Ich wollte etwas sagen, irgendetwas, doch mein Kopf war wie leergefegt. Seine Lippen berührten meine, zuerst zögerlich, fast vorsichtig, doch dann wurde der Kuss intensiver. Es fühlte sich an, als würde die Zeit stillstehen, als gäbe es nur diesen Moment und nichts anderes. Meine Hände zitterten, aber ich brachte es nicht über mich, ihn wegzuschieben. Stattdessen legte ich meine Hand an seinem Oberarm, unsicher, ob ich ihn wegdrücken oder näher ziehen wollte.Sein Griff wurde fester, seine Hand wanderte von meiner Wange an meine Taille, während er den Kuss vertiefte. Mein Herz schlug so laut, dass ich sicher war, er musste es hören können. Ein Teil von mir schrie, dass ich aufhören sollte, dass das ein Fehler war, aber ein anderer Teil – ein größerer Teil – wollte diesen Moment nicht loslassen.
Doch gerade, als ich mich dem Gefühl völlig hingab und gerade dabei war ihn näher an mich zu ziehen, riss uns ein lautes „Lamine!" aus der Welt, die wir für einen kurzen Moment nur für uns hatten. Lorenzo.
Lamine zog sich abrupt zurück, seine Hand ließ meine Taille los, und er drehte sich halb in Richtung der Tür. Sein Atem ging genauso schnell wie meiner, und für einen Moment blieb er einfach regungslos stehen, als würde er überlegen, was er tun sollte.
Ich trat hastig einen Schritt zurück, meine Hände suchten Halt an der Kante meines Schreibtisches. Mein Gesicht brannte vor Verlegenheit, und ich vermied es, ihn anzusehen.
„Lamine! Wo steckst du?" Lorenzos Stimme war lauter geworden, und ich hörte, wie er die Treppe heraufkam. Mein Herz raste, diesmal nicht wegen des Kusses, sondern wegen der Panik, die plötzlich in mir aufstieg.
„Ich komme!", rief Lamine schließlich zurück, seine Stimme klang ungewöhnlich ruhig, als wäre nichts passiert. Dann warf er mir einen schnellen Blick zu, seine Augen suchten meine, aber ich sah weg.
„Wir... wir reden später", murmelte er leise, fast so, als würde er es mehr zu sich selbst sagen. Dann wandte er sich um und verließ mein Zimmer, ohne ein weiteres Wort.
Ich blieb stehen, völlig regungslos, während er die Tür öffnete und den Raum verließ. Mein Atem ging immer noch schneller als normal, und ich konnte hören, wie Lorenzo unten irgendetwas sagte, aber ich konnte nicht verstehen, was.
Kaum hatte sich die Tür hinter Lamine geschlossen, ließ ich mich auf mein Bett fallen. Meine Hände zitterten, und ich versuchte, tief durchzuatmen, aber es half nichts. Mein Blick wanderte zur Decke, doch ich sah nur ihn vor mir. Sein Blick, sein Lächeln, der Moment, als seine Lippen meine berührten.
Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und versuchte, klarzukommen. Was hatte ich da gerade getan? Was hatte er getan? Und wie sollte ich jemals wieder normal mit ihm reden, geschweige denn ihn ansehen?
Von unten hörte ich Lorenzos Stimme, wieder lauter, und ich konnte mir vorstellen, wie er Lamine irgendetwas vorwarf, wahrscheinlich darüber, dass er zu lange gebraucht hatte. Aber Lamine war ruhig. Er war immer ruhig.
Ich seufzte, fuhr mir durchs Haar und starrte auf die Wand. Ich hatte gehofft, in meinem Zimmer sicher zu sein, aber jetzt fühlte es sich an, als wäre die Welt noch kleiner geworden, als wäre er in meinem Kopf eingesperrt und ich könnte ihn nicht loswerden.
Timeskip: Montag 9:30
„Und ihr habt euch ehrlich geküsst?" Gabriela schrie fast, als sie mir die Frage stellte, und mehrere Köpfe drehten sich in unsere Richtung. Ich fuhr schnell mit meiner Hand zu ihrem Arm und zog sie näher zu mir.
„Kannst du vielleicht ein bisschen leiser sein? Willst du, dass die ganze Schule davon erfährt?" zischte ich, während ich mich nervös umsah.
„Sorry, aber... was?!" Gabriela flüsterte jetzt, aber ihre Augen waren vor Aufregung riesig. „Du und Lamine? Lorenzo wird dich umbringen, wenn er das erfährt!" Ich seufzte und rieb mir die Schläfen. „Deshalb erfährt er es auch nicht, okay? Es war... es ist kompliziert. Ich weiß nicht mal, warum ich es dir erzähle."
„Weil ich deine beste Freundin bin." Gabriela grinste breit. „Und weil ich genau weiß, dass du sonst verrückt wirst, wenn du das für dich behältst."
Ich lehnte mich mit verschränkten Armen zurück. „Aber es war... keine Ahnung.Und ich weiß nicht mal, was ich jetzt machen soll."
„Moment, Moment." Gabriela hob eine Hand, als müsste sie erst mal alles verarbeiten. „Erstmal – Kann lamine überhaupt küssen?"
„Gabriela!" Ich starrte sie entgeistert an, aber ihr Grinsen blieb unverändert. „Ich... ja, okay? Es war gut. Bist du jetzt zufrieden?"
„Absolut nicht, aber das hilft fürs Verständnis." Sie beugte sich wieder näher zu mir. „Und was hat er danach gesagt? Oder war das einfach so ein Kuss und dann nichts mehr?" Ich wollte gerade antworten, als mein Handy in meiner Tasche vibrierte. Reflexartig zog ich es heraus, und mein Herz setzte einen Moment aus, als ich den Namen auf dem Bildschirm sah: Lamine. „Oh mein Gott", murmelte Gabriela, die sofort mein Gesichtsausdruck bemerkte. „Das ist er, oder? Lamine?" Ich nickte langsam, entsperrte das Handy und öffnete die Nachricht.
Lamine: „Hey, hast du am Freitag Zeit? Ich will dich sehen.
Ich starrte auf die Nachricht, unfähig zu reagieren. Gabriela versuchte, über meine Schulter zu gucken, aber ich hielt das Handy schnell weg. „Hey! Das geht dich nichts an."
„Komm schon! Was schreibt er? Will er sich mit dir treffen?" Gabriela platzte fast vor Neugier.
„Er fragt, ob ich am Freitag Zeit habe", murmelte ich und spürte, wie mein Herz schneller schlug.
„Und? Hast du?" Ich zuckte mit den Schultern. „Lorenzo ist an dem Tag nicht da... also ja, theoretisch könnte ich."
„Dann geh hin!" Gabriela packte meine Hand und grinste mich an. „Das ist deine Chance, Sierra! Mach das, bevor du es bereust."
„Und wenn Lorenzo rausfindet, dass ich nicht zuhause war?" fragte ich skeptisch.
„Lorenzo ist nicht dein Vater", erwiderte Gabriela trocken. „Du bist alt genug, um selbst zu entscheiden, was du machst. Und außerdem – wann kriegst du schon mal so eine Gelegenheit?"
Ich starrte auf die Nachricht und überlegte. Mein Daumen schwebte über der Tastatur, während Gabriela mich erwartungsvoll ansah. Schließlich tippte ich eine Antwort ein.
Ich: „Okay. Holst du mich ab?."
Kaum hatte ich die Nachricht abgeschickt, legte sich eine Mischung aus Nervosität und Vorfreude über mich. Gabriela sah mich triumphierend an.„Das wird spannend", sagte sie und zwinkerte mir zu. „Aber keine Sorge – ich bin für alle Details da, sobald es passiert ist."
Ich seufzte und lehnte mich zurück. Der Freitag würde definitiv interessant werden.
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Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. Wie immer würde ich mich über eure Meinung und Votes freuen. Außerdem wollte ich mich bei euch bedanken für 6k Reads.💗
1064 Wörter
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𝐿𝑎𝑠 𝑠𝑜𝑚𝑏𝑟𝑎𝑠 𝑑𝑒𝑙 𝑝𝑎𝑠𝑎𝑑𝑜 I 𝐿𝑎𝑚𝑖𝑛𝑒 𝑌𝑎𝑚𝑎𝑙
FanfictionSierra zieht mit ihrer Familie nach Barcelona, da ihr Bruder einen Vertrag bei Barça unterschrieben hat. Gleich an ihrem ersten Schultag begegnet sie Lamine, der jedoch gar keinen guten Eindruck bei ihr hinterlässt. Kann aus Hass Liebe werden?