»Verdammt!«
Die Arme um meine angewinkelten Beine geschlungen, saß ich zitternd hinter der Gartenhütte und konnte nicht fassen, wie peinlich ich mich da gerade aufgeführt hatte. Verflucht! Verflucht! Verflucht noch mal!
»Mia!«
Aus den Augenwinkeln heraus sah ich Frank um die Ecke schauen.
»Was ist denn mit dir los?« Er kam auf mich zu.
»Nichts.«
»Nichts sieht aber anders aus«, stellte er überflüssigerweise fest. Aber dann schien er zu bemerken, dass ich mich auf keine Diskussion mit ihm einlassen würde, und versuchte es mit einem anderen Thema. »Iason ist übrigens da.«
Klatschend schlug ich mir auf die Knie. »Ich weiß, dass er da ist!«
Frank hob die Hände. »Schon gut, schon gut. Ich glaube, ich lasse dich besser allein.«
Er drehte sich um und wollte gerade zum Haus zurückgehen, als ich ihm nachrief.
»Nein, warte! Ich komme mit.«
Ich sprang auf die Füße. Dieser Iason würde mich nicht noch mal derart aus der Fassung bringen. Die Sache hier war zu wichtig. Entschlossen stapfte ich Frank hinterher.
»Bist du schon lange hier?«, fragte Frank vorsichtig. Die Erwartung, ich könnte ihn erneut anfahren, hatte ihn in einen dieser hilflosen Zustände versetzt, bei denen sich Angst und totales Unverständnis im Gesicht abwechselten.
»Etwa eine halbe Stunde.« Ich schenkte ihm ein reuevolles Lächeln.
»Was liegt denn heute so an?«, fragte er nun schon etwas mutiger.
»Weiß nicht, ich mache mir jedenfalls erst mal ein Wurstbrot.« Das würde gewisse Leute hoffentlich auf Abstand halten.
»Klingt gut. Belegst du mir eins mit?«
»Klar.«
Als wir in die Küche kamen, duftete es verführerisch nach gebratenen Zwiebeln. Ich war enttäuscht. Der Geruch war so intensiv, damit war mein Wurstplan ausgehebelt. Bert stand am Herd und bereitete einen satten Kartoffeleintopf zu. Ich glaubte zu bemerken, dass er kurz seine Hand über den Deckel hielt, als er mich sah. Vielleicht bildete ich mir das aber auch nur ein. Verstohlen spähte ich ins Wohnzimmer. Iason war nirgends mehr zu sehen. Erleichtert öffnete ich den Kühlschrank und zog die Salami heraus. Ich schnitt mir und Frank jeweils eine dicke Scheibe ab, nahm zwei Brötchen und setzte mich damit an den Tisch.
»Iason hat mir erzählt, dass ihr euch schon kennengelernt habt«, sagte Bert, während er klein geschnittene Karotten in die Pfanne dazugab.
»Mh«, machte ich mit vollem Mund.
»Er meinte, du wärst irgendwie seltsam gewesen und hättest so überstürzt das Zimmer verlassen.«
»Aha«, warf Frank ein.
Ich verdrehte die Augen. »Gibt's was für mich zu tun, Bert?«
»Du könntest etwas mit Hope unternehmen. Die Kleine hängt ihrem Bruder schon die ganze Zeit am Rockzipfel. Ein wenig Ruhe würde ihm guttun.«
»Wo ist sie?«
»In Iasons Zimmer.«
Ich stellte meinen Teller in die Spüle, ging zur Treppe und hielt mich am Geländer fest. Keine hundert Pferde würden mich da hochbringen.
»Hope!«, rief ich laut hinauf.
Zehn Sekunden später erschien ihr Kopf an der Empore.
»Die Kuppeldächer sind heute auf. Möchtest du mit mir zum Meer gehen?«
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Sternenschimmer von Kim Winter
Science FictionOb die Sterne wussten, dass diese Nacht Mias Leben verändern würde? Sie erleuchteten den ganzen Himmel, als Iason mit den anderen Flüchtlingen auf der Erde landete. Jetzt steht er vor ihr. Eine dunkle Stille geht von ihm aus, doch seine graublauen A...