Was war DAS? Was WAR das? WAS war das? Amu lag auf der Wiese in dem Außenbereich der Schule und versuchte sich auf die Wolken zu konzentrieren, die langsam am Himmel vorbei zogen. Doch ihre Gedanken ließen sie wieder einmal nicht in Ruhe. Nachdem Kukai sich aus aus dem Staub gemacht hatte, war Amu vollkommen zerstreut gewesen. Sie war alles andere als Naiv oder Weltfremd. Sie wusste, wo der Unterschied lag, zwischen einer freundschaftlichen Umarmung und.. Amu wurde rot. Nein, nein, nein, nein, nein. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Kukai ist doch nicht..,,Amu-Chan?" Amu nahm ihre Hände von ihren Augen und blickte in das verwunderte Gesicht von Nadeshiko. ,,Was tust du hier?" Fragte sie. ,,Nichts besonderes.." Antwortete Amu und verscheuchte die peinlichen Gedanken erstmal aus ihrem Kopf. Nadeshiko nahm neben ihr Platz. Amu wollte sich gerade aufsetzten, doch Nadeshiko deutete ihr, dass sie liegen bleiben solle. ,,Mach dir keinen Stress." Fügte sie bei und wandte sich ab. Ein leichter Wind wehte ihnen entgegen und für einen Moment genossen sie einfach nur das schöne Wetter und die angenehme Stille. Amu war kurz davor einzuschlafen, als Nadeshiko die Stille unterbrach. ,,Ist etwas passiert?" Fragte sie und klang dabei sehr beiläufig. Sie schien das Volleyballteam beim Spielen neugierig zu beobachten. Es war von vornherein klar gewesen, dass Nadeshiko bemerken würde, wenn etwas anders war. Immerhin hatte sie Amu an dem Tag, an dem es geregnet hatte mit zu sich Nachhause genommen und wusste indirekt, dass Amu ein ziemlich großes Geheimniss versteckte. Doch sie drängte sie nicht dazu, es ihr zu erzählen. Und das schätzte Amu an ihr sehr. ,,Kann man so sagen.." Antwortete sie. Nadeshikos Augen wanderten langsam von dem Volleyballfeld auf die Wiese unmittelbar vor ihren Füßen. ,,Was denn?" Fragte sie. Einen kurzen Moment lang überlegte Amu, wie sie ihr antworten sollte. Es war nicht so einfach. Es war nicht so einfach zu beantworten, wie die Frage danach, was man gefrühstückt hatte . Es war viel komplizierte und selbst wenn Amu es ihr erzählen wollen würde, was sie fast schon tat, wüsste sie garnicht wie sie es ihr erzählen und wo sie überhaupt anfangen sollte. Nadeshiko pflückte ein Gänseblümchen und betrachtete es sorgfältig. ,,In den Filmen reißen sie immer die Blütenblätter raus um eine Ja-Nein Frage zu beantworten oder eine Entscheidung zu treffen.. Aber es sind so viele Blütenblätter. Ich hab es früher oft versucht und hab mich jedesmal verzählt oder dachte es zumindest. Es hat einfach viel zu lange gedauert und ich hab im Endeffekt das Gänseblümchen desinteressiert weggeworfen, weil ich die Geduld verloren habe." Erzählte sie und ließ dabei den Blick nicht von der Blume ab. Amu hörte ihr gebannt zu. Es war so aus dem Kontext gerissen. Aber irgendwie auch wieder nicht. Amu fand es unglaublich interessant, etwas aus Nadeshikos Sichtweise zu hören. Erstaunlich war, dass sie wusste was Nadeshiko damit meinte. Seid dem ersten Tag, an dem sie ihr in der Klasse begegnet war, dachte Amu, sie würde nicht eine kleine Gemeinsamkeit mit ihr teilen. Nadeshiko war sanftmütig, ruhig, ernst und höflich. Sie war wunderschön. Amu hatte vielleicht einpaar Komplexe, aber diese hatten nichts damit zu tun, dass sie einfach wusste, das Nadeshiko das komplette Gegenteil von ihr war. Sie pflückte ebenfalls ein Gänseblümchen und betrachtete es von allen Seiten. ,,Ich hab es noch nie ausprobiert." Sagte sie. Nadeshiko starrte sie an. ,,Dann tu es jetzt." Schlug sie vor. Amu betrachtete die weißen Blätter sorgfältig. ,,Okey, aber worum soll es gehen?" ,,Entweder, du erzählst mir endlich deine großes Geheimnis oder, nicht." Amu hebte ihren Blick überrumpelt von dem Gänseblümchen. Nadeshiko saß immernoch in der selben gelassenen Position wie die ganze Zeit schon. Aber sie sah Amu mit einem bestimmten Blick an. Etwas ernstes lag darin. ,,Mh, okey." Willigte Amu ein.
,,Ich erzähle es." ,,Ich erzähle es nicht." ,,Ich erzähle es." ,,Ich erzähle es nicht." ,,Ich erzähle es." Amu riss das letzte Blütenblatt ab. ,,Ich erzähle es nicht." Beide guckten Sprachlos auf den Blütenlosen Stengel den Amu zwischen ihren Fingern hielt. Nach ungefähr vierzig Blättern hatten sie es schließlich geschafft ohne Fehler die Blume zu rupfen. Die Spannung, die sich mittlerweile aufgebaut hatte, löste sich in Sekundenschnelle in Luft auf und ließ zwei perplexe Mädchen, die auf einen Gänseblümchenstängel starrten, zurück. Amu wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Sie hatte sich schon darauf eingestellt, Nadeshiko alles zu erzählen. Plötzlich fing Nadeshiko an zu lachen. Amu sah sie verwundert an. Nadeshiko? Nadeshiko ließ sich auf den Rücken fallen und rollte sich lachend im Gras umher. Amu starrte sie mit aufgeklappten Mund an. ,,N-Nadeshiko?!" Das lilahaarige Mädchen hielt sich den Bauch vor Lachen und bekam kaum noch Luft. ,,Ich-" ,,Das-" ,,HAHAHAHAHAHA.."
Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, wischte sie sich eine Träne aus dem Auge. ,,Puuhh.." ,,Ich hab mir schon langsam Sorgen gemacht." Kommentierte Amu amüsiert. Nadeshiko verdrehte ihre Augen. ,,Jaja. Du musst zugeben, dass es ziemlich witzig war." Verteidigte sie sich kichernd. Amu lächelte und sagte nichts dazu. ,,Also erzähl ich es dir nicht?" Fragte sie. ,,Nein. Du hast das Urteil des Gänseblümchens gehört." Antwortete Nadeshiko ernst. ,,Hmm.." Seufzte Amu. ,,Was?" ,,Nichts." ,,Du willst es mir erzählen." ,,Nein, nicht umbedingt. Das Gänseblümchen-" Nadeshiko nahm das, was vom Gänseblümchen noch übrig geblieben war und warf es im hohen Bogen weg. ,,Ich hab damals nichts davon gehalten und tu es jetzt immernoch nicht." Sagte Nadeshiko. ,,Aber-" ,,Vergiss die Gänseblümchen, Amu." Amu starrte sie geschockt an. ,,Also war das ganze Gerupfe umsonst?!" Sagte sie entrüstet. Sie fingen an zu Lachen. Diesmal rollten sich beide auf der Wiese und versuchten verzweifelt Sauerstoff zu bekommen.
Amu erzählte es Nadeshiko. Sie erzählte ihr Alles. Wärend sie redete, fing sie an eine Krone aus Gänseblümchen zu basteln. Es war leichter, es zu erzählen, wärend ihre Hände beschäftigt waren. Die Mittagspause war nach einer halben Stunde zwar schon beendet, doch sie kümmerten sich nicht darum und blieben solange auf der Wiese sitzen, bis Amu zuende war mit erzählen. Als sie zuende war, lagen sie eine Weile in der Wiese und beobachteten gemeinsam die Wolken. Sie sagten zwar nichts, doch sie verstanden sich perfekt.
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Die Klingel der Seiyo Akademie läutete und kurz darauf, stürmte eine Scharr von Schülern in Uniform aus der Schule. Ein rosahaariges Mädchen ging in schlürfenden Schritten Richtung Schultor. Gefolgt von Nadeshiko und Yaya. ,,Komm schon, Amu-Chii. So schlimm ist es doch garnicht! Ich werde schließlich auch von meiner Mutter jeden Tag zur Schule gefahren und wieder abgeholt." Beschwichtigte Yaya heiter. Amu schoss ihr einen Todesblick zu. ,,Miiep!" Piepste sie daraufhin auf und versteckte sich hinter Nadeshiko. Nachdem Amu und Nadeshiko eine Stunde geschwänzt hatten, waren sie wieder in den Unterricht zurück gekehrt mit der Ausrede, dass es Amu schlecht ging und Nadeshiko sich um sie gekümmert hatte. Die leichtgläubige Lehrerin hat ihnen die Lüge zum Glück abgekauft. ,,Wo ist eigentlich Kukai? Ich hab in heute nicht einmal gesehen." Lenkte Yaya vom Thema ab. Amu erinnerte sich an den Vorfall vom Morgen zurück. ,,I-Ich auch nicht.." Murmelte sie. ,,Kukai Souma? Ist das nicht der, der dich nach einem Date gefragt hat?" Fragte Nadeshiko. ,,W-W-Waaas?! N-Nein!" Protestierte Amu stotternd und versuchte, einer hysterisch kichernden Yaya den Mund zu zuhalten. ,,Ahh, meine Mum ist da!" Sagte Yaya nachdem sie sich aus den Fängen befreit hatte und winkte Jemanden energisch zu. ,,Ich muss gehen. Bis morgen!" Verabschiedete sie sich fröhlich und zwinkerte Amu noch einmal provozierend zu, was sie zum knurren brachte. ,,Yaya ist sehr.. aufgedreht manchmal." Stellte Nadeshiko fest. Manchmal? Plötzlich drehte Nadeshiko sich mit einem seriösen Blick zu ihr um und reduzierte den Abstand zwischen ihnen, sodass nur noch Amu hören konnte, was sie als nächstes sagte. ,,Also.. du wohnst ja bei diesem Kukai. Ist da etwa zwischen euch etwas am-" ,,NA-DE-SHI-KO!!" Unterbrach Amu sie lauthals, was dazu führte, dass sie von sämtlichen Schülern in ihrer Umgebung komisch angestarrt wurde. ,,Du musst nicht direkt so an die Decke gehen. Das war eine ernst gemeinte Frage. Wenn er dir weh tut, dann wird er sein lilanes Wunder erleben." Sagte sie ernst. ,,Es ist wirklich nicht so wie du denkst!" Versuchte Amu sie von ihren Mordgedanken weg zubringen. Plötzlich entdeckte sie ein dunkelblaues Auto, welches hinter dem Schultor prarkte, woraufhin ihre Laune sofort in den Keller sank. Nadeshiko folgte ihrem depremierten Blick und fing an zu seufzen. ,,Du solltest das ganze nicht so negativ sehen. So wie ich es verstanden habe, scheint es nur zu deinem Wohl zu führen." Sagte sie belehrend. ,,Ja, ich weiß." Grummelte Amu. Nadeshiko täschelte ihr aufmunternd den Kopf. ,,Kopf hoch, Amu-Chan." Sagte sie lächelnd. Amus Laune hebte sich wieder ein bisschen. ,,Soll ich dich zum Auto begleiten?" Fragte Nadeshiko. Amu schüttelte ihren Kopf. ,,Nein, brauchst du nicht." Antwortete sie dankbar. ,,Nagut." Nadeshiko verabschiedete sich schließlich von ihr und ging.
Amu rannte zum Hinterausgang der Akademie, stets darauf achtend, dass sie Niemand falsches dabei erwischte. Sie wusste, was sie gerade tat, war falsch. Und sie sollte lieber wieder umdrehen und brav zu Rento ins Auto steigen. Doch es gab Gründe, warum sie dies auf keinen Fall tun konnte. Grund Nummer Eins; Amu war es leid, jedes Mal wie eine Gefangene behandelt zu werden. Egal, was sie tat, im Endeffekt, war sie immer diejenige, die eingesperrt und von der Außenwelt isoliert wurde. Immerhin war das der Grund, wieso sie von Anfang an von Zuhause weggelaufen war. Den Part mit ihrem Vater ignorierte sie in diesem Fall mal. Sie weigerte sich also, ihre neugewonnene Freiheit einfach so wieder abzugeben. Zumindest nicht ohne Kampf. Egal wie kindisch, sinnlos, unreif und undurchdacht dieser Grund war, der zweite Grund war im Prinzip Grund genug für diese ganze Aktion. Undzwar, hatte dieser Grund hellbraune Haare, grüne Augen und hieß Anzu.
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Tale of a runaway
FanfictionAmu Hinamori (16), ist eingesperrt. Eines Tages schafft sie es, sich aus den Fesseln ihrer Stieffamilie zu befreien und rennt weg. Was passiert, nachdem sie es geschafft hat wegzulaufen? Und wer ist dieser geheimnisvolle Junge der immer wieder in ih...