Der Name

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"Ich habe selbst schon sehr oft daran gedacht doch Jürgen und auch Marc sind strikt dagegen. Aber ... verständlich." Ulla tupfte mit einer Serviette die Tränen unter ihren Augen weg und sah zu mir. " Es muss schwer sein allein auf die Kinder aufzupassen." Ich nickte leicht. "Noch habe ich nur Liam. Er ist ja schon fast pflegeleicht." Ich sah mich in dem großen Raum um und beobachtete wie Cathy mit Liam auf dem Arm tanzte. Sie halfen mir ihn abzulenken. "Er ist ungeheuer stark und irgendwie schafft er es mich aufzumuntern." "War er schon bei ihr?" Fragte mich Ulla leise doch ich schüttelte mit dem Kopf. "Ich will nicht, dass er seine Mutter so sieht. Er soll sie so in Erinnerung behalten wie sie einmal war." Meine Augen brannten. Ein dicker fetter Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich versuchte zu schlucken jedoch war dies nicht einfach. "Ich hatte Angst, dass er der kleinen die ganze schuld gibt. Aber ... er hat sie so super aufgenommen. E-Er freut sich wenn sie endlich nach Hause kommt ... mit Lea. Was willst du einem Kind dann sagen?" Ulla nickte und legte ihre Hand auf mein Knie. "Hast du schon einen Namen für die Kleine?" ich zuckte mit den Schultern. "Wir haben viele aber ich wollte es mit Lea aussuchen. W-Wir haben uns noch nicht für einen entschieden." "Ich helf dir." sie sah mich lächelnd an. "I-Ich weiß nicht ... Lea soll mit entscheiden." Ulla sah mich lange an und überlegte. "Du hast jetzt gerade die Zeit und die Ruhe dir darüber einen Kopf zu machen. Liam ist beschäftigt und hat Spaß. Also was spricht dagegen?" ich sah lange zu Liam. Es ist nicht fair Lea diese Entscheidung abzunehmen auch wenn sie es vielleicht gar nicht erfahren wird. Ich holte tief Luft. "Elizabeth o-oder Amelie. A-Aber eigentlich haben wir uns schon auf einen Anfangsbuchstaben geeinigt." Ulla runzelte die Stirn. "Liam für Lea und M.. für Marco." sagte ich leise und sah auf meine Hände die nervös mit dem Glas spielten. "Und welchen Namen habt ihr da?" "Mia ... obwohl ... meine Nichte heißt so. Streichen wir weg. Ähm... Mila, Melissa, Marie oder Melinda." ich dachte weiter nach und plötzlich kam mir eine Idee. Ulla redete die ganze Zeit und sagte mir wahrscheinlich was sie zu diesen Namen dachte doch mein Verstand war ausgeschaltet. Ich wusste wie ich unsere Tochter nennen werde und es auch Lea gefallen würde. "Samantha." Ulla verstummte sofort und sah mich verwirrt an. "Aber ... das ist kein Name mit M." ich nickte. "Samantha ist perfekt." mein grinsen wurde immer breiter. Ich war mir sicher, dass Lea mit diesem Namen auch einverstanden sein wird. "Sam... also Samantha war mal ein kleines tapferes Mädchen was an Leukämie erkrankt ist. Durch sie habe ich meine Kollektion an eine Einrichtung für krebskranke Kinder gespendet. Aber leider hat sie den Kampf gegen den Krebs verloren. Sam bedeutete viel für Lea und ich denke, dass sie sich freuen würde wenn unsere Tochter ihren Namen tragen würde." Ulla lächelte und nickte. "Dann haben wir es entschieden obwohl ich dir gar keine große Hilfe war." ich nickte nur und mein grinsen wurde immer breiter. "Dein Herz hat entschieden Marco. Und das hat nur Gutes zu bedeuten."

Die Zeit verging wie im Flug. Ulla verabschiedete sich recht früh und nahm auch Liam mit ins Bett. Die Jungs feierten mit mir noch die letzten Stunden meines Geburtstags und durch den immer stärker werdenden Alkoholpegel verbesserte sich auch meine Stimmung. Ich war froh, solche Freunde um mich herum zu haben die jede Laune an mir aushielten und mich versuchten aus dem tiefsten Loch zu befreien in dem ich mich befand. Ich lief mit Auba und Kevin die Gänge der Hotelanlage entlang bis zu meinem Zimmer. Schnell umarmte ich sie zum Abschied und bedankte mich da ich lange keinen so angenehmen und sorgenlosen Abend hatte. Die Jungs munterten mich noch auf bis sie selbst weiter zu ihren Zimmern liefen. Leise öffnete ich die Tür mit meiner Schlüsselkarte und ging ins Schlafzimmer wo ich Liam auf dem Bett liegen sah. Er hatte die komplette Hälfte mit seinem kleinen Körper eingenommen und schlief friedlich mit seinem Lieblingskuscheltier im Arm. Ich lächelte leicht, deckte ihn ordentlich zu und gab ihm einen Kuss auf die Stirn bis ich in das Bad ging und mich erleichterte. Der Alkohol musste raus und das so schnell wie möglich. Ich hatte vor bereits früh mit Liam wieder aufzubrechen damit ich zum Mittag bei meinen Eltern bin und schnell zu Lea und meiner Tochter ins Krankenhaus gehen konnte. Ich ging aus dem Bad und schaltete das Licht aus als es auf einmal an der Tür klopfte. Ich runzelte die Stirn und sah an mir herunter. Ich hatte nur noch meine Boxershorts an. Doch mir sollte es egal sein, öffnete die Tür und war überrascht. "Jürgen?" Jürgen stand nervös und total aufgelöst vor der Tür und sah mich leicht lächelnd an. "Können wir noch einmal reden?" ich nickte und machte Platz damit er in das Zimmer kam. "Sei leise. Liam schläft." Jürgen nickte und setzte sich auf die Couch. Schnell schloss ich die Schiebetüren zum Schlafzimmer, nahm mir eine Flasche Wasser aus der Bar und ein frisches Hemd aus meiner Tasche. Die Flasche gab ich Jürgen die er sofort nahm. "Es tut mir leid wie ich vorhin reagiert habe. Aber ... dieses Thema ist ein rotes Tuch." ich nickte, zog mein Hemd an und setzte mich ihm gegenüber. "Ich kann es verstehen. Aber wir müssen darüber sprechen." ich schluckte. Auch unter Alkoholeinfluss war das Thema nicht auszuhalten. "Ich liebe Lea über alles und ich kann mir gar nicht vorstellen wie es ist allein auf Liam und auf noch ein Kind aufzupassen. Aber ... ich will nicht, dass ihr schon schwacher Körper weiter kämpfen und vielleicht noch weitere schmerzen aushalten muss. D-Die Ärzte meinten, wenn sie jetzt aufwachen sollte, kann es sein, dass ... wir vielleicht ihr alles beibringen müssen. Essen, trinken, laufen. Es kann aber noch härter werden... das sie uns..." "...vergessen hat. Ich weiß." Jürgen stellte die Flasche auf den Tisch ab und stützte sich auf seine Knie ab. "Es ist meine einzige Tochter. Es ist schwer. Ulla hat sehr daran zu leiden aber sie versucht ihr bestes. Marc ... oh Gott. Ich habe ihn noch nie so gesehen." ich nickte und sah Jürgen weiter an. Eine Weile war Stille und ich konnte Liam hören wie er sich im Bett bewegt. Jürgen räusperte sich und unterbrach die drückende Stille. "Wenn es nicht anders geht ... dann sollten wir es tun. Wir reden morgen mit den Ärzten." ich lehnte mich zurück, presste meine Lippen aufeinander und sah starr auf den Tisch. Und da war wieder das Gefühl der Leere, der Einsamkeit und Angst. Ich verzog mein Gesicht, beugte mich nach vorn und atmete lange aus. "Es ... tut weh." sagte ich und ließ mein Kopf zwischen meinen Schultern fallen. "Ich weiß. Es wird nicht einfach aber ... das Leben geht weiter. Für uns, für Liam und für andere. Lea ..." Jürgen brach ab da sein Handy klingelte. Er schlug mir noch einmal leicht auf die Schulter, stand auf und nahm den Anruf entgegen. "Klopp. Ah Marc... du bist es..." in dem Moment klingelte auch meins. Schnell lief ich zu meiner Tasche und nahm es heraus. Sofort stieg Panik in mir auf als ich die Nummer des Krankenhauses sah. "J-j-jaa...?" meine Stimme zitterte. "Guten Abend Herr Reus. Es tut uns leid sie so spät noch zu stören aber es ist sehr wichtig." ich runzelte die Stirn und sah zu Jürgen der starr nach unten sah und eine Hand vor dem Mund hielt. "Was ist los? Ist sie aufgewacht? Geht es ihr gut?" Der Arzt am anderen Ende stöhnte leicht auf. "Nein. Leider nicht ... es ist so ... ähm..." in dem Moment schmiss Jürgen sein Handy durch das Zimmer und ließ sich auf die Knie fallen. "Was ist...?" fragte ich einmal Jürgen einmal den Arzt am Telefon. "Herr Reus? ... Ihre Frau hatte einen Anfall. E-Es sieht nicht gut aus ..." mein Mund stand offen und meine Gedanken schwirrten herum. Das konnte nicht sein. Das darf einfach nicht so schnell passieren. "Ich bitte sie so schnell wie nur möglich ins Krankenhaus zu kommen." "W-wo-f-für?" "Um sich zu verabschieden!"

Der Kampf um die große Liebe [Marco Reus  FF] -Band 3-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt