Wie gefallene Helden wohl sind Kapitel 4 (Kapitelende)

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»Wer von ihnen kann denn schon so fehlerfrei schreiben?«, fragte Frank noch immer verdutzt.

»Alle«, sagte Bert, der uns wie aufs Stichwort die Tür öffnete. »Aber das hier ist von Tony.«

»Tony?« Franks Augen weiteten sich. »Er ist doch gerade mal vier!«

»Kannst den Mund wieder zumachen«, sagte ich im Vorbeigehen.

Frank schnappte wie ein Fisch im Netz nach Luft und folgte uns anderen dann ins Haus.

»Vom Schiff wurden wir darüber informiert, dass sie obendrein so etwas Ähnliches wie Telekinese beherrschen«, fuhr Tanja beim Reingehen fort. Sie stellte ihre Tasche in den Flur und nahm mir die Jacke ab, um sie gemeinsam mit ihrer an den Garderobenhaken zu hängen. »Genaueres weiß ich allerdings noch nicht darüber.«

Ich folgte ihr in die Küche, wo Bert uns mit vier dampfenden Teetassen empfing. Der köstliche Geruch von gebratenem Gemüse stieg in meine Nase und mir lief sofort das Wasser im Mund zusammen. Bert war wirklich ein spitzen Koch.

»Mia, Mia! Hast du schon das Schild gesehen?« Mir blieb gerade noch die Zeit, die heiße Tasse abzustellen, bevor Tony, der gerade auf mich zustürmte, die Ärmchen um meine Hüften schlang. »Hab ich gemalt! Zum ersten Mal!« Bei «ich« schlug er sich voller Stolz auf die Brust.

»Das ist ganz toll geworden«, lobte ich ihn. »Wie, du hast noch nie vorher gemalt?«

Er schüttelte den blonden Wuschelkopf.

Stutzig hob ich die Brauen. Kein Wunder, dass Tony ganz aus dem Häuschen war. Ich wollte ihn nicht mit meiner Fragerei von seinem Glück ablenken und ließ es dabei bewenden.

»Meinst du denn, dass die Leute welche mitbringen?«, fragte er ängstlich und hoffnungsvoll zugleich.

»Was mitbringen?«

»Na, Bonbons«, half er mir auf die Sprünge.

Ich setzte ein verheißungsvolles Lächeln auf und löste mich behutsam aus seiner Umarmung. »Weiß nicht«, sagte ich auf dem Weg zum Flur. An der Garderobe war es gar nicht so einfach, unter den etlichen Jacken meine ausfindig zu machen. Aber schließlich entdeckte ich sie, griff in die Tasche und fand, wonach ich gesucht hatte. »Diesmal hast du jedenfalls Glück gehabt.«

Strahlend griff Tony nach dem Bonbon in meiner Hand. Sein lautes »Juchhei, Bonbons!« führte dazu, dass in kürzester Zeit vier Gestalten am oberen Treppengeländer auftauchten.

Ich grinste zu ihnen hinauf. »Wollt ihr auch?«, fragte ich, woraufhin jeder der vier versuchte, zuerst den Treppenfuß zu erreichen.

Lachend verteilte ich den Inhalt meiner Jackentasche.

Auf dem Weg zurück in die Küche hörte ich fünf vergnügte Kinderstimmen. Von genüsslichen Schmatzern begleitet drangen abgeschnittene Satzfetzen wie: »... Lutsch mal meins ... mhhh ... ist gut« und »... unbedingt auch auf Loduun herstellen ...« zu uns hinein. Bis Frank sie in den Garten schickte, um dort mit ihnen am Bach zu spielen.

»Wo ist Bert?«, fragte ich, da er nicht mehr wie eben am Herd stand.

»Draußen, um Kräuter zu holen«, sagte Tanja. »Aber setz dich doch.« Sie selbst hatte bereits am Tisch unter dem Fenster Platz genommen. Die Teetasse in der Hand, sah sie mich über deren Rand hinweg an. »Und wie geht es euch so? Könnt ihr das hier stemmen, Frank und du?«

Ich ließ mich gegenüber von ihr nieder und zuckte mit den Schultern. »Kann ich nicht sagen. Bisher gab's noch keine größeren Probleme«, antwortete ich wahrheitsgetreu.

Sie lächelte. »Du bist eine starke junge Frau, Mia.«

Verlegen schielte ich auf meinen Tee. Ich fand zwar auch, dass ich mich ganz wacker hielt, aber es von Tanja zu hören ...

Sternenschimmer von Kim WinterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt