Lieber Leser,
Welch Abscheulichkeit,
welch Monstrosität
habe ich meiner verschrieben!
Welch Illusion hat mich getäuscht,
und welches Licht mich geblendet?
Tage, lieber Leser,
Wochen, Monate – ja, ganze Jahre!
Lieber Leser, Jahre!
Deren Stunden sich angefühlt haben
wie eine Ewigkeit in der Ewigkeit.
So viel Schrecken, so viel Grauen,
so viel Leidenschaft.
Nein, es ist nichts mehr geblieben,
die Reserve ist erschöpft.
Die Wege sind nicht mehr ausgeleuchtet.
Ich folge den Straßen mit bitterer Erfahrung –
gewiss, sogar blind weiß ich, wohin.
Ich habe dieselben Korridore
einst patrouilliert,
habe sie zu meinen gemacht.
Auf müden Beinen habe ich sie studiert.
Ich kenne jede Ecke,
jede kleinste Abkürzung.
Ich gehöre nach draußen,
ein Nomade ohne Gemeinschaft.
Ich mache mir nicht die Mühe,
ein Zelt aufzuschlagen.
Das Feuer würde ungebetene Gäste rufen.
Sie sind nicht willkommen.
Nein, lieber Leser, sie sind nicht willkommen.
Ich bin verflucht.
Nein, lieber Leser, ich bin verdammt.
Die Schnur ist dünn,
das Seil der Realität verworren
in Erinnerungen.
Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft –
sie vereinen sich in meinen Gedanken.
Übrig bleibt keine Zeit.
Übrig bleibt kein Raum.
Es bleibt eine Frequenz.
Ein Gefühl.
Ein dunkler Fleck.
Ich bin im selben Raum
mit den Kreaturen, die ich selbst gerufen habe.
Sie legen sich zu mir ins Bett.
Lieber Leser, sie machen mir das Atmen schwer.
Sie sind gekommen, um den Vertrag zu erfüllen,
die Schuld einzufordern.
Lieber Leser, ich kann nicht bezahlen.
Lieber Leser, ich war töricht
zu glauben, ich würde obsiegen.
Sie sind hier und werden nicht gehen.
Die Wege – trotz meiner Erkundungen –
führen immer wieder in dieses Zimmer.
Immer wieder in dieses Zimmer.
Wieso nur?
Wieso nur?
Ich muss eine tiefere Ebene der Fortbewegung ausfindig machen,
muss einen Weg finden, zu entkommen.
Lieber Leser, sie können sprechen.
Lieber Leser, sie können flüstern.
Lieber Leser, sie sagen gegen mich aus.
Lieber Leser, sie sagen, ich bin einer von den Sündern.
Hochachtungsvoll,
Oznek
YOU ARE READING
Poems by Oznek
PoetryHier sind ein paar meiner nicht immer nachvollziehbaren Niederschriften zu finden. You can read it in english, german and turkish Bilin ki İçimdeki derdi 3 dile ramen yinede dökemedim. Und weil ich keine Schönheit in Regeln und Formen sehe, nehme...
