Amu presste sich mit dem Rücken gegen die kalte Wand. Sie stand hinter der Ecke und belauschte das Gespräch, welches in einem der Räume stattfand. Anzu Hoshina war in Gefahr, entführt zu werden. Und die Täter, die dies vorhatten, waren keine zehn Meter von Amu entfernt. Sie atmete leise, jedoch sehr nervös und hektisch. Am liebsten wäre sie aus dem Gebäude gerannt, doch Amu zwang sich, an Ort und Stelle stehen zu bleiben. ,,Na Schön. Man kann jetzt auch nichts mehr daran ändern.." Ertönte die tiefe Stimme wieder. ,,Und was machen wir jetzt?" Fragte die zweite, männliche Stimme, die ebenso dunkel jedoch etwas unsicherer wirkte als die andere. ,,Wir müssen auf Plan B zurück greifen." Kurze Pause. ,,Plan B?" Amu hörte auf einmal nichts mehr von der tieferen Stimme, die anscheinend dem Leiter der Truppe gehörte. Er hatte sich wahrscheinlich etwas von der Tür entfernt. Amu biss sich auf die Unterlippe. Na toll. Nach kurzen Überlegungen, beschloss sie schließlich einen Annäherungsversuch zu starten, um den Anführer wieder hören zu können. Sie fing an zur Kante der Wand zu tapsen und lugte um die Ecke in den dunklen Flur. Amu konnte keine Umrisse von gar nichts erkennen. Der Flur war pechschwarz. Doch sie war sich sicher, dass sich irgendwo in der Dunkelheit die Tür zu dem Raum mit den Gangstern befand. Amu atmete einmal tief ein und fing an in die Dunkelheit zu schreiten. Ihr Körper war angespannt. Wenn sie jetzt ein Geräusch machen würde oder sich die Tür öffnen würde, dann wäre sie er-le-digt. Nach einigen Schritten, hatte sie sich einigermaßen beruhigt und versuchte die Stimme des Anführers auszumachen. Hmm..
Plötzlich wurde ihr der Mund von hinten zugehalten und ein fester Griff um ihre Taillie, hinderte sie daran, sich loszureißen. Amu wollte schreien, doch das wäre in dieser Situation wirklich nicht sehr schlau gewesen. Sie biss in die Hand der Person, woraufhin diese sofort los ließ und ein Zischen von sich gab. Amu fühlte sich wie eine Siegerin, doch dieses Gefühl hielt nicht lange an. Keine Sekunde später, ging die Person wieder auf sie los. Diesmal zog sie Amu am Handgelenk aus dem dunklen Flur. Verwirrt ließ Amu sich mitreißen. Als sie sich wieder in einem etwas helleren Bereich befanden, schubste die Person Amu leicht gegen die Wand und stützte ihre linke Handfläche direkt neben Amus Gesicht ab. Mit großen Augen blickte Amu zum ersten Mal in das Gesicht der Person und erschrak fast schon nicht. Ikuto stand unmittelbar vor ihr und beugte sich leicht zu ihr runter. Seine dunkelblauen Augen funkelten sie wütend an. ,,Ikuto, was-" ,,SCCHH!" Ließ er sie sofort verstummen, bevor sie ihre Frage auch nur zur Hälfte aussprechen konnte. Das brauchte sie sowieso nicht, da er sich schon denken konnte, was sie ihn fragen wollte. Doch in diesem Moment, interessierte es ihn kein bisschen, dass Amu verstand warum er hier war. Sie durften auf keinen Fall erwischt werden und das bedeutete, sie mussten leise sein. Außerdem war er sauer. Amu fing an zu schmunzeln. ,,Ikuto, ich-" ,,Amu, sei leise." ,,Nein. Ikuto, du bist jetzt leise. Was tust du hier?!" Fragte Amu sauer. Ikuto schielte in die Richtung des dunklen Flurs. Wenn Amu weiter so laut reden würde, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie von den Typen gehört werden würde. ,,Das selbe könnte ich dich fragen. DU hast hier nichts zu suchen." Zischte er wütend. Amu zuckte zusammen. Ikuto hatte noch nie so mit ihr gesprochen. Andererseits tat sie es ständig mit ihm.. Aber das war ja auch selbstverständlich. IKUTO war schließlich derjenige, der SIE ständig verfolgte und IHR auf die Pelle rückte.. Amu stöhnte genervt. ,,Das geht dich nichts an, Ikuto." Zischte sie ihn in dem selben Ton an. ,,Und jetzt entschuldige mich bitte, ich hab was zu tun." Bevor Amu auch nur einen Schritt zu Seite machen konnte, stützte Ikuto nun auch seine rechte Hand gegen die Wand hinter ihr ab und versperrte ihr so den Weg. Hngghh.. ,,Ikuto.." Knurrte Amu. Ikuto trat einen Schritt näher, als hätte sie ihn zu sich gerufen. ,,W-Was tust du?!" Amus Stimme wurde etwas lauter, was Ikuto garnicht gefiel. Er war in diesem Moment anscheinend der Einzige, der verstand, wie gefährlich die Situation war und Amu machte es nicht besser, wenn sie anfing rumzubrüllen. Er musste etwas tun, bevor es zu spät war. ,,Nimm sofort deine Hand-" Amu verstummte. Beziehungsweise, Amu wurde stumm gemacht. Wie durch Magie. Man hätte eine Nadel auf dem Boden fallen hören können. Und es war ein Teppichboden. Amus Augen waren geweitet. Wie zwei riesige Fingerfoodteller. Ikuto hatte sie gegen die Wand gepresst. Seine Lippen lagen direkt auf ihren. Fast schon aggressiv, hatte er ihren Mund eingenommen und ihr somit jegliche Möglichkeit zum Sprechen geraubt. Dazu kam noch, dass sie sich nicht bewegen konnte. Teilweise, weil Ikuto sie so fest gegen die Wand gedrückt hatte und teilweise weil sie so perplex war, dass sie nichtmal wusste, wieso sie hier war, geschweige denn, wie sie überhaupt hier her kam. Das Einzige, was sie in diesem Moment wusste, wohl eher spürte, waren Ikutos Lippen. Seine warmen, aufdringlichen und großen Lippen die viel größer waren als ihre eigenen. Ikutos Augen waren geöffnet und er sah Amu durchdringend an. Er beobachtete ihre Reaktion wärend des Kusses genau. Sie bewegte sich kein Stück. Sie war eingefrohren. Doch ihr Gesicht wurde langsam rot, was ein gutes Zeichen dafür war, dass sie noch lebte. Er verfolgte mit, wie ihre Augen zuerst vor Schock geweitet waren und sich mit der Zeit langsam entspannten. Verschiedene Goldtöne glitzerten in ihrer Iris umher. Ikuto ertappte sich dabei, wie er versuchte sie zu zählen, doch es waren zu viele und sie verschmolzen alle so miteinander, dass es dann doch nur ein Einziger war. Er konnte ihren kleinen zierlichen Mund ohne Mühe unter seine Kontrolle bringen. Ihre zarten Lippen fühlten sich so empfindlich an, dass Ikuto das Gefühl hatte er könnte sie ganz einfach Kaputt machen. Was zuerst ein Versuch, Amu vom Reden abzuhalten war, verschlug ihm aufeinmal die Sprache und seine Sinne verloren ihre schärfe. Er fing plötzlich an seine Lippen zu bewegen, was Amu zum quitschen brachte. Doch er ignorierte dies und fuhr damit fort, seinen Mund abwechselnd zu öffnen und wieder zu schließen. Jedesmal, wenn er ihn schloss, saugte er leicht an ihrer Unterlippe. Amu krallte sich daraufhin an seinen Pullover fest, da ihr sonst nichts anderes blieb. Sie war ihm vollkommen ausgeliefert. Sie schmeckte ganz leicht einen bittersüßen Kaffegeschmack in seinem.. Mund. Ein scharfer, maskuliner Duft gewann plötzlich ihren Geruchssinn für sich. Sie hatte nie bemerkt, wie Ikuto roch und sie wusste auch nicht wieviel ein Duft ausmachen konnte. Amu fühlte sich komisch. Sie fühlte sich so, als dürfte sie solche intimen Gerüche und Geschmäcker an Ikuto garnicht wahrnehmen. Sie fühlte sich, als würde sie an einer verbotenen Frucht kosten. Nach einer knappen Minute, hatte Amu es aufgegeben. Ikuto hatte mittlerweile seine rechte Hand in ihren Haaren vergraben und seine linke unterhalb ihres Rückens platziert, um sie immer mehr an sich ran zuziehen. Er hatte die Kontrolle verloren. Man hörte nur noch leise Kussgeräusche und das schwere Atmen von dem blauhaarigen Jungen. Amu gab ab und zu ein verlegenes und unkontrolliertes "Hnngh" oder "Mmhh" von sich, womit sie Ikuto jedesmal unbeabsichtigt etwas rasender machte. Sie verstand es nicht. Sie konnte es nichtmal zugeben, dass es ihr gefiel, was Ikuto mit ihr machte. Sie verstand es nämlich einfach nicht. Ihre Gedanken kreisten und es fühlte sich so an, als würde sie durch Wolken fliegen. Vielleicht wollte sie es auch einfach nicht zugeben, dass es ihr gefiel. Tatsache war aber, dass sie aufgehört hatte, sich zu wehren. Ikuto saugte ein letztes Mal an ihrer Unterlippe und ließ diese dann los. Er öffnete langsam seine Augen, die er im Prozess geschlossen hatte und blickte ungläubig auf das Mädchen vor sich, welches er gerade wahrscheinlich völlig verstört hatte. ,,Amu?" Fragte er. Amu starrte durch ihn hindurch. Sie fuhr sich mit ihrem Zeigefinger über die leicht geschwollenen Lippen. Ikuto hatte es geschafft. Amu hatte aufgehört zu reden. Wahrscheinlich für immer.
~
,,Dieses Mädchen ist UNMÖGLICH." Knurrte Rento wärend er aufgebracht auf und ab lief. Er war anders als sonst. Und die Person, die dafür verantwortlich war, befand sich nicht in diesem Raum. Geschweige denn, irgendwo. Amu war seid insgesamt drei Stunden nicht aufzufinden. ,,Rento jetzt beruhige dich doch erstmal. Du solltest nicht direkt davon ausgehen, dass sie abgehauen ist. Vielleicht ist ihr etwas passiert." Versuchte Kaidou seinen Bruder auf den tatsächlichen Ernst der Lage zu führen. Rento schnauffte. ,,Ich habe überall nach ihr gesucht. ÜBERALL." Kukai hatte die beiden seid einer guten halben Stunde beobachtet, wie sie über das wiederholte Verschwinden von Amu diskutierten. Wie immer, hielten sie sich Kukais Meinung nach viel zu sehr mit der Diskussion auf, anstatt etwas zu unternehmen. Aber er konnte nicht anders, als Rento ein kleines bisschen in dem Punkt Recht zu geben, dass Amu eine Vorliebe fürs Wegrennen entwickelt hatte. Er sah auf die Uhr. Seid drei Stunden, war sie schon verschwunden. Das letzte mal, als Kukai sie gesehen hatte, war vor fünf Stunden. In dem Flur. Als er sie... ,,AAAAAAAAAAHHHHHHHH!!!" Schrie Kukai plötzlich auf. Rento und Kaidou zuckten zusammen. Sie starrten ihn entgeistert an. Doch Kukai machte sich nicht die Mühe ihnen irgendwas zu erklären. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, die peinlichen Emotionen aus seinem Kopf zu kriegen. Sein Gesicht war glühend heiß. Kaidou runzelte seine Stirn. ,,Okey.."
Amu trat an die Tür von den Soumas. Sie starrte das dunkle Holz eine Weile lang gedankenverloren an.
Flashback
,,Amu?" Wiederholte Ikuto seine Frage. Sie blickte auf. ,,Hm?" Machte sie verträumt. ,,Gehts dir gut?" Fragte er. Amu nickte und weichte dabei seinem Blick aus. ,,Soll ich dich Nachhause bringen?" Fragte er. Amus Augen weiteten sich. War er von allen guten Geistern verlassen worden? ,,N-Nein.." Murmelte sie knapp und stolperte an ihm vorbei in Richtung Treppenhaus. Ikuto sah ihr nach, wie sie in den Fluren verschwand und konnte nicht anders, als sich über die Lippen zu lecken.
Flashback Ende
Sie klopfte zwei Mal schwach gegen die Tür und wartete. Die Tür wurde geöffnet und Kukai stand vor ihr. ,,Amu.." Begrüßte er sie lächelnd. Anscheinend erinnerte er sich im nächsten Moment an etwas ziemlich peinliches und guckte verlegen auf dem Boden. Normalerweise hätte Amu nachgefragt, doch sie war zu sehr durch den Wind, um einen klaren Gedanken fassen zukönnen. Sie hatte außerdem auch keine Chance, irgendwie weiter mit Kukai zu interagieren, da er im nächsten Moment beiseite geschubst wurde. Von einem mutierten Rento-mon. ,,Wo.. Warst.. Du.." Er ließ jedes einzelne Wort langsam aus seinem Mund kommen, damit es selbst der dümmste verstehen würde. Wie durch Zauberrei, konnte Amu wieder klar denken. Ob das zu ihrem Vorteil war, war eine andere Sache. ,,Ich? Ich.." Sie überlegte. Rento wurde ungeduldig und zog sie in das Haus rein. Ohne eine Anweisung zu bekommen schloss Kukai die Tür für ihn. Er wusste, dass Rento sich gerade in einem sehr reizbarem Zustand befand. Jede Kleinigkeit könnte das Faß zum überlaufen bringen. Und die, die es zu spüren bekommen würde, war Amu. ,,Ich habe auf dich gewartet. Wo warst du?!" Stellte er die Frage zum zweiten Mal. Diesmal musste Amu ihm wirklich eine bessere Antwort geben, wenn sie aus dieser Situation lebend rauskommen wollte. ,,Ich war im Park." Sagte sie. Rentos Mund klappte auf und Kukai klatschte sich die Hand vor die Stirn. ,,Im Pa- Was hattest du im PAAAARK zu suchen?" Fragte er mit einer deutlichen Betonung auf dem Wort "Park". ,,Ich hab Anzu gesucht, ABER ich hab sie nicht gefunden. ABER DAFÜR-" ,,AMU HINAMORI!" Schrie Rento sie an. Amu fuhr zusammen. Rentos Augen formten sich zu schlitzen. ,,Das war sehr gefährlich." Sagte er und streichte ihr über den Kopf. Entgeistert starrte Amu ihn an. Er lächelte. ,,Geh heute früh ins Bett." Sagte er fröhlich und ging in sein Zimmer. Das lief besser als gedacht.. Kaidou stand seufzend auf. Amu hatte garnicht bemerkt, dass er sich die ganze Zeit über im Raum befand. Ohne etwas zu sagen, verschwand er ebenfalls. Übrig blieben Kukai und Amu. Und eine unangenehme Stille. ,,Was war das?" Fragte Amu. Kukai grinste schief. ,,Das war Rento." Antwortete er. ,,Muss ich mir Sorgen machen?" ,,Dafür ist es schon zu spät, glaube ich."
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Ich hoffe euch hat es gefallen.
Bitte schreibt mir eure Meinung :D
Diese Kapitel ist immerhin etwas besonderes, da Ikuto und Amu ihren ersten Kuss hatten *o*
Wart ihr zufrieden damit? Was gibt es zu kritisieren? :) Irgendwelche Meinungen oder Anregungen?
Immer her damit ♥
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Tale of a runaway
FanfictionAmu Hinamori (16), ist eingesperrt. Eines Tages schafft sie es, sich aus den Fesseln ihrer Stieffamilie zu befreien und rennt weg. Was passiert, nachdem sie es geschafft hat wegzulaufen? Und wer ist dieser geheimnisvolle Junge der immer wieder in ih...