Tag 9 [Sonntag]
Neun Tage sind vergangen, seid ich von Zuhause weggelaufen bin und angefangen habe bei den Soumas zu leben. Seid sechs Tagen gehe ich auf die Seiyo Akademie.
Amu lag auf ihrem Bett, welches eigentlich nicht ihr gehörte, in dem Zimmer, welches auch nicht ihr gehörte und starrte an die Decke. Sie streckte ihre rechte Hand nach oben und betrachtete sie, als müsste sie sich vergewissern, dass es ihre eigene Hand war. ,,Zu perfekt.." Murmelte sie nachdenklich. Kukais Gesicht flackerte für eine Sekunde vor Amus Augen auf. Er lächelte sieh an. Amus Wangen wurden rosa. Warum denke ich über Kukai nach? Amu stöhnte genervt und presste sich ein Kissen auf ihr Gesicht. ,,Hör auf. Hör auf. Hör auf." Befiel sie sich selbst. Plötzlich spielte in ihrem Kopf wie auf Knopfdruck ein Film ab.
,,Was machst du hier?" Fragte sie und versuchte sich aus seinem Griff zu lösen. Er kam ihrem Gesicht immer näher. Amu wollte nach hinten ausweichen, doch die Wand hinter ihr ließ dies nicht zu. ,,Ich wollte.. dir einen kleinen Besuch abstatten." Flüsterte er fast schon. Er fing an mit einer von Amus Locken zu spielen. Amus Gesicht wurde heiß. Sie schüttelte ihren Kopf, sodass die Strähne aus seinen Fingern glitt. Sein Blick huschte zu ihren wütend glitzerernden Augen. ,,Lass mich los." Sagte sie. Er erwiderte ihren Blick für einen kurzen Augenblick, bevor er ihre Hände befreite. Amu wollte an ihm vorbei gehen, doch er blockierte ihr den Weg. Sein Zeigefinger strich langsam ihren Hals hinab und stoppte vor ihrem Dekolleté. Ein kalter Schauer fuhr über Amus Rücken. Bevor sie etwas tun konnte, befanden sich seine Lippen auf ihrem Hals und platzierten einen Kuss unter ihr Ohr.
,,Neein!" Schrie sie und setzte sich ruckartig auf. Sie fasste sich an den Hals. Perversling. Ihre Wangen waren nicht mehr rosa. Sie waren rot. Die Tür ihres Zimmers wurde aufgerissen und ein aufgebrachter Kukai kam reingestürmt. Er sah Amu besorgt an. ,,Was ist passiert?!" Sein Blick fixierte Amus Hand, die immernoch ihren Hals umfasste. Im nächsten Moment saß er neben ihr auf dem Bett und zog ihre Hand weg. Er suchte ihren Hals ab. ,,Wwwaa-" Stotterte Amu. Kukai beruhigte sich wieder, als er nichts entdeckte. Er seufzte und sah ihr dann in die Augen. ,,Warum hast du geschrien?" Fragte er. Amu war immernoch geschockt und konnte daher kein vernüftiges Wort aussprechen. Kukai wurde wieder etwas besorgt. ,,Was ist los?" Fragte er. Amu erwachte aus ihrer Starre. ,,Nichts." Sagte sie und wich seinem Blick aus. Kukais Gesichtsaudruck wurde ernster. ,,Nein Amu, es ist nicht Nichts." Einen Moment lang herrschte Stille. Kukai seufzte, stand auf und ging aus dem Zimmer. Als die Tür ins Schloss fiel, ließ sich Amu ins Bett fallen. Toll.
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Yuu lachte. ,,Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie Jemand vor dir Angst haben könnte." Sagte er. Amu schmollte. ,,Was willst du damit sagen?" Fragte sie beleidigt. Yuu wehrte mit den Händen ab. ,,Nein, das war nicht so gemeint Amu-Chan." Sagte er. ,,Du hättest mich sehen sollen. Die Leute sind schreiend vor mir weg gerannt!" Amu verschrenkte ihre Arme. Yuu lachte nervös. Amu fing an zu grinsen. ,,Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich sauer bin, oder?" Fragte sie kichernd. Yuu seufzte erleichternd. ,,Amu-Chan.." Sagte er erschlagen. Amu und Yuu hatten sich wieder im Café Le Revé getroffen, um miteinander zu reden. Um genauer zu sein, hatte Yuu sie dazu gebeten, weil er ihr etwas wichtiges sagen musste. Amu schlürfte genüsslich ihren Kakau und genoss die Atmosphäre des Cafés. Sie hatte sich schon emotional mit dem Café angefreundet und freute sich riesig, als Yuu sich wieder mit ihr treffen wollte. Natürlich freute sie sich auch auf Yuu. In seiner Gegenwart fühlte sich Amu wohl. Und auch wenn es unbeabsichtigt war, verhielt sie sich wie ein Kleinkind in seiner Nähe.
Yuu beobachtete sie. ,,Amu." Sagte er. ,,Hmm?" Machte Amu ohne von ihrem Getränk abzulassen. ,,Ich hab dich heute angerufen, weil ich mit dir etwas wichtiges besprechen muss." Sagte er. ,,Was denn?" Fragte Amu und lächelte fröhlich. ,,Amu.." Sagte er etwas ernster. ,,Dein Vater- ..Tsumugu hat dich als vermisst gemeldet." Sagte er. Amu stellte ihren Kakau ab. ,,Und? Ist doch egal." Erwiderte sie. Yuu schüttelte langsam den Kopf. ,,Nein, leider nicht. Die Polizei wird nach dir suchen. Und wenn sie dich finden, dann wirst du wieder Nachhause- ..zu Tsumugu gebracht." Erklärte er. Amu hatte ihre Fäuste unter dem Tisch geballt. ,,Das heißt?" Fragte Amu und fing an ihren Blick zu senken. ,,Amu. Ich weiß, dass du dir etwas Zeit gewünscht hattest aber-" ,,Nein!" Unterbrich sie ihn. ,,Ich kann das nicht." Sagte Amu leise. ,,Ich würde alles dafür tun, damit du ihn niewieder sehen müsstest. Aber er ist leider dein leiblicher Vater. Und die Polizei ist dazu verpflichtet ihm bei der Suche zu helfen." Sagte Yuu. Amu sah Yuu traurig an und es zerbrach ihm das Herz. ,,Warum?" Fragte sie. ,,Warum sucht er nach mir? Er liebt mich nicht. Für ihn bin ich nicht seine Tochter. Für ihn bin ich Müll, den er verstecken muss." Amus Stimme wurde lauter. ,,Amu." Flehte Yuu sie an. ,,Du musst mir vertrauen." Sagte er. ,,Wie kann ich dir vertrauen, wenn du dein Versprechen gebrochen hast? Du hast gesagt ich hab einen Monat zeit.." Sagte sie. ,,Ich werde nicht zulassen, dass er dir weh tut Amu." Sagte er. Amu versuchte die Tränen zurück zu halten. Ich will doch nur.. ,,Mir reichts." Sagte Amu und stand auf. ,,Amu!" Yuu streckte seinen Arm nach ihr aus. ,,Setz dich bitte wieder hin." ,,Nein." Sagte sie und drehte sich um. Sie kniff ihre Augen zusammen, damit sie nicht anfing zu weinen. ,,Ich gehe." Amu stürmte aus dem Café. Yuu sah ihr traurig hinterher.
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Am Himmel versammelten sich graue Wolken. Mittlerweile war Amu im Stadtpark angelangt. Sie hatte nicht bemerkt wie sie dort hingekommen war. Sie hatte nicht darauf geachtet wohin sie ging. Es war ihr egal. Sie wollte einfach nur weg. Ihr Gesicht war nass. Amu hatte vor einigen Minuten aufgehört ihre Tränen zurück zu halten. Ihre Gedanken kreisten und ließen ihr keine Ruhe. Sie spührte einen dumpfen Schmerz. Es fühlte sich so an als würde Jemand ihr Herz zusammen drücken. Amu stand vor dem Brunnen, vor dem sie schon einmal stand. Diesmal war er aus. Ich will doch nur.. Plötzlich spührte Amu einen Regentropfen auf ihrer Schulter. Einige Sekunden später regnete es unbarmherzig auf sie hinab. Neun Tage.. Sie streckte ihre rechte Hand vor sich aus und flüsterte: ,,Perfekt."
Einige Minuten stand Amu im Regen. Sie war vollkommen durchnässt. All die Jahre, die Amu mit ihrem Vater und seiner neuen Frau gelebt hatte, konnte sie nicht eine schöne Erinnerung sammeln. Sie erlebte nur Hass und Verachtung. Mit der Zeit lernte sie allerdings, damit umzugehen und es nicht zu nah an sich ran zu lassen. Doch nachdem sie weggelaufen war und bei den Soumas lebte. Nachdem sie so etwas wie Freundschaft und Zuneigung wieder erfahren durfte, tat es ihr noch mehr weh als zuvor. Es war wie eine Kostprobe von dem, was niemals ihr gehören würde. Als hätte man ihr wunderschöne Dinge gezeigt, nur damit ihre Gefühle aufgeweckt wurden und sie letztendlich den Schmerz der vergangenen Jahre einholen konnte.
,,Hinamori Amu?" Amu drehte sich um. Vor ihr stand eine Person mit einem schwarzen Regenschirm. Sie sah Amu mit geweiteten Augen an. ,,Nadeshiko.." Murmelte Amu. Nadeshiko rannte auf sie zu und brachte sie unter ihren Schirm, obwohl es nicht viel brachte, da Amu schon komplett nass war. ,,Was machst du hier?!" Fragte Nadeshiko. ,,Ich.." Fing Amu an, doch redete nicht zuende. Sie wusste selber nicht was sie tat. ,,Du bist komplett nass!" Sagte Nadeshiko entsetzt. ,,Ich bring dich Nachhause." ,,Nein!" Nadeshiko sah sie verwirrt an. ,,Ich will nicht.. Nachhause." Sagte Amu. Nadeshikos Blick wurde streng. ,,Ich werde dich nicht hier im Regen stehen lassen." Sagte sie. Amu starrte bedrückt auf den Boden. ,,Bitte.." Murmelte sie.
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Nadeshiko stellte eine Tasse auf den Tisch. ,,Ich hab dir einen Tee gemacht." Sagte sie. Amu schenkte ihr ein dankbares Lächeln. ,,Danke." Sagte sie. ,,Und danke für die Klamotten." Amu strich sich über den Arm und fühlte den weichen Pullover, den sie von Nadeshiko bekam. Nadeshiko setzte sich neben Amu auf die Couch. Nachdem Amu sich weigerte Nachhause zu gehen und Nadeshiko sich weigerte sie draußen stehen zu lassen, hatten sie sich darauf geeinigt, dass Amu mit zu Nadeshiko ging. ,,Kein Problem." Sagte sie. Amu lies ihren Blick durch Nadeshikos Zimmer schweifen. Es war Mädchenhaft und sehr aufgeräumt. Es passte zu Nadeshikos Persönlichkeit fand Amu. ,,Dein Zimmer ist wirklich schön." Sagte sie. Nadeshiko lächelte. ,,Vielleicht kannst du mir irgendwann mal deins zeigen." Sagte sie. Amus Laune sank wieder in den Keller. ,,Ja, vielleicht." Antwortete sie leise. ,,Wir sind doch Freunde, oder?" Fragte Nadeshiko plötzlich. Amu sah sie verblüfft an. Nadeshiko guckte ernst. ,,Ja." Antwortete Amu. Sie kannte Nadeshiko erst eine kurze Zeit, doch sie war die erste Freundin für Amu seid langem. ,,Dann möchte ich, dass du mir erzählst wieso du heute alleine im Regen standest." Nadeshiko pausierte. ,,Und geweint hast." Der letztere Teil verpasste Amu einen leichten Schock. Sie dachte, dass der Regen ihre Tränen versteckt hatte und sie Nadeshiko anlügen konnte. Doch wie sollte sie erklären, dass sie geweint hatte. ,,Erzähl mir die Wahrheit." Sagte Nadeshiko. Amus Mund klappte auf. Kannst du meine Gedanken lesen? Hallo. Nadeshiko? Test Teeest. Nadeshiko wartete immernoch auf eine Antwort. ,,Amu?" Also kannst du sie nicht lesen. Puuh. Amu bemerkte, dass Nadeshiko sie seid einer Minute schon erwartungsvoll angestarrt hatte. Nadeshiko seufzte. ,,Trink deinen Tee, bevor er kalt wird." Sagte sie. Amu wollte gerade etwas sagen aber Nadeshiko unterbrach sie. ,,Erzähl es mir, wenn du dazu bereit bist." Sagte sie und lächelte. ,,ABER. Ich will dass du weißt, dass du dich immer auf mich verlassen kannst. Verstanden?" Amu nickte. Danke Nadeshiko.
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,,Wo warst du?!" Schrie Kukai sie wütend an. ,,Ich.. Ich war mit Yuu-" ,,Nein warst du nicht! Yuu hat vor drei Stunden angerufen und gefragt ob du hier bist." Er hielt ihre Schultern fest. ,,K-Kukai." ,,WO. WARST. DU?" Wiederholte er seine Frage aufgebracht. Seine Augen funkelten. ,,Naa Naa, Kukai. Du machst ihr noch Angst." Sagte Rento. Kukais Griff lockerte sich. ,,Ich dachte dir wäre etwas passiert." Sagte er. Amus Herz machte einen Sprung. ,,Amu ist zum Glück nichts passiert." Sagte Rento. ,,Ich weiß, dass du Probleme hast. Ich bin nicht blind. Wieso kannst du mir nicht sagen was los ist?" Fragte er und sah sie traurig an. Ihre Brust zog sich zusammen. Kukai.. ,,Kukai, ich denke es ist besser wenn wir das auf einen anderen Tag verschieben." Sagte Rento. ,,Wieso weiß es Jeder, nur ich nicht?!" Hebte er seine Stimme wieder. ,,Wieso vertraust du mir nicht?!" Die ganze Zeit über, konzentrierte er sich nur auf Amu und antwortete Rento nie direkt. Alles was Amu tun konnte, war Kukai wortlos anstarren. Beim besten Willen. Hätte Amu versucht mit ihm zu reden, wäre sie zum einem Wasserfall aus Tränen geworden. Rento schien dies zu merken und versuchte Kukai zu beruhigen. Kukai ließ sie los. ,,Ich.. geh in mein Zimmer." Sagte er trocken und verschwand. Amu fühlte sich wie ein Wrack. Als sie zu Rento sah, begegnete sie seinem mitfühlendem Blick. Das wars. Amu rannte in ihr Zimmer, schloss die Tür hinter sich und fiel auf den Boden. Ihre Lippen bebten. Sie versteckte ihr Gesicht hinter ihren Händen. Doch ihre Tränen konnte nichts mehr aufhalten. Eine nach der anderen folgte und es schien kein baldiges Ende in Sicht. Amu versuchte keine Geräusche zu machen. Ab und zu entwischte ihr dann doch ein leises Schluchzen. Sie hoffte einfach, dass niemand sie hörte.
In dieser Nacht schlief Amu schlecht.
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Tale of a runaway
FanfictionAmu Hinamori (16), ist eingesperrt. Eines Tages schafft sie es, sich aus den Fesseln ihrer Stieffamilie zu befreien und rennt weg. Was passiert, nachdem sie es geschafft hat wegzulaufen? Und wer ist dieser geheimnisvolle Junge der immer wieder in ih...