy winkte ab. „Wir sind im Showbusiness! Die Leute wollen unterhalten werden, nicht belehrt!"

„Und was soll am Ende passieren? Sie reiten gemeinsam in den Sonnenuntergang?"

„Das werden wir noch genauer ausarbeiten. Die Zuschauer werden es lieben!" Sein buschiger Schnauzbart vibrierte vor Begeisterung.

Na super, da hatten wir uns ja was eingebrockt. Aber was sollte ich tun? Im Moment brauchten wir die Jobs.

Plötzlich Indianer - Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt