So hatten bisher alle seine Beziehungen geendet. Genau so.
War er wirklich so unliebenswert? Gab er nicht genug für seine Partner? War er einfach zu anhänglich? Denn anhänglich war er. Weil er das wusste, hatte er bisher jedem seiner festen Freunde die Freiheit gelassen, so viel mit seinen Freunden zu machen, wie er wollte. Um das Anhängliche mit Freiraum wiedergutzumachen.
Jisung atmete schwer aus, als er sich auf das Sofa plumpsen ließ und in sich zusammensackte. »Warum schaffe ich es schon wieder nicht?«, fragte er sich selbst. Bei seinem ersten Freund hatte er es darauf geschoben, dass sie beide einfach zu jung gewesen waren – fünfzehn war echt nicht alt. Sein zweiter Freund ... der war schon irgendwie ein Arsch gewesen.
Aber auf Yongbok traf weder das eine noch das andere zu.
Jisung griff nach seinem Smartphone auf dem Couchtisch, ließ den Sperrbildschirm erleuchten und schaute nach, ob er irgendwelche Benachrichtigungen bekommen hatte; nach einem tiefen Seufzen legte er es zurück auf den Tisch und starrte an seine Wand. Er hatte nichts aufgehängt und keine eigenen Möbel zur Wohnung, wie sie von der Uni immer neu vermietet wurde, hinzugefügt – beides war streng genommen verboten, auch wenn es trotzdem so ziemlich jeder tat und niemand jemals dafür belangt wurde, solange die Zimmer beim Auszug gut aussahen.
Deswegen waren Jisungs Wände kahl und die Räume irgendwie steril. Anfangs hatte er wenigstens immer wieder Souvenirs aus Museumsshops oder Fotostreifen mit Freunden (und vor allem Yongbok) aus Fotoautomaten herumstehen oder liegen gehabt und die wenigen Möbel, die er hatte, waren gewissermaßen zugemüllt mit Kleidung gewesen, bei der er zu faul gewesen war, sie aufzuräumen. Jetzt machte er immer alles gleich sauber; Fotos und Souvenirs kamen sowieso fast gar nicht mehr dazu.
Bis vor ein paar Wochen – oder Monaten? Die Zeit verging doch viel zu schnell – waren noch ständig solche Kleinigkeiten dazugekommen. Aber bis dahin hatte Yongbok auch noch mehr mit Jisung unternommen. Nicht, dass sie jetzt nichts mehr unternehmen würden – das taten sie schon; aber seitdem die Honeymoon-Phase vorbei war, trafen sie sich beide einfach wieder (noch) mehr mit ihren Freunden. Besonders Yongbok.
So wie heute wieder, für den gemeinsamen Filmnachmittag mindestens einmal im Monat, zu dem Jisung bisher noch nie mitgegangen war. Er war aber auch nie ausdrücklich eingeladen worden, denn Yongbok kannte seinen Freund und seinen Wunsch danach, einfach mal seine Ruhe zu haben, nachdem er die ganze Woche unter Menschen und am Lernen gewesen war.
Jisung wäre allerdings gerne mal eingeladen worden. Um selbst zu fragen, ob er mitdurfte, war er zu schüchtern ... Außerdem schämte er sich manchmal dafür, wie abhängig er von Yongbok war. Und Yongbok musste das doch stören, oder? Dass Jisung eine Weile lang nur noch was mit ihm unternommen und in dadurch doch auch irgendwie von seinen Freunden weggestohlen hatte ...
Jisung hatte Yongbok am Anfang zu sehr beansprucht und seine eigenen Freundschaften auf Eis gelegt; jetzt war es ihm unangenehm, wie abhängig er von Yongbok war. Nicht, weil es ihm wirklich unangenehm wäre, viel Zeit mit seinem festen Freund zu verbringen – sondern, weil er wusste, wie viel Zeit er ihn kostete.
Na gut, zumindest sah Jisung das so. Yongboks Perspektive kannte er nicht, er hatte sich sein Netz aus Schuldgefühlen, Enttäuschungen und schwierig hemmbarer Zuneigung in seinem Kopf weiter- und weitergesponnen und dachte, dass Yongbok ihn genau wie er sich selbst als Ballast empfand, von dem er auch mal ein bisschen Abstand brauchte (warum sonst sollte er ihn nie zu Treffen mit seinen Freunden einladen?).
Jisung schüttelte heftig den Kopf, da ihn sicherlich genau diese Gedanken gerade wieder heimsuchten, fuhr sich mit den Händen ins Haar und blieb eine Weile still sitzen. Während er mit einem leeren Blick auf den Boden starrte, nuschelte er sich selbst etwas zu, das sich gewaltig wie: »So kann das nicht weitergehen«, anhörte.
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I WANT HIM 2 || jilix +[huh?]-minsung
Fanfiction【»Das hört sich irgendwie nach Freundschaft Plus an, was du jetzt alles vor dich hin faselst.« • »Das legst jetzt aber du mir in den Mund.«】 Minho mag Jisung, Eunyoung mag Jisung, Jisung mag Yongbok und Yongbok mag ihn auch. Manchmal bricht ein Herz...