15. Kapitel

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Joe

Um mich ist es schwarz. Und ich meine nicht dieses seichte Dunkel, wenn die Sonne untergegangen ist. Ich meine schwarz, wie die Finsternis selbst.

Ich möchte meine Hände, meine Arme bewegen, aber ich werde das Gefühl nicht los, das mich etwas daran hindert. Keine Handschellen oder Fesseln. Es ist mehr etwas in meinem Kopf, das mir sagt, ich solle noch etwas länger stillhalten. Nicht vorzeitig aus der Dunkelheit treten.

Mein Mund fühlt sich viel zu trocken an. Als hätte ich eine längere Zeit mit offenem Mund geschlafen. Kein Tropfen Speichel lässt sich um meine Zunge sammeln. Es bleibt trocken und ich gebe leise Schmatzgeräusche von mir. Wie wenn ein Fisch nach Luft schnappt. Nur weniger witzig.

Denn hier ist nichts witzig.

Ich fühle mich erbärmlich.

Dreckig und nutzlos.

Ich will endlich wieder etwas sehen können. Meinen Körper bewegen. Herr meiner Sinne und meiner Muskeln, Gelenke und meines Bewusstseins sein.

Doch die rettende Erleuchtung bleibt aus.

Stattdessen tippt etwas kaum merklich gegen meine Stirn.

Nein, nicht meine Stirn. Meine Schläfe.

Erst ein leichtes Tippen, dann wird es ein immer stärker werdendes Pochen, dass von innen gegen meinen Schädelknochen drückt.

„Es soll aufhören...", kann ich meine eigene Stimme plötzlich hören. Ich glaube, dass es meine Stimme ist, denn sie klingt so fern, so fremd, so rau. Als hätte ich tagelang kein Wort gesprochen. Oder Flüssigkeit zu mir genommen.

„'tschuldigung...", haucht etwas in mein Ohr und ein warmes Gefühl breitet sich in meiner Brust, meinem Magen aus. Die Stimme kommt mir so bekannt vor. „Wie wäre es, wenn du deine Augen aufmachst?"

Zu meiner eigenen Überraschung kann ich der Bitte folgen und endlich meine Augen öffnen. Nur, um sie gleich wieder zu schließen. Wild gestikulierend schlage ich mir mit meiner eigenen Hand vors Gesicht, habe noch nicht die volle Kontrolle wieder über meinen Körper erlangt. Aber sie kommt langsam zurück.

„Mach das verdammte Licht aus!", fauche ich und balle die Hand auf meinem Gesicht zur Faust.

„Sorry.", kommt es wieder von dieser Stimme, die mir einen warmen Schauer beschert.

Ich kann durch meine geschlossenen Lieder erkennen, wie das Licht verschwindet und ich öffne meine Augen. Sofort sehe ich mich um und muss feststellen, dass ich auf einer Couch liege. Über meinem Körper ist eine Wolldecke ausgebreitet, die aus unerfindlichen Gründen viel zu schwer ist.

Ich fange an, unter der Decke zu strampeln, will mich befreien, als die Stimme zu meiner Rechten jetzt Hände bekommt und die Decke vorsichtig von meinem Körper nimmt.

„Entschuldige. Ich habe ganz vergessen, wie lähmend diese Gewichtsdecken für andere Wesen sein können."

Endlich kann ich mich aufrichten und starre ungläubig in ein Paar rote Augen.

„Neil...?" Verwirrt schaue ich den Vampir an, der mir freudig entgegen grinst.

„Du bist endlich wach. Wie schön.", freut er sich und nimmt begeistert meine Hand, drückt sie zur Begrüßung. „Cole sagte, dass der Zauber länger anhalten könnte, aber du kannst Magie dieser Liga erstaunlich gut wegstecken. Ich bin ehrlich beeindruckt."

„Magie dieser Liga?" Ich wiederhole die Worte als Frage, erwarte jedoch keine Antwort, weshalb ich sofort die Hand hebe und Neil damit abhalte mir weiter die Situation zu erklären. „Wo sind wir?", will ich stattdessen von ihm wissen und schaue mich in dem kleinen Wohnraum um.

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⏰ Letzte Aktualisierung: 7 days ago ⏰

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