Kapitel 16 | music

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[Samu]

Über Lupa zu reden ist deutlich einfacher, als über die Sache mit Vivi. Ich würde sie schon jetzt, nach der kurzen Zeit, die wir uns kennen, schon als meine beste Freundin bezeichnen. Sie versteht mich, mit ihr fühle ich mich irgendwie verbunden. Ich wäre am liebsten Tag und Nacht bei ihr, einfach so, ohne irgendwas machen. Zu Vivi habe ich auch eine Anziehung gespürt, aber die war anders als bei Lupa. Auf Lupa bin ich neugierig und gespannt, Vivi hatte ich auf einer Party getroffen und nach dieser, zugegeben, wilden Nacht wollte sie nicht mehr weg, bis ich mich irgendwann furchtbar in sie verliebt habe.

Diese Gedanken tun weh. Mein Herz krampft sich ruckartig zusammen und ein erneutes Schluchzen erfüllt das Wohnzimmer von meinem besten Freund. Ach ja, Riku. Ich weiß nicht genau wie lange ich so in diesem Labyrinth, dass in meinem Kopf entstanden war, gefangen war, aber ich werde aus großen, mitleidigen Augen angeschaut. Gefühlt ewig schaue ich Riku einfach nur an und versuche, all die Gefühle zu unterdrücken.

Doch nach nur ein paar Sekunden breche ich zusammen und schmeiße mich in seine Arme, die mich schützend festhalten, während ich von einem erneuten Heulkrampf geschüttelt in Rikus Oberkörper weine. Die Trauer, die Wut, die unendliche Liebe zu dieser wunderschönen Frau bricht aus mir heraus und mir wird bewusst, dass ich so nicht weitermachen kann. "Riku, hast du Alkohol?", schniefe ich leise und als er mich von sich wegschiebt, aufsteht und weggeht, schöpfe ich Hoffnung.

Als sein brauner Wuschelkopf wieder ins Zimmer kommt, hat er allerdings zwei Gitarren dabei. "Alkohol tut dir nicht gut. Wir haben morgen den letzten Termin der Promo-Tour, du musst einigermaßen fit sein". Ich kann ihm nur einen Blick zuwerfen, der eine Mischung aus fragend und genervt ausdrückt. "Manchmal hilft halt nur die Droge Musik", grinst er aufmunternd und drückt mir eins seiner Babys in die Hände.

Da ich überhaupt keine Ahnung habe, was ich jetzt spielen soll, klimpere ich einfach nur so auf der Gitarre herum. Allerdings nimmt mir Riki die Frage relativ schnell ab und beginnt Stormy End zu spielen. Ich brauche einen Moment bis ich mich in den Song gefunden habe, aber schließlich beginne ich vorsichtig mitzuspielen. Riku passt sich meinem viel zu langsamen Tempo an und wirft mir einem ermutigenden Blick zu, als die Stelle kommt, an der der Text beginnt.

"Please bring me another tequila,
I don't need a sober day just yet.
I don't wanna try to get up,
there's a dark cloud over my head.

I don't need another umbrella,
I'm already wet from head to toe.
There's no need to wear a sweater,
I'm way too deep in the cold."

Langsam und leise hatte ich begonnen, doch im Laufe der Strophe bin ich sicherer und schneller geworden, bis ich die Worte fast schon trotzig ausspreche. Doch dann erwischt mich eine erneute Welle der Gefühle und ich lehne mich vorneüber auf die Gitarre, damit ich nicht vollkommen zusammensacke.

Plötzlich durchbricht Riku die Stille und mit seiner warmen Stimme singt er das Lied weiter.

"Hey little fighter,
soon it will be brighter,
we're over the stormy end.
You'll find another one to make it better,
some day in the ruins she made."

Er hat den Text minimal verändert, aber das passt perfekt so wie es ist. Ich lächle im dankbar zu und werfe einen Blick auf die Uhr. Inzwischen ist es nach fünf und als ich Riku's Worte erneut in meinem Kopf habe, wird mir bewusst, dass wir ganz dringend schlafen gehen sollten. "Riku? Kann ich eventuell hier bleiben? Ich ... ich will nicht alleine sein"

Welcome to my dream | Samu Haber [ on hold ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt