Das letzte Mal, als sich Amu um diese Uhrzeit im Park befand, traf sie Anzu. Dieses Mal sah die Situation leider etwas anders aus. Amu hatte gehofft, dass sie sie wieder treffen würde. Doch das Leben spielte anscheinend nicht so leicht. Weit und breit war das kleine Mädchen nicht zu sehen und je mehr Zeit verging, desto mullmiger wurde Amu. Bei dem Glück, dass sie in letzter Zeit hatte, war es sehr wahrscheinlich, dass Rento schon nach ihr suchte und jeden Moment um die Ecke gelaufen kam. Amu sah sich hektisch um und fing an sich abwechselnd hinter Büschen, Bäumen, Autos, Litfaßsäulen und Bänken zu verstecken. Die Menschen, die sie dabei bemerkten, schenkten ihr nur komische Blicke und liefen weiter. Mittlerweile hatte sie sich erschöpft hinter einem Gebüsch nieder gelassen und hockte dort wie eine Verrückte, die auf ihre Beute wartete. ,,Gefunden." Amus Herz sprang aus ihrer Brust und machte einen Salto in der Luft. Erschrocken drehte sie sich um und erwartete schon das schlimmste. Doch ihr Blick fiel bloß gegen einen regungslosen Baum. Was zum- Die Situation kam ihr langsam ziemlich bekannt vor. Mit einem vorahnenden Gefühl im Magen, ließ sie ihren Blick nach oben in die Baumkrone wandern. Ihr Herz gab als Zugabe einen weiteren kleinen Hüpfer von sich. Wie erwartet saß auf einem der Äste eine, ihr zu bekannte und gleichzeitig unbekannte Person. Er war wie immer von oben bis unten schwarz eingekleidet und wirkte ziemlich entspannt. ,,Was tust du hier?!" Zischte Amu. Ikuto verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf und musterte sie. ,,Ooh, ich hab mir die Begrüßung irgendwie freundlicher vorgestellt." Gab er enttäuscht von sich. Für einen kurzen Moment bekam Amu ein schlechtes Gewissen. Doch dieses Gefühl verflog sofort wieder, als Ikuto von dem Ast sprang und sich zu ihr auf dem Boden gesellte. ,,Wen stalken wir diesmal?" Fragte er in einem neugierigem Ton, der Amu erstmal etwas aus der Rolle warf, da sie Ikuto noch nie so 'normal' reden gehört hatte. ,,Ich stalke Niemanden." Verteidigte sie sich. ,,Also versteckst du dich vor Jemanden?" Fragte er weiter. ,,Nein." Leider stimmte beides. ,,Du suchst doch nicht wirklich die Tochter von Hoshina, oder?" Hackte er nach. Eigentlich wusste er die Antwort schon, als er Amu in den Park kommen sah. Eigentlich wusste er sie schon, als er sie in dem Büro von Kazuomi Hoshina sah und seinen Augen kaum glauben konnte. Dieses Mädchen schaffte es doch wirklich sich im Sekundentakt in Schwierigkeiten zu bringen und das anscheinend mit Absicht. Welches Mädchen, bei klarem Verstand, würde so weit gehen und sich mit drei verdächtig aussehenden Bodyguards anlegen. ,,Das geht dich garnichts an." Beantwortete Amu die Frage die er vorhin gestellt hatte. Er ignorierte ihre Aussage. ,,Du solltest aufhören nach ihr zu suchen." Amu dachte an das, was Anzus Vater zu ihm gesagt hatte. Ikuto Tsukiyomi, der selbe Ikuto Tsukiyomi, der gerade neben ihr hockte, wurde damit beauftragt sie zu beobachten und von Anzu fern zuhalten. Wer wusste, wie weit er gehen würde um sie davon abzuhalten und zu was er alles in der Lage war. Sie kannte ihn nicht. Er könnte beim besten Willen schon Menschenleben auf dem Gewissen haben.. An dem Tag des Fußballturniers war er immerhin kurz davor gewesen, den Jungen, der sie belästigt hatte, zu zerfleischen. Andererseits hatte er sie an dem Abend beschützt. Völlig in Gedanken versunken, bemerkte sie nicht, dass Ikuto ihr mittlerweile ziemlich nahe gekommen war. ,,Amuuuu.." Wiederholte Ikuto zum zehnten Mal. Er hatte sein linkes Bein so vor sich angewinkelt, sodass er sein Kinn darauf abstützen konnte. Fast schon gelangweilt, starrte er sie an und wartete darauf, dass er endlich eine Antwort von ihr bekam. Amu versuchte unauffällig von ihm weg zu rutschen, doch er bemerkte dies natürlich sofort und fing an zu grinsen. ,,Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, Amu." Sagte er. Ihre Mimik verzerrte sich. ,,I-Ich hab keine Angst!" Sagte sie etwas angegriffen. ,,Oooh.." Machte er beeindruckt. ,,Dann beweis es." ,,Ich muss dir rein garnichts beweisen." ,,Also hast du doch Angst.." ,,Hab ich nicht!" Ikuto lehnte sich zu ihr rüber und stützte sich auf seinen Händen ab, sodass er wie eine Raubkatze über ihr kauerte. Überrumpelt von seiner plötzlichen Annäherung, fiel Amu auf ihre vier Buchstaben und lag perplex unter Ikuto im Gras. Er ließ sich Zeit, wärend er sie genau musterte. Er wusste nämlich, was er damit bei ihr auslöste und es war ziemlich gemein. Aber Ikuto war nunmal Ikuto und er liebte sein neues Hobby; Amu zu ärgern. Ihre Wangen zierte mittlerweile ein verlegenes Rosa. Sie versuchte sich zusammen zureißen, um zu zeigen, dass sie sich von ihm nicht so leicht aus der Rolle bringen ließ. Gegenseitig hielten sie ihre Blicke nun fest. Ikuto, weil er ihre Reaktionen hervor locken wollte und Amu, weil sie versuchte ihm Stand zuhalten. Es entwickelte sich langsam zu einem einseitigem Starrwettbewerb, was Ikutos Grinsen breiter machte. Im nächsten Moment, tat er etwas, dass er sehr selten tat. Er lachte. Sein Lachen war tief und ruhig doch es lag etwas unschuldiges darin, was Amus Herz für einen kurzen Augenblick höher schlugen ließ. Seine weißen, spitzen Zähne kamen zum Vorschein und sie fragte sich, wie sie sich wohl auf ihrer Haut anfühlen würden. NEIN. Schnell verscheuchte sie diesen Gedanken wieder, doch der Rotschimmer den er auf ihrem Gesicht hinterließ, war nicht so leicht weg zukriegen. ,,Du bist süß, wenn dir etwas peinlich ist." Schnurrte er in ihr Ohr. Amu sog scharf die Luft ein. ,,D-Das reicht!" Verkündete sie mit zittriger Stimme und versuchte ihn von sich weg zuschubsen. Ihre Hände lösten allerdings nicht viel aus außer, dass sie seinen Oberkörper unabsichtlicher Weise befummelte. Sein Lächeln wurde etwas schiefer. ,,Amu.." ,,OH! Tut mir leid!" Sagte sie verlegen und nahm ihre Hände sofort von seinem Oberkörper. Er gab ein letztes amüsiertes Lachen von sich und ließ sich dann nach hinten in die Wiese fallen. Amu nutzte die Chance um sich zu sammeln. Sie setzte sich wieder vernünftig hin. So weit wie das hinter einem Gebüsch versteckt nur möglich war. Dann überlegte sie einen Schritt weiter und stand auf. Ikuto sah sie fragend an. ,,Was tust du?" ,,Ich gehe." ,,Wieso?" Hnngghh. Das kann doch nicht wahr sein. Ohne ihm zu antworten, drehte sie sich um und ging. Ikuto war in Lichtgeschwindigkeit aufgestanden und hielt ihr Handgelenk fest. ,,Wohin gehst du?" Fragte er, diesmal lag etwas mehr Ernst in seiner Stimme. Amu drehte sich verwundert zu ihm um. ,,Wieso interessiert dich das so sehr?" Fragte sie. Ikuto antwortete zuerst nicht. Er hielt ihr Handgelenk immernoch fest. Amu spürte wie sein Griff etwas fester wurde. ,,Du bist wirklich vergesslich." Fing er an. Die Atmosphäre hatte sich plötzlich verändert. Ikuto hatte sich verändert. ,,Ich wurde dazu beauftragt, dich zu beschatten und von Hoshinas Tochter fern zuhalten." Amu wusste nicht wieso, doch sie spürte einen drückenden Schmerz in ihrer Brust, nachdem er diese Worte ausgesprochen hatte. Als hätte sich ein zehn Kilo schwerer Elefant auf ihre Lunge gesetzt. Sie riss ihr Handgelenk aus seinem Griff. ,,Anscheinend bin ich wirklich sehr vergesslich." Sagte sie und versuchte den enttäuschten Unterton nicht durchscheinen zulassen. ,,Versuch doch mich aufzuhalten." Murmelte sie bitter und ging.
~
Amu stand vor einem riesigen Gebäude welches komplett mit Glaß bedeckt war. So sehen wir uns also wieder, gruseliges Glaßgebäude. Mit Vorsicht betrat sie die Eingangshalle. Wahrscheinlich waren überall Überwachungskameras installiert. Sie musste aufpassen, nicht erkannt zu werden. Amu hatte ihre langen auffälligen rosanen Haare unter ihre Jacke gestopft und trug eine schwarze Kappe. Wenn man genau hinguckte, konnte man ihre pinken Haare zwar immernoch erkennen, doch Amu hoffte einfach, dass niemand dies tun würde. Sie zog ihre Kappe tiefer ins Gesicht und schleichte an der Rezeption vorbei zu den Fahrstühlen. Die Rezeptionistinnen beachteten sie zu ihrem Glück nicht. Amu drückte auf den Fahrstuhlknopf und wartete und wartete und wartete. Man, wie lange dauert das bitte.. Nervös drehte sie sich um und hielt Ausschau nach Ikuto. Doch er war nirgends zu sehen. DING. Erschrocken fuhr Amu zusammen. Sie stieß erleichtert die Luft aus, als sie realisierte, dass der Fahrstuhl seine Anwesenheit nur bekannt gegeben hatte.
Im Aufzug, war sie leider nicht alleine. Eine älterer Herr, der definitiv zu viele Ähnlichkeiten mit Kazuomi Hoshina besaß, begrüßte sie desinteressiert, als sie den Fahrstuhl betrat. Amu erwiederte seinen Gruß und drückte auf die 45. Als Anzu und sie von den Bodyguards hier her gebracht wurden, war das das Stockwerk, in welches sie gebracht wurden. Dem Mann neben ihr war aufgefallen, welche Nummer sie betätigte und war anscheinend ziemlich verdutzt darüber. Er fing an sie misstrauisch zu begutachten und Amu hätte sich dafür in den Hintern treten können, dass sie so dumm war und in seiner Gegenwart direkt dieses Stockwerk gedrückt hatte. Auf dieser Etage befand sich immerhin das Büro des BOSSES DIESER FIRMA. ,,Ups! Da hab ich mich wohl vertan.." Sagte Amu und fing an zu kichern. Ohne nachzudenken drückte sie einen X-beliebigen Knopf. Nervös guckte sie auf die Etagenanzeige über der Fahrstuhltür und hoffte inständig, dass der Mann es dabei beließ. DING. Die Fahrstuhltür öffnete sich. Doch niemand stieg ein oder aus. Der Mann guckte sie erwatungsvoll an und da fielen ihre die Schuppen von den Augen. ,,OH!" Machte sie und stieg aus. Es war die Etage, die sie als Tarnung gedrückt hatte. Sie warf noch einen kurzen Blick in den Aufzug, und sah wie der ältere Mann nur den Kopf schüttelte. Pfft. Als die Türen sich wieder schlossen, stieß sie einen erschöpften Seufzer aus. Das war wirklich anstrengend. Amu fing an sich umzusehen. Sie hatte nichtmal darauf geachtet ob sie hoch oder runter gefahren war. Doch es war ziemlich dunkel. Und weit und breit waren keine riesigen Fenster zu sehen. Bin ich etwa in den Keller gefahren? Außer ihr war keine Menschensseele anwesend. Etwas eingeschüchtert von der Dunkelheit und Leere machte Amu sich auf den Weg zur Treppe. Die Geräusche die ihre Füße auf dem Boden machten, waren das einzige, was man hören konnte. Plötzlich kam ihr der Gedanke, das Ikuto sie verfolgt hatte garnicht mehr so unangenehm vor. Dann wäre sie wenigstens nicht alleine in dieser gruseligen- ,,Ist das dein Ernst?!" Amu fuhr zusammen. Sie hatte gerade eine Männerstimme aus einem der Zimmer reden hören. Ihr Herz raste. Fuck. ,,Du hast hoffentlich eine gute Erklärung dafür." Da war sie schon wieder, die Männerstimme. Aber diesmal konnte Amu sich damit beruhigen, dass sie nicht gemeint war. Amu wollte eigentlich so schnell wie möglich wegrennen, doch dann hörte sie etwas, dass ihre Ohren größer machte. ,,Es kann doch nicht so schwer sein ein kleines, achtjähriges Mädchen zu entführen?!" Amu versteckte sich hinter einer Wand. ,,Ich hab dir gesagt, wie du es anstellen sollst. Und du hast es trotzdem vermasselt!" ,,Es tut mir leid.. Aber sie ist nicht einfach nur ein kleines Kind, sie ist die Tochter von Kazuomi Hoshina!" Amus Augen weiteten sich. Was- ,,Und weil sie das ist, war unser Plan, sie zu entführen und dann Lösegeld zu verlangen. Was meinst du, was der Grund dafür ist, warum wir nicht einfach irgendein Kind entführen?!" Amu musste bleiben. Sie MUSSTE bleiben, und herrausfinden, wer es war, der vorhatte Anzu zu entführen. Und dann musste sie es verhindern!
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Ich freue mich unglaublich über Kommentare :)
Es interessiert mich nämlich sehr was ihr denkt und motiviert mich unglaublich dazu, schnell weiter zu schreiben! ♥
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Tale of a runaway
FanficAmu Hinamori (16), ist eingesperrt. Eines Tages schafft sie es, sich aus den Fesseln ihrer Stieffamilie zu befreien und rennt weg. Was passiert, nachdem sie es geschafft hat wegzulaufen? Und wer ist dieser geheimnisvolle Junge der immer wieder in ih...